AboAbonnieren

Während AuszeitVatikan verbot Vertreter Rolf Steinhäuser Kontakt zu Woelki

Lesezeit 3 Minuten
Rolf Steinhäuser

Weihbischof Rolf Steinhäuser

Weihbischof Rolf Steinhäuser, der bis zum 1. März als Apostolischer Administrator das Erzbistum Köln leitet, hat nach seinen Worten vom Vatikan ein „deutliches Kontaktverbot“ zu Erzbischof Kardinal Rainer Woelki erhalten. Der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, habe ihm untersagt, mit Woelki während dessen päpstlich verordneter „geistlicher Auszeit“ über das Bistum zu sprechen, sagte Steinhäuser am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in der Karl-Rahner-Akademie.

Er habe dem Erzbischof, zu dem er eine „sachliche Beziehung“ habe, nur zu Beginn der Auszeit und zu Weihnachten geschrieben. Inzwischen dürfe er wieder Kontakt zu Woelki haben, der am Aschermittwoch zurückkehren soll; kürzlich hätten sie miteinander gesprochen.

Bei der Veranstaltung diskutierten Schwester Emmanuela Kohlhaas, Priorin des Klosters der Benediktinerinnen in Raderthal, und Steinhäuser darüber, was gute Leitung ausmacht. Anlass war das Erscheinen des Buchs „Die neue Kunst des Leitens“, das Kohlhaas, die sich auch als Coach und Organisationsberaterin mit Führungsaufgaben auskennt, geschrieben hat und das im Verlag Herder erschienen ist. Dessen Cheflektor und Co-Geschäftsführer Simon Biallowons moderierte das Gespräch, in dem es immer wieder um die Krise des Kölner Erzbistums, die Rolle Woelkis und Steinhäusers Tätigkeit als Übergangsverwalter ging.

Kirchenmitglieder schrieben „zahllose Briefe“

Für ihn sei es eine „Überraschung“ gewesen, „wie viele Leute bereitwillig auf mich zugekommen sind“, und eine „großartige Erfahrung, wie viele Menschen sich einlassen“, sagte der Weihbischof. „Ich hatte den Eindruck, dass ein Gremium nach dem anderen kippt – im positiven Sinn.“ Geholfen habe ihm sein „echtes Interesse an Menschen“, das „fast immer ein Türöffner“ sei. Zum Negativen gehöre, dass er „zahllose Briefe“ von der Kirche nahestehenden Menschen bekommen habe, die ihm geschrieben hätten: „Ich kann nicht mehr. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als die Kirche zu verlassen“. Das habe ihn „traurig, nachdenklich und hilflos“ gemacht; ihm sei klar, dass er „die Kirchenaustrittswelle nicht brechen“ könne. „Die vielen Einzelfälle zu erleben, ist eine harte Erfahrung.“

Diskussion über Probleme der Kirche geführt

Kohlhaas lobte ihn dafür, was er in viereinhalb Monaten geleistet habe. Ihm sei es gelungen, „dass die Mauern anfangen zu bröckeln“. Diese Erfahrung des Dialogs sei „nicht reversibel“ und setze „neue Maßstäbe“. Entscheidend für gelingende Leitung sei entgegen einem Führungsverständnis, das auf Entscheidungen von oben herab setze, das „Gespräch auf Augenhöhe“, sagte die Ordensschwester. Und das Miteinander funktioniere, „wenn die Kommunikationsregeln klar sind“. Entstünden Krisen, gegen die keine Gemeinschaft gefeit sei, komme es darauf an, die Probleme klar zu benennen, statt ihnen auszuweichen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was die Probleme der katholischen Kirche angeht, hatte Werner Höbsch, Vorsitzender des Trägervereins der Akademie, vor Beginn der Diskussion deutliche Worte gefunden: Vielen sei klar, dass ein „absolutistischer, autoritärer Leitungsstil nicht mehr zeitgemäß“ sei – und auch „nicht evangeliumsgemäß“.

Steinhäuser nannte als Probleme etwa die „nachlassende Bindekraft der Kirche“, „systemische Gründe“ wie die „Überhöhung des Priesterbildes“ und die „Verdunstung der Glaubenssubstanz“. Von Norbert Bauer, Leiter der Karl-Rahner-Akademie, auf den Missbrauchsskandal angesprochen, sagte Höbsch, dieser sei nicht „Grund der Krise“, sondern „Anlass und mächtiger Katalysator“.

„Eine lange Reihe von Konfliktgesprächen“

Steinhäuser zeigte sich beeindruckt davon, wie ein Kommunikationstrainer die jüngsten Sitzungen des Diözesanpastoralrats, des wichtigsten Beratungsgremiums von Kardinal Woelki, begleitet habe. Ein solcher Coach, der „die Regeln macht“ und in der Lage sei, sie „durchzuziehen“, sorge dafür, dass ein „geordneter Austausch“ zustande komme. Daran anknüpfend formulierte er vorsichtig: „Würde es für den Kardinal einen gecoachten Wiedereinstieg geben, würde ich nicht sagen, dass das nicht gehen könnte.“

In jedem Fall werde es nach dessen Rückkehr „eine lange Reihe von Konfliktgesprächen“ geben. Die Gremien, die „an Selbstbewusstsein, Kraft und Vertrauen zueinander gewonnen“ hätten, seien vorbereitet. Zu seiner eigenen Rolle sagte Steinhäuser. „Ich weiß nicht, wie der Kardinal mit mir umgehen möchte.“