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Test an der Uni KölnHandy-App „Wayguard“ soll den Heimweg sicherer machen

Lesezeit 4 Minuten

Köln – Eine neue Handy-App soll insbesondere Frauen ein besseres Gefühl in obskuren Situationen geben – und im Bedarfsfall für schnelle Hilfe sorgen. „Wayguard“ heißt die App, die der Versicherungskonzern Axa in Abstimmung mit der Kölner Polizei entwickelt hat. „Die App ermöglicht es, einen Begleiter auf dem Smartphone zuzuschalten und gleichzeitig einen Notruf an eine zentrale Leitstelle zu senden“, erläutert Axa-Experte Albert Dahmen. Derzeit startet das Unternehmen einen Wirkungstest an der Universität Köln.

Die Begleit-App wird von der Kölner Polizei empfohlen. „Wir haben aber schon vor den Ereignissen der Silvester-Nacht mit der Axa an dem Projekt gearbeitet“, sagt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Baldes. Nun sei die App noch wichtiger geworden. Denn immer mehr Menschen hätten sich in der letzten Zeit mit Abwehrwaffen wie Pfefferspray und Gaspistolen versorgt. „Wir raten vom Einsatz solcher Waffen ab“, sagt Baldes. Es sei für Opfer, die sich von einem potenziellen Täter bedroht fühlen, sehr schwierig, den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz der Waffe zu finden.

Kölner Polizei macht Präventionsvorschläge

Nicht immer sei die Bedrohungssituation auch sofort klar. Wer aber bei einem tatsächlichen Täter zögere, der müsse damit rechnen, dass ihm die Waffe entwendet und gegen ihn selbst eingesetzt werde. Daher hat die Kölner Polizei Präventionsvorschläge für den Nachhauseweg entwickelt, die man ebenfalls über die Axa-App aufrufen kann.

„Wir möchten dass sich jeder überall frei bewegen kann, doch er sollte Gefahrensituation möglichst vermeiden“, sagt Kommissar Baldes. Nicht immer ist das aber möglich. Wer durch einen dunklen oder einsamen Weg gehen muss, dem soll nun Wayguard ein hilfreicher Begleiter werden. „Sie können einen Freund oder Bekannten zuschalten, der sie begleitet und auf seinem Smartphone genau ihren Standort sieht“, erklärt Dahmen. Möglich ist es, sich mit dem Begleiter zu unterhalten, zu chatten oder ihn nur „mit sich zu tragen“.

Ist man gut angekommen, reicht es, die App auszuschalten, dann wird dem Begleiter die sichere Ankunft signalisiert. Den Notruf kann übrigens auch der Begleiter wählen, falls der Kontakt plötzlich abbricht oder der Wayguard-Träger um Hilfe bittet. „Der Notruf geht an die bundesweite rund um die Uhr aktive Bosch-Leitstelle.

Axa sucht Testkandidatinnen in Köln

Diese informiert dann die regional zuständige Polizeidienststelle und kann sofort die genauen Koordinaten des Opfers übermitteln“, erklärt Dahmen. Daher könne der Begleiter bei Wayguard auch in Hamburg sitzen, während der Wayguard in Köln aktiv ist.

Die Axa startet jetzt den Praxistest der App. Dafür sucht der Versicherer an der Universität Köln Testkandidatinnen, die die kostenfreie App im Apple- oder Android-Store herunterladen und über ihre Erfahrungen damit berichten. Insgesamt sollen rund 1500 Personen das Produkt über Monate testen. Interessenten können sich per E-Mail-Adresse registrieren. Sie werden dann auch informiert, wenn der „Wayguard“ öffentlich zugänglich wird.

Hohe Hemmschwelle, die 110 zu wählen

„Es gibt heute immer noch eine hohe Hemmschwelle, bei Gefahr den Polizeinotruf 110 anzurufen“, stellt Hauptkommissar Baldes fest. Immer noch glaubten viele, dass sie für den Einsatz der Sicherheitskräfte zahlen müssten, wenn diese irrtümlich alarmiert würden. Das sei aber nicht der Fall.

Die App hält der Experte für eine gute Hilfe. Sie gebe Sicherheit und Selbstbewusstsein. „Und in 99,9 Prozent aller Fälle braucht man den Notruf nicht zu aktivieren“, sagt Baldes. Sei dies aber geboten, wäre es gut, wenn eine Polizeidienststelle sofort den genauen Aufenthaltsort des potenziellen Opfers kenne und so zielgerichtet Hilfe senden könne.

Eine Versicherung ist übrigens nicht mit Wayguard verknüpft, betont die Assekuranz. Auch die gesammelten E-Mail-Adressen werden laut den Angaben auf der Online-Seite ausschließlich für Informationen rund um die App genutzt. Das Projekt solle allein der Image-Werbung dienen.

Es stammt aus dem Team Axa Transactional Business, einer „Denkfabrik“, in der Lösungen für Alltagsprobleme der Menschen außerhalb des klassischen Versicherungs-Geschäftes entwickelt werden sollen, skizziert Dahmen den Ansatz. „Dafür haben wir nicht nur einen sechsstelligen Etat, sondern vor allem zehn volle Mitarbeiterstellen zur Verfügung“, sagt Michael Bongartz, Axa-Vorstand Kundenmanagement.

www.wayguard.de