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WeltfrauentagWer ist die Frau im „Kölner Stadt-Anzeiger“-Kostüm?

Lesezeit 3 Minuten
Elke Franke mit einem Hut, der mit Zeitungsseiten geschmückt ist, zwischen Jecken auf der Severinstraße

Elke Franke als „Kölner Stadt-Anzeigerin“

Sie ging zu Karneval im „Kölner Stadt-Anzeiger“-Kostüm. Nun erzählt Elke Franke, wie es dazu kam und warum für sie der Weltfrauentag wichtig ist.

„Das war Wahnsinn, wie oft ich fotografiert worden bin. Die Leute fanden es toll“, erzählt Elke Franke noch immer begeistert. Zum Fastelovend hatte sie sich als „Kölner Stadt-Anzeigerin“ verkleidet. Aus vielen Lagen Zeitungsseiten hatte sie sich einen ausladenden Rock genäht. „Einfach Klebeband und dann zusammennähen. Und zum Wetterschutz ein bisschen Klarlack auf das Papier.“

Elke Franke im Kostüm mit Zeitungsseiten-Rock

Elke Franke mit Zeitungsseiten-Rock

Sie erregte Aufsehen. So viel, dass ein Foto von ihr über Facebook an die Redaktion geschickt wurde und wir sie dann ebenfalls über die sozialen Netzwerke gefunden haben. „Erst dachte ich, es ging um Copyright oder Markenschutz“, lacht sie. War aber dann sofort bereit für ein Interview, nachdem erklärt wurde, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“ stolz auf eine solche Repräsentantin ist – und sie deshalb kennenlernen wollte.

Ich musste noch nie um etwas kämpfen
Elke Franke

Die Zeitung sei ein wichtiger Identifikationspunkt in dieser Stadt, sagt Elke Franke, die selbst ein Immi aus Ahaus ist, aber schon Jahrzehnte in Köln lebt. Das hätten die starken Reaktionen der Zuschauer gezeigt. Und diese Zeitung zum Weltfrauentag in „Kölner Stadt-Anzeigerin“ umzubenennen, sei eine gute Idee.

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Der Tag sei wichtig, sagt sie. Obwohl sie selbst nie Benachteiligung erfahren habe. „Ich musste noch nie um etwas kämpfen“, sagt die 48-Jährige. „Wir können sehr froh sein, dass wir hier in Deutschland wohnen. In vielen anderen Ländern ist die Lage ganz anders.“

Elke Franke vor einem Spiegel

Elke Franke zu Gast im Pressehaus an der Amsterdamer Straße

Elke Franke arbeitet als Biologisch-Technische Assistentin in der medizinischen Forschung an der Uni Köln. Das Geschlecht spiele hier eigentlich keine Rolle. „Ich arbeite zusammen mit einem Kollegen, wir haben eine weibliche Chefin.“ Überhaupt sei dieser Beruf eher frauenlastig. An der Uni, sagt sie, spiele eher die Hierarchie eine Rolle: Wer hat einen Doktortitel und wer nicht.

Ich finde Gendern gut, weil es polarisiert
Elke Franke

In offiziellen Schreiben ist sie zum Gendern angehalten. „Ich finde Gendern gut, weil es polarisiert. Und dadurch redet man über das Thema. Man muss auf die Ungerechtigkeiten hinweisen.“ Privat sei ihr das Gendern allerdings eher fremd. Sie ist dagegen, aus allem ein Dogma zu machen. „Vielleicht könnte man eine kölsche Lösung finden und zum Beispiel alle Geschlechter mit ‚dat‘ bezeichnen.“

Elke Franke wohnt in der Nähe des Hotspots Neumarkt. „Viele meiner Freundinnen fragen oft ganz entsetzt: Da gehst du abends alleine lang?“ Sie habe damit überhaupt kein Problem, sei noch nie belästigt worden. „Es könnte sein, dass es daran liegt, dass ich groß bin, fast 1,90.“ Zierlichere, kleinere Freundinnen jedenfalls seien da zögerlicher – und würden auch öfter angemacht, wie sich auch an Karneval wieder gezeigt habe.

Jeder kann mit seinem Körper machen, was er will
Elke Franke

Offenbar gebe es also doch noch immer „Opfertypen“. „Das ist eigentlich in der heutigen Zeit ein Unding, dass man sich als Frau irgendwie drauf einstellen muss, dass sich Männer nicht im Griff haben.“ Dass Opfer nach Übergriffen noch immer gefragt würden: Was hattest du denn an, warum bist du denn überhaupt da gewesen?

Eigentlich sei es klasse, wenn Frauen zu Karneval rumlaufen könnten, wie sie wollten – und wenn auch nur mit Heftpflastern auf den Brüsten. „Jeder kann mit seinem Körper machen, was er will. Männer gehen schließlich auch oben ohne.“

Doch manchmal ertappe sie sich selbst dabei, in altmodische Denkmuster zurückzufallen. „Karneval habe ich auch ein paarmal gedacht, wenn ein Mädchen einen sehr kurzen Rock trug: Mädel, das ist aber wirklich ein bisschen knapp.“ Abgesehen davon, dass es ihr selbst auch einfach zu kalt wäre.

Dass es eine Frauenquote gibt, findet Elke Franke gut. „Solange keine Gleichberechtigung von allein zustande kommt, ist das notwendig.“ Die Diskussion um ein weibliches Dreigestirn hat sie allerdings nicht verfolgt. Nun überlegt sie mit ihren Freundinnen, welches Kostüm in der nächsten Session ansteht. „Wir machen irgendwas mit Papageien, sehr bunt und ein bisschen sexy.“ Denn Auffallen möchten sie schon.