Über Politik und Stadtverwaltung wird in Köln oft gemeckert – ist das berechtigt? In unserer Serie „Wo steht Köln?“ haben wir den Check gemacht.
„Wo steht Köln?“Wir haben die Arbeit von Politik und Verwaltung analysiert – das Ergebnis
Bestandsaufnahmen sind ein mühsames Geschäft. Die Basis bilden – oft, aber nicht immer – die blanken Zahlen. Zum Beispiel diese: Knapp 1,1 Millionen Menschen leben in Köln. Jeder einzelne davon ist Teil der Stadt, gestaltet und nutzt sie, hat Wünsche und Bedürfnisse an sie, möchte mitreden und von den gewählten Politikerinnen und Politikern gut vertreten werden.
Die Zahlen zu kennen, ist das eine. Sie einzuordnen und die Informationen abzuwägen, macht aus der schieren Aufzählung erst eine tiefere Bestandsaufnahme. In unserer Serie haben wir uns die wichtigen Themenfelder der Stadt vorgenommen, von Klimaschutz, Schulen und Wohnungsbau über Verkehr und Wirtschaft bis hin zu Sicherheit und Sozialem.
Und natürlich auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die Verwaltung und die Politik. Wir haben mit Fachleuten gesprochen und Daten ausgewertet, in die Vergangenheit geschaut und den Blick in die Zukunft gewagt.
Alle ausführlichen Analysen und Experteninterviews aus unserer Serie „Wo steht Köln?“ finden Sie hier.
Hier finden Sie Kurzzusammenfassungen zu allen Themen.
Kriminalität: Warum Kriminalität und Unfallzahlen wieder stark steigen.
Schule: Warum der Schulbau die Achillesferse der Stadt ist – und wie sie das Problem beheben will.
Wirtschaft: Kölns wirtschaftliche Voraussetzungen sind hervorragend – eigentlich. Hier die Kurzzusammenfassung zum Thema.
Verkehr: Warum die Verkehrswende ein zähes Projekt ist.
Soziales: Stadt half Geflüchteten vorbildlich, doch die soziale Lage bleibt prekär.
Viel Potenzial, viel Luft nach oben
Wo also steht Köln? Die Quintessenz: Köln als Stadt hat immenses Potenzial, doch Politik und Verwaltung kommen nicht besonders gut weg in Gesprächen mit den Experten. Im Rathaus und im Gestaltungsbündnis aus Grünen, CDU und Volt gefällt das nicht jedem, die Verantwortlichen sehen ihre Leistungen teils zu wenig gewürdigt, beschweren sich über die vielen Altlasten, die abzuarbeiten sind.
Tatsächlich hat sich die Verwaltung beispielsweise beim Schulbau auf den Weg gemacht, sie will die Großbauprojekte besser planen als bisher und sie investiert in den Klimaschutz. Der Rat und dabei vor allem das Bündnis müht sich an der Verkehrswende ab, im Zentrum steht die Frage: Wie viel Auto darf es noch sein? Doch wer sich zur Wahl stellt, vorher den Wählerinnen und Wählern große Versprechen und Hoffnung macht, sollte sich nicht wundern, wenn das hinterher überprüft wird.
Rekers bemerkenswerte Aussagen
Wir haben in dieser Serie eine Oberbürgermeisterin erlebt, die bemerkenswert offen erklärt hat, wie laut ihrer Aussage beschränkt ihre Handlungsmöglichkeiten als OB sind – Sätze, die sie früher nicht gesagt hat. Stellvertretend dafür sind drei Beispiele: „Glauben Sie, dadurch dass man etwas zur Chefinnensache erklärt, würde es besser werden?“ Oder: „Die Gemeindeordnung stattet mich mit dem selben Instrumentenkoffer aus wie den Oberbürgermeister von Remscheid, das so groß ist wie der Stadtbezirk Nippes.“ Und: „Oberbürgermeisterinnen oder Oberbürgermeister erfahren immer wieder, dass es Grenzen gibt, die sich mit noch so viel Kraftanstrengung nicht verrücken oder überwinden lassen.“
In Köln ist und bleibt es weiter möglich, dass ein viel besuchtes Haus wie das Römisch-Germanische Museum am Dom Ende 2018 geschlossen wird – und vier Jahre danach immer noch nicht Pläne für die Sanierung vorliegen. Sie sollen nächstes Jahr folgen.