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Zum 70. GeburtstagPeter Millowitsch über das Alter, seine Feier und das Internet

Lesezeit 4 Minuten
Peter Millowitsch wird 70

Am Freitag feiert Peter Millowitsch seinen 70. Geburtstag

Köln – Siebzig ist das neue sechzig. Sagen Demografen und Altersforscher. Und was sagt Peter Millowitsch dazu, der an diesem Freitag 70 Jahre wird? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ traf ihn in einem seiner Lieblingscafés, dem „Salon Schmitz“ an der Aachener Straße zum Gespräch.

„Auf den ersten Blick ist es doch so: Altwerden ist Mist. Egal ob 70 oder das neue 60 – es tut mal hier weh, mal da. Wenn man seine Tabletten vergisst, tut es noch mehr weh. Aber man wird auch gelassener, und ich ganz persönlich auch wieder netter. In der letzten Zeit im Theater, war ich drauf und dran, ein richtiger Arsch zu werden. Ich war verhärtet, konnte mich selbst nicht mehr leiden. Das hat sich dann auch auf das Privatleben ausgewirkt. Meine arme Frau – gut, dass das vorbei ist. Jetzt kann ich sagen: Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr zufrieden. Und hin und wieder glücklich. Ich fühle mich so viel leichter. Wie eine Gazelle“, sagt er und lacht. „Nicht mehr wie ein Panzernashorn“.

Keine Angst vor dem Tod

Millowitsch wirft die Stirn in Falten, sagt nachdenklich: „Man spürt deutlicher, dass das Leben endlich ist. Früher, da hat man auf die nächsten 20, 30 oder 40 Jahr angestoßen, das hört mit 50 schlagartig auf. Aber die Sache mit dem Tod sehe ich entspannt: Ich glaube nicht, das danach noch was kommt, habe auch keine Angst vor dem Tod. Vor dem Sterben schon. Leider kann man sich die Art seines Todes nicht aussuchen.“

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Er sagt grinsend: „Wo ich später mal liege, weiß ich auch: Auf Melaten.“ Im Grab des Millowitsch-Clans? „Nein! Auf gar keinen Fall“, antwortet er. „Bei meiner Schwiegermutter, genau wie meine Frau“.

Millowitsch macht weiter

Aber so weit ist es lange nicht: Millowitsch macht es wie die viel beschworenen „neuen Alten“ – er macht weiter. Steht auf der Bühne, inszeniert gerade das dritte Stück für die Komödie Düsseldorf. „Warum soll ich das aufgeben? Wegen einer Zahl? Das macht doch noch richtig Spaß. Da halte ich es mit den Demografen und bin jetzt erst mal bis Frühjahr 2020 von der Straße. Was danach kommt, sehen wir dann. Schön ist doch, dass ich nichts mehr tun muss. Nur noch das, was ich will.“

Hätte Gattin Barbie Steinhaus-Millowitsch nicht gerne mehr von ihrem Mann? „Wir sind seit 38 Jahren verheiratet. Und ich betone: glücklich verheiratet. Ich bin überzeugt, dass es auch für sie besser ist, wenn ich regelmäßig weg bin. Ich vermute mal, dass ich sonst ihre Abläufe in Frage stellen und ihr ziemlich auf die Nerven gehen würde.“

Großer Internet- und YouTube-Fan

Peter Millowitsch genießt seine hinzugewonnene Freizeit. „Ich geh mit dem Hund zweimal in der Woche in die Hundeschule, ich lese verschiedenste Zeitungen, gehe mit meinen Schwestern regelmäßig in Museen. Zuletzt haben wir im Wallraf die Amerika-Ausstellung gesehen. Aber ich bin auch ein großer Internet- und YouTube-Fan. Da gucke ich Vorträge von Volkswirt Hans-Werner Sinn. Der sagt auch mal Sachen, die die Politik nicht sagen darf, setzt sich mit Europa auseinander – das ist höchstspannend.“

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Auch mit der Familie ist er im Reinen. „Letztens habe ich mir »On Braoadway« angeschaut, den Film über einen Abend mit Bruce Springsteen. Und war bewegt, wie toll er über seinem Vater sprechen kann. Das kann ich leider nicht. Aber ich habe meinen Frieden mit Willy gemacht: Ich habe in »My Fair Lady« auf der Bühne gestanden – in seinem Smoking. Da sah ich plötzlich mich und auch ihn, verbunden auf diese sehr spezielle Art. Und dachte: Jetzt ist es auch mal gut. Die Vergangenheit ist vergangen…“.

Gemeinsame Geburtstagsfeier mit Heidi Mahler

Gibt es etwas, was Peter Millowitsch gern anders gemacht hätte in seinem Leben? Er grinst, zieht seine Mundharmonika aus der Hosentasche und bläst hinein. „Das mit der Musik“, sagt er dann. „Es ist ärgerlich, dass ich als Kind damit aufgehört habe. Wegen den Klavierstunden, zum Kotzen. Hätte man mir ein paar Boogieläufe beigebracht, ich wäre sicher dabei geblieben.“ Das Mundharmonikaspielen hat Millowitsch richtig gelernt, spielt seit fünf Jahren: „An (fast) jedem zweiten Samstagabend in der Südstadt-Kneipe Climax. Da treffen sich dicke, alte Männer und spielen den Blues. Und ich bin der Älteste.“

Am Freitagnachmittag wird jetzt erstmal gefeiert. In der „Belle Etage“ des Schmitz. „Aber nicht nur mich. Auch Heidi Mahler, mit der ich gerade spiele. Sie hat einen Tag vor mir Geburtstag.“