Themen aus dem Kreis Euskirchen spielten im Wahlkampf kaum eine Rolle. In der Gefolgschaft von Friedrich Merz holte CDU-Kandidat Detlef Seif seinen fünften Wahlsieg.
Wahlausgang im Kreis EuskirchenDas Nein des Wahlsiegers Detlef Seif zu Rüdiger Lucassen


Den Handschlag nahm Wahlsieger Detlev Seif (l.) von Markus Herbrand und Andrea Kanonenberg, nicht aber vom AfD-Kandidaten Rüdiger Lucassen.
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Detlef Seif kann sich – vor allem im Hinblick auf sein persönliches Ergebnis – zum fünften Mal als triumphaler Wahlsieger im Kreis Euskirchen fühlen. Auch wenn sein jetziges Ergebnis an jene Zeiten, als er 2013 im Kielwasser von Angela Merkel mit 50,9 Prozent sein persönliches Rekordergebnis einfuhr, in der Gefolgschaft von Friedrich Merz nicht heranreicht. Sein aktueller Wahlsieg wurzelt ganz sicher auch nicht in lokalen Themen. Die haben in diesem mit nationalen Reizthemen geführten Wahlkampf im Express-Tempo nahezu keine Rolle gespielt.
Der Kreis Euskirchen hat nur noch zwei statt vier Bundestagsabgeordnete
Neben seinem Bekanntheitsgrad, den der Weilerswister seit 2009 als Nachfolger von Wolf Bauer erworben hat, und der Basis der linientreuen CDU-Stammwählerschaft in seinem Wahlkreis könnte sein deutlich besseres Abschneiden im Vergleich zum Zweitstimmen-Ergebnis seiner Partei auch in einem taktischen Wählerverhalten begründet liegen: Ein großer Teil der Wähler dürfte versucht haben, durch eine differenzierte Abstimmung bei der Zweitstimme auf dem Wahlzettel für eine gewollte (Zweier-)Koalition zu votieren.
Vorbei ist es aber damit, dass die Kreisbürger in Berlin mit gleich vier Abgeordneten vertreten sind. Für den Gemünder FDP-Abgeordneten Markus Herbrand heißt es jetzt, die Koffer zu packen. Für ihn endet eine Reise, die nicht erst 2017 mit seinem Sitz im Bundestag, sondern schon 2013 begonnen hat, als die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte und es darum ging, die Partei zurück in den Bundestag zu bringen.
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Vielleicht betreibt Markus Herbrand für die FDP ja wieder Lokalpolitik
Er hat nun Zeit, nach den fordernden Jahren als finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion „mal Luft zu holen“ und in seinen Beruf als Steuerberater zurückzukehren. Und vielleicht im Herbst seiner Partei auf kommunalpolitischer Ebene zu dienen, wenn ihm denn seine hohen Erststimmenverluste nicht die Lust dazu nehmen.
Wenn es auch im Vorfeld bei seiner Nominierung arg geruckelt hatte, AfD-Kandidat Rüdiger Lucassen wird dem kommenden Bundestag wieder angehören. Das nahezu identische Verhältnis von Erst- zu Zweitstimmen verdeutlicht, dass er diesen Sitz nicht seinem Bekanntheitsgrad im oder seinem Engagement für den Kreis Euskirchen zu verdanken hat.
Detlef Seif verweigert den Handschlag von AfD-Kandidat Rüdiger Lucassen
Unter den Politikern im Kreis bleibt sein Platz – schon wegen des Schmuddelkinder-Images seiner Partei – weiterhin der am Katzentisch, wie die peinliche Szene am Wahlabend im Kreis verdeutlichte. Als sich die Spitzenkandidaten der Parteien für ein Pressefoto auf dem Flur vor den Fraktionsbüros versammelten, gesellte sich auch Lucassen zu ihnen.
Doch als er Detlef Seif zum Wahlsieg gratulieren wollten, holte er sich von diesem eine eiskalte Abfuhr. „Nein, ich möchte nicht mit Ihnen zusammen auf einem Foto sein“, schlug Seif die gereichte Hand aus und bat im Hinblick auf das klare Nein seiner Partei zu einer schwarz-blauen Annäherung oder Zusammenarbeit um Verständnis dafür. Das hatte Lucassen zwar keineswegs, zog aber von dannen.
Diese Szene verdeutlichte noch mal, mit welch harten Bandagen in diesem Wahlkampf gestritten wurde – nicht nur mit der AfD. Bleibt zu hoffen, dass sich Seifs Zuversicht erfüllt, dass die Politiker, die sich nun für eine Regierungskoalition zusammenraufen müssen, professionell genug sind, zurück zu einem fairen und konstruktiven Miteinander von Demokraten zu finden.