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Albert-Hammond-Konzert in Köln„Danke, dass ich noch hier bin”

Lesezeit 3 Minuten

Albert Hammond

Köln – „It never rains in southern Köllefornia“, stellt Albert Hammond am Freitagabend fest. Anscheinend ist der Wettergott ein Fan des Sängers, Songwriters und Musikproduzenten, denn pünktlich zum Beginn seines Konzertes im Schatten des Kölner Doms hört der Regen auf, und die Besucher in ihren bunten Regencapes können aufatmen. Mit Hammond findet der zweite Teil der Konzertreihe „Weltstars auf dem Roncalliplatz“ statt.

Weltstar – dem Attribut wird der mittlerweile 75-jährige Künstler zweifelsohne gerecht. Nicht nur seine eigenen Songs wie „It Never Rains in Southern California“, „I’m a Train“, „Down By The River“ und „The Free Electric Band“ wurden in den 70er-Jahren zu Riesenhits, aus Hammonds Feder stammen auch Songs wie „One Moment in Time“ von Whitney Houston oder „I Don’t Wanna Lose You“ von Tina Turner.

Kleine Geschichten zu den Songs

Und so entführt er sein Publikum auf eine Reise durch die Jahrzehnte, die in den späten 60er Jahren beginnt. Die Songs bettet er ein in kleine Geschichten. „Down by the River“ etwa sei sein „grüner“ Song. Das sei so gekommen: Anfang der 70er, er war gerade nach L.A. gegangen, fuhr er in einem Taxi an den Hollywood Hills vorbei, die im Nebel verschwanden. „Was ist das für ein hässlicher Nebel?“, fragte er den Taxi-Fahrer. „Das, mein Freund,“ antwortete dieser, „das sind Abgase.“

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Weiter geht es mit „Rebecca“, ein Song, den er 1973 über die schönste Frau, die er seit langem getroffen habe, schrieb – ein Playboybunny namens Rebecca (die nichts mit mir zu tun hat, das können Sie mir glauben. Mein Alibi ist wasserdicht, denn ich kam erst 20 Jahre später auf die Welt!) Bewegend wird es ein wenig später. Der Himmel über dem Dom ist aufgeklart und deutet ein leichtes Abendrot an, als Hammond von einem spirituellen Mann erzählt, der das Publikum bei einer Veranstaltung, an der auch der Sänger teilnahm, fragte, was das erste sei, was sie am Morgen tun würden. „Na ja, Zähne putzen,“ antworteten die meisten. Da fragte der Mann sie: „Wisst ihr eigentlich, dass jede Nacht eine Million Menschen sterben?“ (was etwas übertrieben ist, laut offiziellen Schätzungen aus dem Jahr 2018 sind es täglich im Schnitt 150.000 Menschen weltweit).

„Das erste, was jeder Mensch also jeden Morgen tun sollte, ist Danke zu sagen! Danke, dass ich noch hier bin.“ Daraufhin singt Hammond den Lieblingssong seiner Mutter: „Brand New Day“. Sie ist mittlerweile 99 Jahre alt. Vielleicht liegt es Hammond also in den Genen, dass er in seiner engen Röhrenjeans und der lockigen Mähne auf der Bühne umherspringt, als sei er seit den 70er-Jahren einfach nicht älter geworden.

Zu „When You Tell Me that You Love Me“ unternimmt er einen Spaziergang durch die Menge. „Ich mag es, meinen Freunden Hallo zu sagen!“ Gesagt, getan. Singend schüttelt er seinen Fans die Hände, umarmt einige, lässt sich eine pinke Blumenkette um den Hals legen, die er den Rest des Abends nicht mehr ablegt. Über ihm hat sich der Himmel wieder bedrohlich verdunkelt, doch auf dem Roncalliplatz hält es nur die wenigsten auf den Stühlen. Als Hammond in der Zugabe seine größten Hits zum Besten gibt, drängen alle vor die Bühne. Es wird getanzt und alle singen gemeinsam: „All I need is music and a free electric band!“ Vielleicht ist es auch das – das Geheimnis seiner Jugend.