Ungewöhnliche Formate und Orte bei der dritten Ausgabe des Festivals „guterstoff“.
Dritte Ausgabe am Kölner EbertplatzFestival „guterstoff“ präsentiert außergewöhnliche Formate und Spielorte
Ein gemeinsames Essen ist immer auch ein soziales Ereignis, zumal in größerer Runde. Speisen und Getränke geben den Rahmen für Begegnung, Gespräch, Kennenlernen. Das von Anna van Eck am ersten Abend des Kölner Festivals „guterstoff“ bereitete „Festmahl“ stellte das gesellige Miteinander einer Tafelrunde vollends ins Zentrum.
Gleich beim Sektempfang wurden die Gäste mit elastischen Gummibändern eingefasst, um als kleine Gruppen im Kreis mit verschiedenen Dehnungs- und Spannungsgraden zu spielen und erste Kontakte zu knüpfen. Derart gruppendynamisch stimuliert begab man sich dann zu Tisch. Wer einander gegenüber saß, erhielt zwei durch einen langen Metallstab verbundene Löffel, mit denen man sich gegenseitig eine kalte Sommersuppe aus passiertem Gemüse einflößen konnte.
Man hatte Spaß bei diesem Motto-Dinner „Nähe auf Distanz“. Doch in den Genuss kam nur ein exklusiver Kreis von gerade mal achtzehn Gästen gleichen Alters, darunter viele Freunde und Bekannte der Veranstalter. Vielleicht wollten sich einfach zu wenige auf dieses partizipative Event einlassen? Oder das interaktive Happening war einfach zu gut versteckt im Vereinslokal „Natur Bewegt“ in der hintersten Ecke der Riehler Barbarastraße zwischen Linie 13 und Bundesverwaltungsamt.
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Aus Gießkannen plätscherte Wasser in Zuber oder über Beckenteller
Als Gegenstück zum eher privaten Hipster-Meeting fand der zweite Festivaltag mitten im öffentlichen Stadtraum statt. In und zwischen den Galerien auf dem Ebertplatz bildeten bewusste gekommene Besucher mit zufällig vorübergehenden Passanten und ortstypischen Erscheinungen ein frei flottierendes Publikum. Der Chefkoch des Vorabends Salim Javaid erzeugte nun als Saxofonist durch Zirkularatmung lange Tonfolgen, wozu sich in einer gegenüberliegenden Galerie die Tänzerin und Geigerin iSaAc Espinoza Hidrobo wie ein Sufi-Tänzer ebenso ununterbrochen drehte.
Victor Gelling und Rupert Enticknap agierten hinter den Fensterscheiben der Galerie „Beton + Gold“ wie Goldfische im blau schimmerndem Aquarium, dessen Glas die Außenwelt des Ebertplatzes spiegelte. Aus Gießkannen plätscherte Wasser in Zuber oder über Beckenteller und drangen Klänge über Lautsprecher ins Freie.
Nach einem Text von Maike Graf hielt Schauspieler Richard Zapf einen Dialog mit der fiktiven KI „Hermé“ über „Blumen in Vasen auf Schränkchen in Deinem Kopf“. Anhand erinnerter Bilder und Worte ging es um das Speichern persönlicher Vorstellungen zum Zweck der Selbstversicherung des Menschen sowohl mittels als auch gegenüber der KI.
Außerdem bot das Festival einen Workshop von Friedemann Dupelius zur Erkundung von Klängen als lebende Organismen und einen praktischen Kurs von Alexis Ludwig, bei dem Kondensatoren und Widerstände zu kleinen Impulsgeneratoren zusammengelötet wurden, die tatsächlich ordentlich knatterten, brummten und summten. Schließlich mündete der Abend in eine „Club night“.