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„Hart aber fair“„Wenn Impfquote so bleibt, werden wir im Herbst hier wieder sitzen“

Lesezeit 4 Minuten
Haf Berndt 070222

Christina Berndt, „Süddeutschen Zeitung“ 

Köln – Können Sie sich noch an die Zeit vor Corona erinnern? Rückblickend lässt sich alles in ein Davor und in ein Währenddessen einteilen. Seit März 2020 ist vieles anders. Daran, dass alles irgendwie anders ist, hat man sich gewöhnt. Aber ab wann wird aus dem Währenddessen ein Danach und wie werden wir damit klarkommen?

Klar ist: Eine Rückkehr zum vorherigen Leben wird immer wahrscheinlicher. Zwar stecken sich im Moment enorm viele Menschen an, aber wirklich schwer erkranken wenige. Die meisten Menschen werden nicht wegen, sondern mit Corona ins Krankenhaus eingeliefert. Das führt unweigerlich zur Frage: Verliert Corona gerade seinen Schrecken? Darüber diskutierte die „Hart-aber-fair“-Runde am Montagabend.

Thema: „Die Pandemie in uns: Wann kommt die Zeit, von Corona loszulassen?“ Immerhin wird es für uns alle eine Aufgabe, sich wieder an einen zwei Jahre nicht gekannten Normalzustand zu gewöhnen. Die Gäste:

Alles zum Thema Hart aber fair

  1. Markus Blume, Generalsekretär CSU
  2. Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags (B’90/Grüne)
  3. Kristina Schröder, Bundesfamilienministerin von 2009 bis 2013 (CDU)
  4. Dr. Cihan Çelik, Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie auf der Corona-Isolierstation im Klinikum Darmstadt
  5. Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung
  6. Marc-Christoph Wagner, lebt mit seiner Familie in Kopenhagen  

Falls es tatsächlich Menschen gibt, die in den letzten zwei Jahren nichts mitbekommen haben und „Corona“ für eine Biermarke halten: Sie sollten sich diese Sendung „Hart aber fair“ anschauen. In diesen 75 Minuten verstehen Sie in der Kurzfassung, worüber in den letzten 24 Monaten debattiert worden ist. Sollen wir die Maßnahmen verschärfen? Brauchen wir Lockerungen? Ist eine Impfpflicht eine gute Idee? Wer denkt eigentlich mal daran, was das alles mit unseren Kindern macht? Stimmen die Zahlen des RKI? Wieso muss man für eine Impfkampagne 60 Millionen Euro ausgeben und am Ende sehen die Plakate aus wie ein Sanifair-Bon?

Die Debattierenden lassen sich, wie immer, grob in zwei Lager einteilen: das „Team Vorsicht“ und das „Team Ich gebe aber auch zu bedenken, dass…“. Die größte Expertise in die Runde bringt Cihan Çelik, Oberarzt auf einer Corona Station. Er fasst die Lage so zusammen: Ja, Omikron ist weniger gefährlich als Delta, aber angesichts der derzeitige Impfquote, besonders durch die Impflücken in der Bevölkerung über 60 Jahren, ist jetzt nicht die Zeit für Lockerungen. „Der wichtigste Faktor dafür, dass die Lage gerade besser als bei Delta ist, sind die Impfungen“, stellt er klar. Damit ist eigentlich alles gesagt, aber es sind ja noch nicht alle zu Wort gekommen.

Der Blick dorthin, wo alles besser funktioniert

Was natürlich nicht fehlen darf: eine Politikerin (Katrin Göring-Eckardt) und ein Politiker (Markus Blume), die sich gegenseitig für die aktuelle Misere verantwortlich machen. Eine Person, in diesem Fall Kristina Schröder, die viele Fragen stellt, der „die große Linien“ in der Politik fehlen, der die Verständigung auf ein Ziel der Maßnahmen fehlt, die zu Bedenken gibt, dass die Pandemie nicht nur medizinische Probleme verursacht, sondern auch die Kultur, die Wirtschaft und viele Familien trifft.

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Ganz wichtig auch: der Blick dorthin, wo alles besser funktioniert. Im Sommer 2021 war das mal Israel, mittlerweile ist es Dänemark. Dort sind mittlerweile alle Maßnahmen gefallen. Junge Menschen feiern ohne Abstand in Clubs, in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird keine Maske getragen. Die Bilder erinnern tatsächlich an eine Zeit, die viele nur noch aus Filmen kennen. Zu Gast ist Marc-Christoph Wagner. Der Deutsche lebt mit seiner Familie in Kopenhagen und leitet dort ein Museum.

Klare Ansprache der Regierung

Wie viel entspannter die Lage bei unseren Nachbarn ist, zeigt sich alleine in seinem Gesicht. Er grinst so breit, wie es alle anderen Diskutanten zusammen nicht hinbekommen hätten. Am Wochenende hatten die Wagners 14 Freunde zu Gast, um die neue Situation zu feiern. Wagner erklärt, warum die Öffnungen in Dänemark möglich sind. „Deutschland steht an dem Punkt, an dem wir vor Weihnachten standen. Damals hat die Regierung ganz klar an alle appelliert, die Feiertag alleine zu verbringen.“ Insgesamt sei die Ansprache der Regierung klarer gewesen, die Bürger seien mehr in die Pflicht genommen worden, gleichzeitig sei aber auch sichergestellt worden, dass die Testzentren offen bleiben, dass die Kinder auch zu Hause lernen können.

Am Ende können dann all diejenigen, die tatsächlich in den letzten zwei Jahren nichts mitbekommen haben, sich durch einen einzigen Satz in die Lage versetzen, wie sich viele in letzter Zeit gefühlt haben. Den Satz sagt die SZ-Wissenschaftsjournalisten Christina Berndt: „Und wenn die Impfquote so bleibt wie sie ist, werden wir im Herbst hier wieder sitzen und über das gleiche Thema sprechen.“