AboAbonnieren

„Hart aber fair“Ist Donald Trump der erste „ADHS-Präsident“?

Lesezeit 3 Minuten
Hart aber Fair 300117

Die Runde bei Frank Plasberg diskutierte über Donald Trump.

  1. „Trump macht ernst – wie warm müssen wir uns anziehen?“ fragte Frank Plasberg.
  2. Gäste waren Ilse Aigner (CSU), Oskar Lafontaine (Die Linke), Publizist Wolfram Weimer, US-Journalistin Melinda Crane, Unternehmer Carl Martin Welcker sowie Verhandlungsexperte Matthias Schranner.

Talkshows leben in der Regel davon, dass Menschen mit unterschiedlichen Ansichten gegeneinander argumentieren, bestenfalls mit Leidenschaft und klug. Am Montagabend ab 21 Uhr, bei „Hart aber fair“, war das weitestgehend anders. An der Aufgabe, einen Fürsprecher am Diskussionstisch für den aktuellen US-Präsidenten zu organisieren, ist die Redaktion gescheitert. Ein paar gute Haare am „bösen Mann“, wie Moderator Frank Plaßberg es formulierte, fand letztlich nur der ein oder andere Zuschauer sowie ein „Verhandlungsexperte“, der zum traditionellen Einzelgespräch am Stehpult antrat.

Das Thema

Trump – über wen sonst sollte dieser Tage geredet werden? Wird schon nicht so schlimm kommen, dachten viele deutsche Kommentatoren. Der Wahlkampf in den USA sei schließlich vorbei. Doch morgendlich twittert der US-Präsident seinen neuesten dekretierten Blödsinn und die Gewissheit wird langsam größer: Er meint es ernst.

Lafontaine

US-Journalistin Melinda Crane und Oskar Lafontaine (Die Linke)

Zu seinen Entscheidungen in der ersten zehn Tagen gehört eine Mauer an der Grenze zu Mexiko und Barrieren für den Freihandel. Zwei umweltpolitisch höchst umstrittene Ölpipeline-Projekte sollen jetzt doch gebaut werden und Besuchern aus Syrien, Iran, dem Irak, Libyen, Somalia, dem Sudan und dem Jemen sollte der Grenzübertritt in die USA verweigern werden. Wie gefährlich ist das für uns? Macht Trump den ewigen Exportweltmeister Deutschland zum Verlierer? Oder bringt viel Veränderung auch viele Chancen?

Alles zum Thema Angela Merkel

Die Positionen

Die Einschätzung in der Runde bewegt sich zwischen Kopfschütteln und Naserümpfen. Der Trumpsche Protektionismus – wie schrecklich, wie dumm, wie gefährlich. Ilse Aigner, Bayerische Wirtschaftsministerin, hofft, dass „das nicht so weiter geht“. Alleine durch den Autobauer BMW, dem Trump wegen eines in Mexiko geplanten Werkes mit einem 35-prozentigen Strafzoll droht, würden in den USA 70.000 Menschen beschäftigt. Es könne deshalb verdammt nochmal nicht im Interesse der USA sein, deutsche Firmen zu schwächen.

Der Publizist Wolfram Weimer fragt sich morgens beim Aufstehen, wenn er an den ersten wohl hyperaktiven „ADHS-Präsidenten“ denkt: „Was hat er nun wieder angerichtet diese Nacht?“ Melinda Crane, Chef-Korrespondentin im englischen Programm von Deutsche Welle-TV, ergänzt: „Die Politik der Abschottung ist gegen die US-Verfassung.“

Carl Martin Welcker, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinenbauer (VDMA), sitzt mit breiter Brust am Tisch: „An der eigenen Position festhalten und sich von Trump nicht verrückt machen lassen. Einfach sagen, wir vertrauen auf die Stärke unserer Produkte.“

Zuschauer: Angela Merkel sollte sich ein Beispiel an Donald Trump nehmen

Weimer

Publizist Wolfram Weiner

„So viel Angst“ müssten wir dann doch nicht haben, sagt Weimer. Vor einer Woche habe Trump gesagt, die Nato sei obsolet, jetzt heiße es, das westliche Militärbündnis sei „von fundamentaler Bedeutung“. Vor einer Woche sei „Waterboarding“ laut Trump noch ok gewesen, jetzt komme es „natürlich gar nicht mehr in Frage zu foltern“. Er sehe eine gewisse Inkonsequenz in der Sprunghaftigkeit des US-Präsidenten, betont Weimer: „Cool bleiben.“

Meint auch Melinda Crane. Mal sehen, was letztlich umgesetzt werde. Und überhaupt: Waren die Erwartungen zu Beginn der Amtszeit von Ronald Reagan nicht ähnlich desaströs? Eine Zuschauerin schreibt: „Trump ist kein Politiker. Er sagt, was er denkt. Und tut, was er sagt. Gut so! Ich wünsche mir, das Merkel genauso an das eigene Volk denkt wie Trump an das seine. Germany first.“

Trumps Stil ist professionell

Der Unternehmer und Verwaltungsjurist Matthias Schranner, von Plasberg als „Verhandlungsexperte“ anmoderiert, sagt beim Einzelinterview am Stehpult: „Der konfrontative Verhandlungsstil von Trump ist hochprofessionell. Er setzt die Themen, bestimmt die Agenda, und zeigt zu Beginn der Verhandlungen schon: ich trau mir was zu, ich bin kein Schwätzer, ich bin bereit, wirklich Fakten zu schaffen.“

Der Erkenntnisgewinn

Tendiert gegen null. Vieles wurde vor Wochen schon in anderen Talkshows gesagt. Wie er denn nun tatsächlich ticken könnte, der Twitter-Präsident: Keine Ahnung! Oskar Lafontaine, der war am Montagabend übrigens auch dabei, nutzt dann noch die Gelegenheit, über den Freihandel an sich und das deutsche Lohndumping zu schimpfen. Man fragt sich: Muss das jetzt auch noch sein?

Das könnte Sie auch interessieren: