An welchem Punkt ist diese „hart aber fair“-Sendung zum Tierwohl bei Haus- und Nutztieren ins Absurde abgedriftet? Er ist gar nicht einfach zu bestimmen. Erste Zweifel an der politischen Relevanz der Talkshow kommen auf, als Uschi Ackermann, engagierte Tierschützerin und Witwe des Feinkost-Unternehmers Gerd Käfer, zugibt, dass ihr verstorbener Mops Henry alle Eigenschaften hatte, „die man sich von einem Mann wünscht“: treu, liebevoll, fürsorglich. „Wir waren miteinander verschmolzen“, heißt es im Einspieler. Henrys Asche steht nun in einer Urne im bayrischen Nationalmuseum.
Oder war es, als Tierpathologe Achim Gruber erkärt, dass überzüchteten Kurznasen-Hunden beim Springen vom Sofa öfter mal ein Auge ausfällt? „Aber keine Sorge, einem normalen Hund passiert das eigentlich nicht.“ Vielleicht war auch Martin Rütters Vorstoß, dass die perfekte Tier-Mensch-Beziehung im Grunde Obdachlose pflegen, der Tiefpunkt.
„Feministin“ stürmt ARD-Sendung „hart aber fair“
Nein, die absurdeste Situation ergab sich eindeutig, als aus dem Publikum eine „Feministin“ ins Bild stürmte und einen nicht genauer definierten „Anti-Feminismus der deutschen Bundesnachrichtendienste“ beklagte, sich ein nervös-kreischendes Wortgefecht mit Tiertrainer Rütter lieferte, der die blonde Frau im schwarz-weiß gestreiften Pullover auslachte und seinerseits beschimpfte („Das ist respektlos, was du hier machst“). „Rütter, Platz“, ruft Frank Plasberg – ein Mensch, dem man nach diesem Arbeitsjahr im Fernsehen dringend ein paar ruhige Weihnachtstage mit seinem Hund Freddy auf dem Sofa wünscht.
Aber vorher muss Plasberg irgendwie noch diese Sendung mit dem Titel „Leckerli fürs Hündchen, Bolzenschuss fürs Kälbchen: Mensch, wie geht das zusammen?“ überstehen. Und tatsächlich ergeben sich mit dem Tierpathologen Gruber und der Tierschützerin Svenja Furken phasenweise interessante Diskussionen. Furken betreibt nahe Hamburg einen Ziegenhof und beobachtet dort, wie unterschiedlich die Städter auf Tiere blicken. Dass auch eine Ziege auf ihren Namen hört, fänden viele verwunderlich. Das zeige doch, wie gespalten unser Verhältnis zum Tier ist. Für Hunde gibt es Parfüm und Trüffel, für Katzen spezielles Wasser und Toilettensitze, ein weibliches Kalb hingegen ist 8,30 Euro wert, wenn es zum Schlachter kommt.
Zucht von Hunden und Katzen
Auch die Qualzucht vieler Hunde- und Katzenrassen wird thematisiert: Atemnot bei Perserkatzen oder Gelenkschmerzen bei Riesendoggen zum Beispiel. Oder Arten wie der von Ackermann geliebte Mops, dem Züchter nach dem Kindchen-Schema mit einem extrem flachen „Gesicht“ ein menschliches Antlitz verleihen.
Warum solche tierschutzrechtlich bedenklichen Methoden in Deutschland nicht längst verboten seien, fragt der Moderator den einzigen Politiker in der Runde: Landwirt Kees de Vries (CDU). Weiß dieser leider nicht. De Vries weiß ohnehin sehr wenig zum Thema zu sagen, außer dass es unseren deutschen Nutztieren „spitze“ geht und sein Hofhund am liebsten alleine draußen schläft („Er hat sich noch nie bei mir beschwert“).
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„Henry hatte nie Atemprobleme“ und „Ich wähle jetzt die Tierschutzpartei“ ruft Ackermann in die Diskussion ein – da ist Plasberg wohl gedanklich schon bei Freddy zuhause, als er nur erschöpft fragt: „Wissen Sie, wen sie da wählen?“ und sich kurz vor Schluss noch mit Rütter die Hunde-Trüffel teilt.