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„Hart aber fair“ zu FrauenhassLang und Ulmen-Fernandes berichten, welche Beleidigungen sie ertragen müssen

Lesezeit 4 Minuten
"Hart aber fair" am 2.12.2034 mit Collien Ulmen-Fernandes (l.) und Ricarda Lang

„Hart aber fair“ am Montagabend (2. Dezember) mit Collien Ulmen-Fernandes (l.) und Ricarda Lang

Die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang spricht offen darüber, wie sie immer wieder Ziel von Hass und Hetze wird.

Immer mehr Frauen und Mädchen in Deutschland werden Opfer von Gewalt. Die Zahlen, die das Bundeskriminalamt kürzlich veröffentlichte, sind erschreckend. 360 Frauen und Mädchen wurden 2023 getötet – es gibt also nahezu jeden Tag ein Tötungsdelikt. 180.000 Mädchen und Frauen wurden Opfer von häuslicher Gewalt. Dies ist nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Fälle werden mutmaßlich gar nicht angezeigt, und psychische, verbale oder sexualisierte Gewalt tauchen in diesen Zahlen gar nicht erst auf. Oft ist diese aber auch eine Vorstufe von körperlicher Gewalt. „Hass und Gewalt gegen Frauen: Ist Empörung genug?“, fragte daher Louis Klamroth am Montagabend (2. Dezember) bei „Hart aber fair“ seine Gäste.

Dass sich das gesellschaftliche Klima verroht, davon können viele Betroffene berichten, unter ihnen auch Prominente. Zuletzt musste Annalena Baerbock, die ohnehin oft Ziel unsachlicher Kritik ist, dies erfahren. Nach Bekanntgabe der Trennung von ihrem Ehemann hagelte es Spott und Häme. Sie hatte darum gebeten, ihre Privatsphäre zu achten – erwartungsgemäß vergeblich. Meist sei die Frau in solchen Fällen fremdgegangen, hieß es in den noch harmloseren Kommentaren.

Dorothee Bär: Frauenfeindliche Beschimpfungen von AfD-Fraktion

Bei Klamroth im Studio saßen drei Frauen, die aus eigener Erfahrung von Beschimpfungen und Hass berichten konnten. CSU-Politikerin Dorothee Bär, die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang sowie Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes stehen in der Öffentlichkeit und werden oft verbal angegangen. Bär berichtete, dass auch im Bundestag das Klima seit dem Einzug der AfD frauenfeindlicher geworden sei. „Ich sitze leider direkt neben der AfD im Bundestag. Ich höre jeden frauenfeindlichen Zwischenruf. Und nicht nur die Männer, auch die Frauen“, so Bär.

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Man mokiere sich dort über das Outfit der Kolleginnen aus anderen Parteien, mache herabwürdigende Kommentare und versuche, die Politikerinnen mundtot zu machen. Die CSU-Politikerin sagte: „Deswegen mein Appell an diejenigen, die Töchter haben: Man kann nicht guten Gewissens dieser Partei eine Stimme geben, wenn man für die eigenen Töchter eine gute Zukunft in diesem Land haben möchte.“

Ricarda Lang zitiert Morddrohungen gegen sie

Besonders von hetzerischen und demütigenden Kommentaren war und ist Ricarda Lang betroffen. Die Grünen-Politikerin hatte sich bereits in der Vergangenheit zu den verbalen Angriffen auf sie geäußert. Sie hat einen professionellen Umgang damit gefunden. Beim ersten Shitstorm habe sie die Kommentare auf Social Media noch gelesen, diesen Fehler aber dann nicht mehr gemacht. Sie wolle den Kommentaren zu ihrem Äußeren keine Aufmerksamkeit schenken und diese damit aufwerten, sagte sie.

Bei „Hart aber fair“ sagte Lang, es sei in Ordnung für Politikerinnen, einiges aushalten zu müssen. Mit Kommentaren wie „dämlich“ oder „doof“ könnte sie leben, schließlich sei sie selbst Teil auch von kontroversen inhaltlichen Debatten.

„Wenn dir jemand schreibt: 'Du fettes Miststück, ich will Dich in meinem Keller aufhängen, halb tot prügeln und dann zuschauen, wie Du ausblutest', dann finde ich ist das etwas, daran muss sich niemand gewöhnen müssen“, erklärte Lang und gab gleichzeitig einen schockierenden Einblick in den Hass, dem sie seit Jahren ausgesetzt ist. Solche Nachrichten seien definitiv mehr geworden, sagte Lang.

Es treffe auch nicht nur sie als langjährige Parteivorsitzende, sondern zunehmend Kommunalpolitikerinnen, die sich ehrenamtlich engagieren. Kommunalpolitiker seinen sowas wie das „Rückgrat unserer Demokratie“, daher müssten diese unbedingt geschützt werden, fand Lang.

Lang äußert sich auch zum Wahlprogramm der AfD: Die Frauenfeindlichkeit sei dort nicht nur eine Frage von politischem Stil, sondern habe Systematik. Dies sei auch im Programm verankert: Die Frau solle zurück an den Herd, sie werde als Gebärmaschine gesehen. So sollte wohl auch die Regelung zu Schwangerschaftsabbrüchen massiv verschärft werden. Das sei ein „Frontalangriff auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen“, erklärte Lang.

Collien Ulmen-Fernandes positionierte sich gegen die AfD und erntete Hass

Collien Ulmen-Fernandes ist ebenfalls schon häufig öffentlich angefeindet worden. Besonders heftige Nachrichten kämen nach „Hart aber fair“, berichtete sie, und erntete Gelächter. Im Februar 2024 sei sie zuletzt in der Sendung gewesen und habe sich gegen die AfD positioniert. Sie hätte danach und nach einem weiteren Auftritt rund 2000 Nachrichten in ihrem Posteingang gefunden, sie sei mit Hass überschüttet geworden, erzählt die Moderatorin.

Manchmal würde sie auch denken, warum sie sich das noch antue. Louis Klamroth bedankt sich ausdrücklich bei Ulmen-Fernandes, dass sie noch einmal in seinen Talk gefunden habe.

Sie habe das Gefühl, dass viele Menschen mit Hetze durchkämen, es bräuchte noch nicht einmal ein Fake-Profil dafür, meint die 43-Jährige. So habe sie einmal einen Kommentar zu ihrer „dreckigen, ekelhaften Hautfarbe“ auf einer Plattform gemeldet, das hätte aber keine Folgen gehabt. Auch die Polizei ermittle zu selten, ist die Erfahrung von Ulmen-Fernandes.