Die Klang- und Lichtinstallation „MirrorTimeMirror“ des Duos Black Quantum Futurism verwandelt die Deutzer Brücke in einen Zeittunnel.
Kölner „Brückenmusik“Documenta-Künstler machen aus Deutzer Brücke ein riesiges Instrument
Der Mensch unterscheidet sich von anderen Lebewesen nicht zuletzt dadurch, dass er um seine Zeitlichkeit weiß, um das eigene Werden und Vergehen. Sinnbild für das Kontinuum von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist seit jeher fließendes Wasser, etwa der Rhein. Nicht längs, sondern quer über den Fluss kann man jetzt im Betonhohlkörper der Deutzer Brücke eine Zeitreise machen. Von einem Ufer zum anderen wandert man wie zwischen Vorher und Nachher, und dann wieder zurück in die Zukunft.
Die 28. Ausgabe der Klangkunstreihe „Brückenmusik“ zeigt bis zum 6. August die Objekt-, Klang- und Lichtinstallation „MirrorTimeMirror“ des Duos Black Quantum Futurism. Das afrodiasporische Team aus Philadelphia war 2022 auch bei der documenta 15 in Kassel vertreten. Camae Ayewa und Rasheedah Phillips wollen Anstöße geben, um das lineare Zeitverständnis zu hinterfragen. Betritt man den finsteren Tunnel über dem Rhein durch die schmale Luke, stößt man zunächst auf eine Ansammlung von Spiegeln und Scherben, die Lichtstrahlen in den Raum werfen und Texte mit Gedanken über die Zeit beleuchten. Dazwischen befinden sich still stehende Uhren und Wecker. Wie diese symbolisieren Pflanzen mit ihrem Wachstum das Verstreichen von Zeit. Eine rot glühende Lichterkette weist die Besuchsgruppe dann weiter in den mit 180 Metern längsten Mittelbogen der Brücke.
Zwischen den Flusspfeilern ist eine Art Altar mit Spiegelflügeln aufgebaut
Auf dem höchsten Punkt exakt zwischen den beiden Flusspfeilern ist vor einer Öffnung eine Art Altar mit zwei Spiegelflügeln aufgebaut. Wer sich davor auf einen Schemel setzt, sieht, dass beide Spiegel leer bleiben wie die ungewisse Zukunft und Vergangenheit. Dagegen hört man im Hier und Jetzt aus Lautsprechern plätscherndes Wasser und gespiegelte Klänge, die rückwärts abgespielt werden und sich mit dem Rauschen vorüberziehender Lastkähne verbinden. Außerdem erlebt man den Brückenkörper selbst als riesiges Instrument, unablässig vom kreuzenden Verkehr bespielt. Straßenbahnen ziehen wie grollende Gewitter herauf, schwellen zu vibrierendem Dröhnen an und ziehen in der anderen Richtung wieder ab.
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Am Ende des dritten Brückenabschnitts stößt schließlich man auf ein Triptychon dreier Videos stellvertretend für die drei Zeitdimensionen. Einzelne Motive, Uhren, Personen, Schauplätze und ein geheimnisvoller Kompass verbinden die Sequenzen miteinander. Manche Bilder laufen auch rückwärts und entsprechen solchen, die man schon zuvor auf einem Video in der Halle der Auffahrtsrampe zur Brücke gesehen hat. Der Gang durch den Brückenkörper wird so rückwirkend zu einem Weg in die eigene Vergangenheit – und dann wieder zurück in die Zukunft. Ein Erlebnis!
Täglich zur vollen Stunde ab 16 Uhr, mit Anmeldung auf www.brueckenmusik.de