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Kölner KammerkonzertMagische Schwerelosigkeit mit Mozart

Lesezeit 3 Minuten
Dirigent Christoph Poppen

Dirigent Christoph Poppen

Das Kölner Kammerorchester präsentierte in der Philharmonie unter anderem ein Stück, das Mozart schon mit 13 geschrieben hat.

Vor dem „großen“ kam diesmal ein „kleiner“ Mozart – in Gestalt der D-Dur-Serenade KV 100 des 13-jährigen, die die wenigsten Besucher des Konzerts in der Kölner Philharmonie gekannt haben dürften. Das Werk umfasst nicht weniger als acht Sätze und ist doch in einer halben Stunde vorüber – was durch das Miniaturformat der Architektur ermöglicht wird. Es gibt indes keinen Grund, die Musik mitleidig als Anfängerarbeit abzuhaken, und Christoph Poppen am Pult des Kölner Kammerorchesters lieferte dazu auch keinerlei Handhabe. Überraschende Moll-Ausweichungen, Stauungen, interessante motivische Details, nachdrückliche Bläser-Interventionen und immer wieder ein bemerkenswerter melodischer Charme – all das stellten Dirigent und Orchester gebührend heraus.

Sicher, der Weg zum Wiener Reifestadium ist von hier aus noch weit, sehr weit – was auch deshalb auffallen musste, weil mit dem Klavierkonzert KV 467 und der Sinfonie KV 550 (der legendären „Nr. 40“) zwei absolute Spitzenwerke des klassischen Kanons folgten. Mit Joseph Moog, einem hochmusikalischen Vertreter der jüngeren deutschen Pianistengeneration, hatte man einen Interpreten gewonnen, der konzentriert und beherrscht, ziemlich straight, mit einer unsentimentalen Nüchternheit zu Werke ging – ohne dass aber von Kälte und Poesielosigkeit die Rede hätte sein können.

Sehr lebendige Interpretation

Da stellte sich im luziden Passagenspiel, in geschmeidigen Übergängen, genauen Artikulationen und kammermusikalisch inspirierten Dialogen mit dem Orchester eine Mozart im Prinzip sehr bekömmliche Mitte des Sowohl – Als auch her. Sie bewährte sich vor allem im berühmten langsamen Satz, der durch die Überlagerung unterschiedlicher Rhythmen (Zweier und Triolen) in einen Zustand magischer Schwerelosigkeit entrückt wird. Ihn im deutenden Nachvollzug herzustellen, gelang Moog genauso, wie mit dem vorhandenen Minimum an Noten einen großen Bogen zu formen.

In den Kadenzen (wohl Marke Eigenbau), die das thematische Material in harmonisch interessante neue Kontexte stellten, hatte es dann ein Ende mit der bescheidenen Selbstzurücknahme. Da ging es bei gesteigerter Virtuosität auch klanglich markant in Richtung Romantik – wo Moog dann mit „Des Abends“ aus Schumanns Fantasiestücken opus 12 in der Zugabe sowieso landete.

Schließlich die besagte Nr. 40, der Poppen eine genaue, gestalthafte, durch die Akzentuierung von die Textur verdichtenden Gegenstimmen (Fagott!) sehr lebendige Interpretation zuteilwerden ließ. Sicher, er schlägt nicht über die Stränge, man kann sich das Stück insgesamt auch härter, herber, aggressiver vorstellen. Von Haus aus gibt es dazu jede Handhabe: Der Unisono-Beginn der Durchführung im letzten Satz zum Beispiel ist nahezu eine tonal nicht mehr gebundene Zwölfton-Stelle. Auf der anderen Seite mag man es goutieren, wenn das Menuett nicht zum Schnellwalzer mutiert. Und die Streicher in den Seitenthemen schön lyrisch singen.