Köln – Ob nachts auf dem Sofa in Berlin oder nachmittags auf der Picknickdecke im Kölner Park – die Veranstaltungen der lit.Cologne 2021 kann das Publikum anschauen, wann und wo es will.
So wirbt das Festival in diesem Jahr auch gleich in sieben deutschen Großstädten. Und – noch besser – nie war es leichter an Tickets zu kommen. Denn selbst die Lesungen mit den größten Stars sind nie ausverkauft.
Ist die digitale also die bessere lit.Cologne? Nein, sagte Produktionsleiterin Rieke Brendel bei der Vorstellung des Programms: „Wir sind ein Live-Festival und wollen es auch bleiben.“ Aber wegen der Corona-Pandemie war es gerade einfach nicht anders möglich. „Und alles, was wir jetzt bei der Organisation der digitalen Veranstaltungen lernen, werden wir natürlich auch für die Zukunft mitnehmen.“
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Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker liebt den direkten Kontakt zu den Schriftstellern und Schriftstellerinnen, erzählte sie: „Aber künftig könnten Veranstaltungen dann auch hybrid durchgeführt werden.“ Sie betonte, wie wichtig „die unglaubliche Strahlkraft des Festivals – national und international – für die Medienstadt Köln“ ist. Insofern sei sie „sehr froh, dass der Rat eine Möglichkeit gefunden hat, die lit.Cologne zu unterstützen“.
Veranstaltungen draußen? Oder doch besser drinnen vor wenig Publikum? Gar keine Live-Lesungen? In den vergangenen Monaten war das Team etliche Male gezwungen, alles um- und neu zu planen, zu verschieben und letztlich auch ganz abzusagen.
Info und Tickets
Das Kinder- und Jugendbuchprogramm für Schulklassen wird hoffentlich im Herbst nachgeholt. Daher gibt es jetzt nur wenige Veranstaltungen für Jüngere – unter anderem mit Bestseller-Autorin Cornelia Funke.
Die Veranstaltungen (Voraufzeichnungen und Livestreams) sind der Regel bis zum 20. Juni abrufbar. Der Festivalpass für alle Angebote kostet 69 (ermäßigt 49) Euro. Es gibt auch Einzeltickets. Die Details zum Ticket-Kauf sowie das komplette Programm: www.litcologne.de
Die digitale Version ist jetzt zumindest eine sichere Lösung: 54 Veranstaltungen für achtzehn Festivaltage sind geplant. Außerdem noch begleitende „Buchclubs“, in denen sich das Publikum vernetzen kann – um wenigstens ein bisschen Festival-Atmosphäre zu erzeugen.
Die Sponsoren standen dem Team in den schwierigen Corona-Zeiten zur Seite und wollen das auch künftig tun. So verkündete der Vorstandsvorsitzende der RheinEnergie, Dieter Steinkamp, die lit.Cologne auch in den kommenden drei Jahre zu unterstützen.
Schlechte Nachrichten vom WDR
Schlechte Nachrichten überbrachte Matthias Kremin, Programmbereichsleiter bei WDR3/WDR 5: Der traditionelle (und sehr beliebte) Literaturmarathon im WDR-Funkhaus fällt nicht nur Corona-bedingt für dieses Jahr flach, sondern soll ganz gestrichen werden. Kremin verwies auf die „schwierige Gebührendebatte“: „Im Moment müssen wir mit spitzem Bleistift rechnen.“
Während der langen Corona-Flaute hatte das Team Zeit, in alten Archiven mit Audio-Aufzeichnungen aus den vergangenen 20 Jahren zu stöbern. Festival-Leiter Rainer Osnowski beschloss: „Das ist viel zu schade, um nur im Keller zu liegen“.
Bis zu 300 Lesungen, Galas oder Themenabende sollen künftig auf der Festival-Homepage und auf anderen Plattformen abrufbar sein. Das alles sollte reichen, um Literaturbegeisterte bis zum kommenden Frühjahr zu versorgen. Und dann? Rainer Osnowski hofft weiter: „Ich bin optimistisch, dass im kommenden März wieder Live-Literaturveranstaltungen gibt.“
Highlights aus dem Programm:
Bestsellerautor T.C. Boyle stellt seinen aktuellen Roman „Sprich mit mir“ vor.
Die Publizistin und Friedenspreisträgerin Carolin Emcke denkt in ihrem persönlich-politischen Journal über das Ausnahme-Jahr 2020 nach.
Die große lit.Cologne-Gala widmet sich dem Thema „Verfallene Feste“. Katharina Thalbach und Bela B lesen aus Texten zum Thema, Chilly Gonzales sorgt für Musik und Bettina Böttinger führt durch den Abend.
Über den Klimawandel als größte Bedrohung und zugleich größte Chance diskutieren die Politökonomin Maja Göpel und Autor Frank Schätzing. Aus einem zehnten Roman um den bretonischen Ermittler Dupin liest Jean-Luc Bannalec.
In der Veranstaltung „Auf einen Dry Martini mit Joan Didion und Truman Capote!“ lassen Iris Berben und Gustav Peter Wöhler diese beiden Ikonen ihrer Zeit hochleben.
Politisch wird es neben einer Veranstaltung mit Robert Habeck unter anderem mit Wolfgang Schäuble, der mit der Philosophin Svenja Flaßpöhler die großen gesellschaftspolitischen Fragen diskutiert.