Beim Auftritt der Kartäuserkantorei in der Kölner Philharmonie fungierte Ulrich Noethen als Erzähler von Honeggers „König David“.
Kartäuserkantorei in der Kölner PhilharmonieTriumphaler Chor mit Ulrich Noethen als Erzähler
Kalvinistische Strenge und französisches Raffinement gehen in den Werken des Schweizer Komponisten Arthur Honegger (1892-1955) eine charakteristische Verbindung ein. Dass man seine Musik, vor allem die einst sehr hochgeschätzten Sinfonien, auf deutschen Podien kaum noch hört, ist äußerst bedauerlich. Im Repertoire gehalten hat sich immerhin sein Oratorium „Le Roi David“ („König David“) aus dem Jahre 1923 - nicht zuletzt aufgrund einer vergleichsweise leichten Aufführbarkeit, wie sie moderne Chorwerke nur selten bieten.
Kartäuserkantorei in der Kölner Philharmonie
Die Partitur ging aus einer Bühnenmusik hervor, die Honegger für ein Schweizer Volkstheaterstück schrieb; das erklärt die Kürze der Einzelsätze und ihre teils sehr schlichte, liedhafte Faktur. Der Chorpart bezieht seine Wirkung nicht aus kunstvoller Polyphonie, sondern aus dem lapidaren Wortausdruck einer betenden und feiernden Gemeinde. Was Kraft und Plastizität der Sprache betraf, ließ die Kartäuserkantorei in der Philharmonie keine Wünsche offen. Dem langjährigen Chorleiter Paul Krämer ging es dabei aber offenkundig nicht um ein bloßes Herausmeißeln der Konsonanten; die von Honegger vertonten Psalmtexte waren vielmehr mit einer Energie und Emphase gefüllt, die ganz aus der Körperlichkeit des Singens strömten.
Dass man sich entschlossen hatte, das Werk nicht im französischen Original, sondern in der geläufigen deutschen Übersetzung aufzuführen, ist nachvollziehbar - man konnte dem Lebensbericht des biblischen Königs so sehr viel leichter folgen. Allerdings fügt sich die deutsche Sprache der Zunge nun einmal nicht so gut wie die französische; in manchen schnellen Sätzen (etwa dem zentralen Tanz um die Bundeslade) brachte die schiere Silbenmenge den Chor schon auch ein wenig in Bedrängnis.
Alles zum Thema Kölner Philharmonie
- Politik nimmt einige Kürzungen zurück Gemischte Signale an die Kölner Kultur
- Kölner Philharmonie Orgel fällt während Konzert plötzlich auseinander - Weltstar nimmt es gelassen
- „Rising Star“-Pianist Lukas Sternath Willkommen im Pianisten-Olymp
- Plácido Domingo in Köln Ganz der Alte, es sei denn, er bröselt weg
- Philharmonie Köln Jeanine De Bique verleiht Toni Morrisons Lyrik eine Stimme
- Gürzenich-Konzert mit Markus Stenz Wer Trübsal bläst, hat eh schon verloren
- Francesco Tristano in Köln Ist es spießig, diesen Bach furchtbar zu finden?
Ulrich Noethen spielt den Erzähler
Neben Volksbekundungen im markigen Unisono enthält der Chorpart zahlreiche seraphisch schwebende Passagen (etwa das wunderbare Halleluja am Ende des zweiten Teils), in denen vor allem die Frauenstimmen mit leicht fließender Höhe beeindruckten. Für eine starke Erdung sorgte die in der kantig-knorrigen Urfassung gebotene Orchesterbegleitung, die sich vor allem auf Bläser, Klavier und Schlagzeug stützt - von Musikern des Gürzenich-Orchesters mit schlagkräftiger Präzision ausgeführt.
Ausgesprochen prominent besetzt war der Erzähler-Part mit dem Schauspieler Ulrich Noethen, der indes so zurückhaltend formulierte, dass der Fokus stets auf dem musikalischen Geschehen blieb. Die drei exzellenten Solisten Marie Heeschen (Sopran), Marie Henriette Reinhold (Mezzosopran) und Markus Francke (Tenor) leuchteten die Figur des Königs David facettenreich aus. Unter Paul Krämers straffer, von souveränem Timing geprägter Leitung entfaltete die Aufführung einen Sog, der bis zum triumphalen Schlusschor nirgends abriss.