Köln – Martina Franck, ehemalige künstlerische Betriebsdirektorin der Oper Köln, wird bis zum Ende der laufenden Spielzeit als Beraterin von Generalmusikdirektor und Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth die drei von diesem dirigierten Opernproduktionen der Spielzeit 2022/23 planen, insoweit es Regieteams und Sänger anbelangt.
Das erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus gut unterrichteter Quelle. Stefan Englert, Geschäftsführender Direktor des Gürzenich-Orchesters, bestätigte die Information am Mittwochabend. Franck selbst lehnte auf die Anfrage dieser Zeitung hin eine Stellungnahme ab.
Tatsächlich „hängt“ die Planung für die insgesamt sieben Neuproduktionen der Saison 2022/23 – und das, obwohl angesichts der in diesem Metier üblichen zeitlichen Vorläufe die Zeit drängt. 2022/23 ist die erste Spielzeit nach dem Ausscheiden von Opernintendantin Birgit Meyer, deren Vertrag von Oberbürgermeisterin Henriette Reker nicht mehr verlängert wurde. Pikant an dem Vorgang ist, dass Martina Franck im vergangenen Jahr im – auch mit juristischen Mitteln ausgetragenen – Streit mit Birgit Meyer aus den Diensten der Kölner Oper schied. Das Tischtuch zwischen Franck und Meyer ist internen Beobachtern zufolge gründlich zerschnitten.
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Die Beratertätigkeit von Martina Franck fällt zeitlich zusammen mit der Suche einer von der OB eingesetzten Findungskommission, die die Nachfolge von Meyer auf dem Stuhl der Opernintendanz in trockene Tücher bringen soll. Kursierenden Gerüchten, denen zufolge sich die „Fahndung“ schwierig gestaltet und man auch eine Neubesetzung des Postens erst zur Spielzeit 2023/24 ins Auge fasst, trat Englert, der selbst Mitglied der Kommission ist, im Gespräch mit dieser Zeitung entgegen: „Nach bislang fünf Sitzungen sind wir auf einem guten Weg.“ Etliche Kandidaten „mit ausgezeichneter Reputation“ hätten Interesse an der Kölner Opernintendanz gezeigt, „jetzt müssen wir genau schauen, wer wirklich geeignet ist.“
Tatsächlich steht nicht nur die Planung für die Saison 2022/23, sondern auch die Intendantensuche unter Zeitdruck. Kritiker der Reker-Entscheidung hatten das vorausgesehen und auch bemängelt. Der oder die Neue müsste sich, so denn in absehbarer Zeit die Entscheidung fällt, relativ kurzfristig in die komplex-experimentelle Situation im Staatenhaus hineinfinden. Sie ist mit dem Aufführungsbetrieb an einem normal funktionierenden Haus nicht vergleichbar.
Ein weiterer „Belastungspunkt“: Es ist zur Zeit einigermaßen unklar, wann der Riphahnbau am Offenbachplatz saniert und bezugsfertig sein wird. Der Meyer-Nachfolger tritt also sein Amt im Unwissen darüber an, wie lange er noch im Ausweichquartier ausharren muss.