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Punkband Team Scheiße in KölnMit der Blockflöte vom Bühnenrand gestürzt

Lesezeit 2 Minuten
20.04.2023, Köln: Konzert der Punkrockband Team Scheiße in der Kantine in Köln.

Foto: Michael Bause

Sänger Timo Warkus hebt ein Bein. Die Bremer Punkband Team Scheiße spielte in der Kölner Kantine.

Die Bremer Punkband Team Scheiße sah man zuletzt in Jan Böhmermanns Dieter-Nuhr-Parodie. Jetzt gastierte sie in Köln.

„Alles muss, gar nichts kann – unser Motto: Fun, Fun, Fun“, grölt die Vorband namens Ersatzkopf. Es fängt also schon mal sehr gut an in der Kantine an der Neusser Landstraße. Und wird noch besser.

Denn der Hauptact, das Bremer Quintett Team Scheiße, ist zurzeit das letzte Wort in Sachen Punkrock. Gerade erst beschlossen sie Jan Böhmermanns „Nuhr im Zweiten“-Parodie mit ihrem vielleicht eindeutigsten Song „FA“. „Bist du anti ANTIFA/ Bist du FA“, heißt es da, also Fascho, um im Idiom zu bleiben.

20.04.2023, Köln: Konzert der Punkrockband Team Scheiße in der Kantine.

Foto: Michael Bause

Team Scheiße in der Kantine

Weil linker Punk zum linken Kitsch neigt, bedient sich Team Scheiße einer Sprache, die mehr von Karl Valentin weiß, als von Slime oder Black Flag. Man höre nur ihre erste Single „Karstadtdetektiv“, ausnahmsweise von Gitarristin Mello Kanone gesungen: Ihr könnt klauen, was ihr wollt/ Ich werd' niemanden verraten/ Alles, was ich will ist ein Freund.“ Süß, aber systemzersetzend.

Zuvor hatte Kanone das Publikum aufgefordert, ein FLINTA*-Moshpit zu bilden, also einen Rempelkreis nur für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen. Aggro ist okay, Unterdrückung eben nicht.

Ansonsten singt und bellt Timo Warkus. Vollbärtig, volltätowiert und von verschmitzter Freundlichkeit gibt er den wehrhaftesten Schmetterling der Welt: „Du willst Stress mit mir?/ Mit ’nem Schmetterling, bist du scheiße im Kopf?“ Grandios. Ebenso wie seine Gaga-Stücke, die etwa das Abgeben von Pfandflaschen im Supermarkt thematisieren.

Team Scheiße bezieht seinen Humor aus der Leere der vollständig durchkapitalisierten Welt. No Future? Da lachen sie nur.

Zum Höhepunkt wirft sich ein Mensch aus dem Publikum mit einer Blockflöte von der Bühne ins Publikum und lässt sich aus dem letzten Loch pfeifend auf dem Rücken davontragen.