Der KStA-Chefkorrespondent Joachim Frank erhält für seine Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln den Wächterpreis. Ex-Bundespräsident Christian Wulff würdigte Franks Arbeit.
Wegen Recherchen zum Erzbistum KölnJoachim Frank erhält den Wächterpreis
Joachim Frank, Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeiger“, ist am Dienstagabend bei einer Feierstunde im Kaisersaal des Frankfurter Römer mit dem „Wächterpreis“ der Tagespresse 2023 ausgezeichnet worden. Der 57-Jährige erhielt den renommierten Journalisten-Preis für seine umfassende Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln.
In seiner Festrede würdigte Altbundespräsident Christian Wulff die Preisträger. Sie hätten mit ihrer Arbeit „herausragende journalistische Kompetenz“ bewiesen, die sich durch Geduld, Mut und Furchtlosigkeit auszeichne. „Wenn man sich in Köln mit dem Erzbistum anlegt, dann weiß man, dass das nicht nur Freunde bringt“, fügte Wulff hinzu. Es verlange Rückgrat, Statur und Charakter.
Ex-Bundespräsident Christian Wulff fordert Unterstützung für Tageszeitungen
Wulff forderte mehr Unterstützung für die Medienbranche ein, „sowohl mit Worten, aber auch mit Geld und sonstiger Unterstützung“. Tageszeitungen dürften kein „Luxusgut“ sein. Er finde es „empörend“, dass es dazu „nicht längst ein Maßnahmenpaket“ gebe. Die Tagespresse bezeichnete er als „Grundnahrungsmittel für unseren Zusammenhalt“. „Damit wir Geschehnisse einordnen können, damit ein Miteinander erhalten bleibt, zu wissen, was um uns herum passiert.“
Wulff beklagte, dass der Rückgang der Zeitungsabonnements auch die journalistischen Arbeitsbedingungen verschlechtere. Der Altpräsident rief die Medienschaffenden aber auch zu einer selbstkritischeren Haltung auf. Nicht jeder kritische Hinweis dürfe als Angriff auf die Pressefreiheit verstanden werden.
Joachim Frank unterband die Vertuschung der katholischen Kirche in Köln
Die Jury begründete die Auszeichnung für Joachim Frank damit, dass er „im schwierigen Umfeld“ der katholischen Kirche in Köln Hartnäckigkeit und überragende journalistische Kompetenz bewiesen habe. „Er trieb seine Recherchen gegen alle Vertuschungsversuche voran mit dem Ziel, diesen skandalträchtigen Sumpf trockenzulegen“, heißt es in der Preisbegründung. Zudem habe die Diskussion über die rechtliche Sonderstellung von Religionsgemeinschaften Fahrt aufgenommen. Chefredakteur Carsten Fiedler lobte die „akribische, gewissenhafte und unermüdliche Arbeit“ von Joachim Frank . Bei seinen Recherchen habe er sich immer wieder Angriffen des Erzbistums ausgesetzt gesehen. „Die Jury des Wächterpreises setzt hier ein deutliches Zeichen für Pressefreiheit und unabhängigen Journalismus.“
Frank sagte in einem kurzen Dankeswort, die Vorgänge im Erzbistum Köln unter Woelkis Führung seien ein Lehrstück, dass unumschränkte Macht die Menschen verändere. „Macht korrumpiert, wenn sie nicht eingehegt wird.“ Er würdigte besonders den Mut von Whistleblowern aus dem Erzbistum. Um der Wahrheit willen hätten sie das Gesetz des Schweigens gebrochen und damit bewusst ihren Job riskiert.
Der Wächterpreis wird seit 1969 für kritische und investigative Berichterstattung über Korruption, Vetternwirtschaft, Missstände und Missbrauch vergeben. Frank war bereits in den Jahren 2014 und 2017 Preisträger. Erst im April hatte er auch den „Stern-Preis“ in der Kategorie „Lokales“ erhalten. Der zweite und dritte Preis des diesjährigen Wächterpreis gingen an die „Neue Westfälische“ in Bielefeld für die Berichterstattung über einen Sorgerechtsstreit beziehungsweise an die „Hamburger Morgenpost“ für die Recherchen über ein millionenschweres Förderprojekt, das der zuständige Finanzsenator ohne Ausschreibung vergeben hatte.