AboAbonnieren

„Rising Star“-Pianist Lukas SternathWillkommen im Pianisten-Olymp

Lesezeit 2 Minuten
Lukas Sternath

Lukas Sternath

Der junge „Rising-Star“ Lukas Sternath bewies in der Kölner Philharmonie einmal mehr mit größter Leichtigkeit sein pianistisches Können.

Schon die Programmwahl ist bemerkenswert: zwei großen Werken des romantischen Repertoires gehen Stücke von Komponistinnen des 20. und 21. Jahrhunderts voraus. Die auf jeweils andere Art herausfordernde Musik spielt der 2001 in Wien geborene Pianist hoch virtuos, mit brillanter Technik und größter Leichtigkeit. Mit seiner langgliedrigen Physiognomie verfügt Lukas Sternath über die besten körperlichen Voraussetzungen.

Der einstige Wiener Sängerknabe und gegenwärtige Student von Igor Levit an der Hochschule Hannover hat bereits mit etlichen renommierten Orchestern konzertiert und mehrere internationale Preise gewonnen: ARD-Musikwettbewerb, Busoni-, Schubert- und Bremer-Klavierwettbewerb. Nach seinem Kölner Debüt im Januar 2024 war er nun genau ein Jahr später erneut in der Philharmonie zu erleben, als „Rising Star“ des ECHO-Zusammenschlusses europäischer Konzerthäuser. Und man wurde Zeuge des Aufgangs eines jungen Sterns am ohnehin schon vielstimmig funkelnden Klavier-Himmel.

Aufgang eines Sterns am ohnehin schon vielstimmig funkelnden Klavier-Himmel

Sternath begann mit der „Chaconne“, die Sofia Gubaidulina 1961 am Ende ihres Kompositionsstudiums in Moskau schrieb. Eine Folge wuchtiger Akkorde löst sich zuerst in der rechten Hand in Figurationen auf, bis schließlich beide Hände eine durchweg schnell pulsierende Motorik entfalten. Sagenhaft unterschiedliche Charaktere bildet Johannes Brahms in den „Variationen und Fuge über ein Thema von Händel“. Auf einen schmissigen Galopp prallen chromatisch verträumte Nocturnes à la Chopin. Einem nach Moll gewendeten Kanon folgen launige Tändeleien, muntere Jagdfanfaren, liedhafte Schlichtheit, vollgriffige Akkordakrobatik. Sternath gestaltete die wechselnden Temperamente treffsicher mit expressiv sprechender Anschlagsart, Dynamik und Artikulation.

Sternath bestand auch einen berüchtigten Prüfstein pianistischer Meisterschaft

Die bekannte Geigerin Patricia Kopatchinskaja schrieb ihre „Three Pieces“ eigens für den „Rising Star“. Die Machart der Showstücke ist freilich etwas beliebig und nachrangig gegenüber der haptischen Impulsivität. Ohne groß nachzudenken wird lustvoll mit Klängen und Gesten gespielt: Handfläche und Unterarme knallen kreuz und quer Cluster auf die Tastatur oder bringen das Klavier zum Tanzen. Mittels Stoffhandschuhen blitzen Glissandi auf und nieder. Dann kreist die Musik minimalistisch um denselben schwebenden Akkord.

Franz Liszts einsätzige h-Moll-Klaviersonate treibt aus wenigen markanten Anfangsgedanken abrupt wechselnde Stimmungen und Satzteile hervor. Das Stück ist ein berüchtigter Prüfstein pianistischer Meisterschaft. Und auch damit begeisterte der auswendig spielende Lukas Sternath sowohl durch prägnante Ausgestaltung der Details als auch dramaturgisch spannungsvollen Atem der Großform. Er stemmte rasend schnelle Vierfachoktaven mit löwenhaften Pranken auf die Klaviatur und bezauberte im nächsten Moment mit watteweicher Lyrik. Mit dankbaren Ovationen zum Abschied demonstrierte das Kölner Publikum dem Jungstar zugleich ein herzliches Willkommen im Pianisten-Olymp.