Das Summerjam Festival ist gestartet. Am ersten Tag sorgte vor allem Rapperin und Sängerin Nina Chuba für dichtes Gedränge vor der Bühne.
Erster Tag beim Summerjam FestivalNina Chuba sorgt für volle Green Stage – Alborosie wäre gerne Bundeskanzler
Um genau 21.59 Uhr am Freitagabend ertönt ein Song auf der kleineren Green Stage beim Summerjam am Fühlinger See, dem wohl die allermeisten Besucher am ersten Festivaltag entgegengefiebert haben: „Wildberry Lillet“ von Nina Chuba. Dieser Song habe alles wahr werden lassen, wovon die junge Rapperin je geträumt habe. Und so sorgt das Lied auch an Tag eins von Europas größtem Reggae-Festival für dichtes Gedränge vor der Bühne. Besonders auffällig: zahlreiche Kinder bevölkern die ersten Reihen.
„Ich bin so gerne in Köln“, sagt die Newcomerin des Jahres, die mit modernen Beats und elektronischer Stimme Jung und Alt zum Tanzen bringt. Songs, wie „Freitag“ oder „Tinnitus“ gehen gleich ins Ohr und so wundert es nicht, dass weite Teile des Publikums ihre Lieder bereits textsicher mitsingen.
Dass die stimmliche Unterstützung auch weiter vom Band läuft, wenn die junge Norddeutsche das Mikrofon nicht an den Mund hält, stört eigentlich niemanden. Und so scheint es, als hätte man in Deutschland auf diese Art von poppiger Rap-Musik mit klugen, deutschen, teils romantischen, teils partylastigen Texten nur gewartet.
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„The Spirit of Peace“ lautet das Motto der 36. Ausgabe des Kölner Summerjam Festivals in diesem Jahr und so betonen auch die Veranstalter, dass die friedlichen Werte von Reggae- und Dancehall-Musik nie aktueller waren, als in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und des Krieges. So stehen die drei Tage mehr denn je im Zeichen eines interkulturellen Miteinanders von mehr als 25.000 Besuchern.
Summerjam Festival: Neue Generation im Veranstalter-Team
Während der Pandemie hat eine neue Generation im Veranstalter-Team das Zepter übernommen, was sich auch deutlich im diesjährigen Line-up bemerkbar macht. So erscheint die Mischung aus trendigen, deutschen Artists und internationalen Größen der Reggae-Szene den Veranstaltern selten so gut gelungen zu sein, wie in diesem Jahr.
Begonnen hat das Festival bei bestem Wetter aber erstmal mit einer kölschen Überraschung: Weil der Flug von der spanischen Band La Pegatina zu spät startete und sie es nicht mehr rechtzeitig zu ihrem Auftritt nach Köln geschafft haben, sind spontan die befreundeten Jungs und Mädels von Querbeat eingesprungen.
Für alle Kölnerinnen und Kölner war nun klar was passiert: hüpfen, springen, tanzen bis der letzte Ton aus der Posaune kommt. Die kölschen Hits „Guten Morgen Barbarossaplatz“ und „Nie mehr Fastelovend“ ziehen offenbar auch bei Reggae-Fans.
Alborosie: Sympathischer Italiener stellt sich vor, Bundeskanzler zu sein
Die besondere Mischung verschiedener Genres ist bereits am ersten Festivaltag auf der kleineren Green Stage sichtbar. Denn dort teilen sich zum Beispiel Black Sherif, Nina Chuba und Charly Black die Bühne. Ein ghanaischer Rapper, der das Leben in „Konongo Zongo“, einer Region im Westafrika beschreibt, eine junge, deutsche Sängerin, die mit „Wildberry Lillet“ das Getränk des Sommers besingt, und ein jamaikanischer Dancehall-Artist, der aus jeder Zuhörerin und jedem Zuhörer ein „Party Animal“ macht, zeigen die ganze Vielfalt des diesjährigen Summerjam Festivals bereits am ersten Abend.
Fans etablierter Künstler kamen an Tag eins vor allem vor der Red Stage, der Hauptbühne, auf ihre Kosten. So lieferte Italiens Reggae-Aushängeschild Alborosie eine gewohnt souveräne Roots-Reggae-Show samt neuen Albums.
„Stellt euch vor, ich wäre der Bundeskanzler von Deutschland?“, fragt der sympathische Mann aus dem Westen Siziliens, der mittlerweile zu den Stammgästen am Fühlinger See gehört, die Reggae-Gemeinde. Er könne das, ist er sich sicher. Deutschland möge er sehr, auch wenn die Sprache schwierig sei. „Dann wäre das Summerjam Festival jeden Monat“, behauptet der Sänger mit den Dreadlocks, die bis zum Boden reichen.
Kaum jemand wie der inzwischen auf Jamaika lebende Italiener steht so repräsentativ für die klassische Variante des Roots-Reggae. Und so erfindet sein neues Album „Destiny“ das Rad der Musikrichtung zwar nicht neu, überzeugt aber dennoch mit typischen Rhythmen und der unverwechselbaren Stimme von Alborosie. Abgerundet wird der Auftritt von Hits, wie „No Cocaine“ oder „Kingston Town“. So muss ein gelungenes Reggae-Konzert aussehen.
Wer nach der geballten Ladung Live-Musik noch Kraft und Lust verspürte, steuerte zielgenau die Dancehall Area an, um mit den Soundsystems und DJs von Jugglerz oder den Lokalmatadoren von Pow Pow die Nacht zum Tag zu machen, bevor nur wenigen Stunden später weitere Highlights auf die Besucher des Summerjam Festivals 2023 warten.