Am 24. März jährt sich die Germanwings-Katastrophe, bei der 150 Menschen zu Tode kamen.
Der WDR strahlt zu diesem Anlass einen Film aus, der sich mit den Hinterbliebenen befasst.
„Menschen hautnah. Der Germanwings-Absturz – Überleben mit dem Schmerz“ ist am 17. März um 22:40 Uhr im WDR zu sehen.
Ein Jahr ist vergangen seit dem Absturz einer Germanwings-Maschine über den französischen Alpen am 24. März 2015. 150 Menschen kamen dabei zu Tode, darunter auch der Ko-Pilot Andreas L., ein psychisch gestörter junger Mann, der das Flugzeug vorsätzlich gegen einen Berg steuerte.
Zurückgeblieben sind Hunderte von Angehörigen: die Mütter, Väter und Geschwister der Toten, Ehepartner, Töchter und Söhne. Einige von ihnen hat Justine Rosenkranz eine Weile begleitet und aus diesen Begegnungen einen bewegenden Film gemacht: „Menschen hautnah. Der Germanwings-Absturz – Überleben mit dem Schmerz“.
„Die Kinder sind weggefahren und nicht wiedergekommen. Das ins Bewusstsein zu kriegen ist nicht ganz einfach“, beschreibt ein Vater das Unfassbare, das an jenem 24. März in sein Leben eingebrochen ist. Linda, die 15-jährige Tochter, gehörte zu der Schülergruppe aus Haltern, die bei der Katastrophe ums Leben kam. Lindas kleiner Bruder besucht mit anderen Geschwisterkindern der Toten eine Opfergruppe.
Auch sie hat Justine Rosenkranz besucht und behutsam befragt. Ein Junge erzählt, dass er anfangs Angst hatte, nach Hause zu gehen, „weil alle nur weinten“. Yanicks Familie hat überall im Haus Bilder der verstorbenen Tochter aufgestellt. „Wir versuchen, sie bei uns zu halten. Beim Abendessen ist immer ein Platz frei“, erzählt der Bruder. „Aber es ist alles ganz anders als früher. Manchmal ist es Zuhause einfach so still.“
Fünf der toten Schülerinnen und Schüler aus Haltern sind nebeneinander bestattet, die Eltern treffen sich regelmäßig an den Gräbern. Dem Vater von Gina ist es ein Trost, dass auch fremde Menschen Blumen an den Gräbern niederlegen. Lindas Mutter liest immer wieder die letzten fröhlichen WhatsApp-Nachrichten der Tochter. „Ich habe gelernt, von Tag zu Tag zu leben“, sagt sie. „Großartig für die Zukunft plane ich nicht mehr.“ Andere Angehörige wissen bis heute nicht, wie sie mit ihrem Schmerz umgehen sollen.
Im Mittelpunkt stehen die Menschen
„Ich habe mit meinem Mann mein Leben verloren“, sagt Olga Bryjak, die Witwe des Opernsängers Oleg Bryjak. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“ Fast zynisch mutet da die Aussage von Lufthansa-Chef Carsten Spohr an, der auf die Frage nach der Schuld der Lufthansa antwortet: „Die Aufgabe, die Frage im juristischen Sinne zu beantworten, haben die Behörden.“ Da hätte man sich eine Nachfrage nach der moralischen Schuld des Unternehmens gewünscht.
Ohnehin stellt dieser Film wenig Fragen. Im Mittelpunkt stehen die Menschen, denen ein schlimmes Unglück widerfahren ist. Justine Rosenkranz hat sich ihnen mit großer Vorsicht und einem hohen Maß an Verständnis genähert. Sie hat sie zum Absturzort und zum Friedhof begleitet. Diese Zurückhaltung hat sich gelohnt. „Leben lernen mit dem Schmerz“ ist ein stiller Film, der ohne Voyeurismus die Folgen der größten Katastrophe der deutschen Luftfahrt zeigt.
Menschen hautnah - Germanwings-Absturz: Leben mit dem SchmerzVon Justine Rosenkranz, Am 17. März um 22:40 im WDR