Die ARD will transparenter werden. Deshalb veröffentlichte sie in diesem Monat die Gehälter ihrer Führungskräfte – und diese Zahlen sorgen weiter für Aufregung. Spitzenverdiener Tom Buhrow sah sich bei der Pressekonferenz nach der Hauptversammlung der ARD-Intendanten in Köln mit der Frage konfrontiert, ob es wirklich gerechtfertigt sei, dass der WDR-Intendant mit einem Jahresgehalt von 399.000 Euro mehr als die Kanzlerin verdient.
Der WDR-Intendant sagte, er stehe zu den Gehältern. Man könne den Neid weiter vorantreiben und immer „weniger, weniger, weniger“ fordern. Aber dann lande man irgendwann bei Milliardären, die einen solchen Job ehrenamtlich machen – und wohin das führe, zeige sich in den USA.
Nach den Intendanten-Gehältern hat die ARD nun auch die durchschnittlichen Einkünfte der Direktoren der einzelnen Anstalten im Internet veröffentlicht. Sie liegen zwischen knapp 14.000 Euro (RB) und 18.500 Euro (NDR) monatlich, beim WDR sind es 18.328 Euro.
Keine genauen Auskünfte zur Redakteursstellen
In anderen Bereichen, etwa bei Sportexperten, belässt es die ARD bei Gesamtsummen für alle Beschäftigten. Um Persönlichkeitsrechte zu wahren und um den Wettbewerb nicht zu verzerren, könne man diesbezüglich genauere Angaben nicht machen, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres, dessen Vertrag in der Sitzung der Intendanten verlängert wurde. Herres bleibt im Amt – für drei weitere Jahre von Herbst 2018 an.
Herres räumte in Köln ein, man sei in der ARD mit der Konstellation des TV-Duells zwischen Angela Merkel und Martin Schulz nicht glücklich gewesen. Die ARD habe sich mindestens zwei Duelle gewünscht, zum Beispiel aufgeteilt zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Doch weil die Kanzlerin dafür nicht zur Verfügung stand, habe man abwägen müssen, ob man das Duell mache oder darauf verzichte: „Der Verzicht wäre nachteilig gewesen.“ Auch das große Interesse der Zuschauer habe gezeigt, dass die Entscheidung richtig gewesen sei. Das Duell war mit gut 16 Millionen Zuschauern die meistgesehene Sendung des bisherigen Jahres.
BR übernimmt ARD-Vorsitz
Außerdem gaben die Intendanten bekannt, dass 2018 der Bayerische Rundfunk (BR) die ARD-Geschäftsführung übernehmen wird. Somit wird der BR-Intendant Ulrich Wilhelm nächster ARD-Vorsitzender. Seine Stellvertreterin ist von 2018 an turnusgemäß die bisherige ARD-Vorsitzende Karola Wille (MDR). Der BR hatte zuletzt 2005/2006 den ARD-Vorsitz inne.
Zudem stellten die Intendanten eine von der ARD in Auftrag gegebene Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifor vor. Demzufolge hat die Anstalt 2015 rund 7,7 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland beigetragen. Dieser Wertbeitrag sichere fast 100 000 Arbeitsplätze in Deutschland. Zudem frage der Senderverbund fast ausschließlich (97 Prozent) Güter und Dienstleistungen aus dem Inland nach.