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Bald im ZDFWie Jan Böhmermann über Telegram für seine neue Sendung wirbt

Lesezeit 4 Minuten

Er ist wieder da: Am Freitagabend startet im ZDF Jan Böhmermanns neues Late-Night-Format.

Köln – „MACHT DIE AUGEN AUF! ENDLICH! Lasst EUCH NICHT VERUNSICHERN!!!“ In Textnachrichten schreit es sich bekanntlich eher schlecht. Ein Mittel, das Social-Media-Nutzer deshalb mit Vorliebe nutzen, um die Relevanz ihrer Botschaften zu unterstreichen, sind Großbuchstaben.

Die Nachrichten, die Jan Böhmermann in seinem kürzlich gestarteten Telegram-Kanal „REAL JAN BÖHMERMANN“ postet, sind voller Großbuchstaben. „SCHLAF?! Die WAHRHEIT schläft NICHT!! WACHT AUF. BLEIBT WACH“. Das alles garniert der 39-Jährige mit sehr vielen Emojis.

Nur noch bei Telegram

Und in einem Video, in dem er mit nacktem Oberkörper vor einem Spiegel zu sehen ist, sagt er mit ziemlich verwirrter Miene: „Ich habe mich dafür entschieden, endlich meine Maske fallenzulassen der vergangenen Jahre und euch die Informationen zukommen zu lassen, die ihr begreifen müsst, in dieser Situation.“ Er habe alle anderen Social-Media-Kanäle gelöscht und sei nur noch bei Telegram unterwegs.

Die Art zu sprechen, was er sagt, wie er auf die Vorlage schaut, von der er abliest – all das ist die perfekte Imitation des Videos, mit dem vor wenigen Wochen Michael Wendler seine Karriere mit einem großen Knall zerstörte. Nur dass es Böhmermann gelingt, noch weniger, nämlich nichts, in diesem Video und in seinen Posts zu sagen. Er kündigt stets mit bedeutungsschwangeren Worten große Erkenntnisse an – denen dann rein gar nichts folgt. So sehr ähnelt sein Kanal denen von Telegram-Größen wie Xavier Naidoo und Attila Hildmann, so liebevoll ist dieses Paranoia-Potpourri gestaltet, dass man zwischenzeitlich ernsthaft überlegen muss, wessen Beiträge man da gerade liest.

Werbeaktion für neue Sendung

Nun ist die ganze Aktion in erster Linie selbstredend eine großangelegte und sorgfältig geplante Werbeaktion für seine neue Late-Night-Show im ZDF-Hauptprogramm, mit der er am Freitag nach rund einem Jahr Fernsehauszeit zurück auf den Bildschirm kehrt.

ZDF Magazin Royale

Jan Böhmermann begrüßt sein Publikum vom 6. November an immer freitags um 23 Uhr zu seiner neuen Late-Night-Satire im ZDF. Als eine konsequente Weiterentwicklung des „Neo Magazin Royale“ formiert die Sendung laut ZDF zusammen mit der „heute-show“ den Satire-Doppelschlag am Freitagabend. Von 20 Uhr an steht sie in der Mediathek.

Böhmermanns „Wechsel“ zu Telegram – seine zwischenzeitlich lahmgelegten anderen Social-Media-Kanäle hat er wieder aktiviert – ist aber viel mehr als das. Seit langem versucht der Satiriker, die Öffentlichkeit und vor allem die Politik darauf aufmerksam zu machen, was es eigentlich für die Debattenkultur einer Gesellschaft bedeutet, wenn jemand wie er mit rund 2,2 Millionen Twitter-Followern einfach ungefiltert und unkontrolliert raushauen kann, was ihm gerade so durch den Kopf geht.

Kontrolle bei anderen Netzwerken

Nun gibt es bei den großen Netzwerken immerhin noch ein paar Kontrollmechanismen, die dazu führen, dass etwa in der Wahlnacht ein Tweet von Donald Trump, in dem er behauptete, die Demokraten versuchten, die Wahl zu stehlen, mit einem Warnhinweis versehen wurde.

Bei Telegram, das von zwei russischen Brüdern gegründet wurde, sieht die Sache noch viel düsterer aus. Aufgrund der großen Sicherheit der Datenübermittlung und der fehlenden Kontrolle tummeln sich dort Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker aller Couleur, die ihre Reichweite nutzen, um unters Volk zu bringen, was auch immer ihnen gerade aus Hirn oder Bauch springt – und sei es auch noch so wirr.

Gefahren sind bewusst

Er wisse um die Gefahren von Telegram, sagte Jan Böhmermann jüngst in einem Interview mit t-online: „Aber solange der Staat das nicht schnallt und solange er dort nicht eingreift, nicht sieht, was dort passiert, können und müssen wir das als Realität hinnehmen. Es gibt einen großen, dunklen, unregulierten und ungeordneten Raum bei Telegram. Ideal für uns Anarchisten und andere Leute, die machen, was sie wollen, ohne dass ihnen der Staat hineinpfuschen kann.“

Wie diese Anarchie aussehen kann, das zeigen die Aktivitäten des Jan Böhmermann nun sehr eindrücklich. Bloß sein Ziel, der größte Telegram-Kanal Deutschlands zu werden, hatte er zumindest am Donnerstagnachmittag noch nicht erreicht. Mit knapp 90.000 Followern fehlt noch ein bisschen was bis zum großen Verschwörungstheoretiker-Trio Attila Hildmann (107.000), Xavier Naidoo (108.000) und Michael Wendler (109.000).

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Aber er hat ja noch ein Ass im Ärmel: Am Freitag um 18 Uhr soll ein Video Aufklärung bringen. Endlich. Böhmermann wird uns mitnehmen ins Licht. Er selbst hat es ja schon gesehen.