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Kölner Polizei leitet Großeinsatz65-Jährige in Aachener Klinik niedergeschossen – zwei OP-Säle zerstört

Lesezeit 3 Minuten
Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen vor einem Aachener Krankenhaus. Die Polizei ist wegen einer „möglichen Bedrohungssituation“ im Aachener Luisenkrankenhaus im Einsatz.

Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen vor einem Aachener Krankenhaus. Die Polizei ist wegen einer „möglichen Bedrohungssituation“ im Aachener Luisenkrankenhaus im Einsatz.

Der Bereich um das Luisenhospital im Aachener Stadtzentrum war stundenlang weiträumig abgesperrt. Die Polizei beendete den Einsatz gewaltsam.

Am Aachener Luisenhospital hat es am Montagabend einen großen Polizeieinsatz gegeben. Eine „verdächtige Person“ hatte gegen 17 Uhr mit einer Waffe die Klinik unweit des Aachener Stadtzentrums betreten. Die 65-Jährige verschanzte sich anschließend in einem Patientenzimmer, Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte waren unter der Leitung des Kölner Polizei stundenlang vor Ort.

Laut Polizeiangaben hatte die 65 Jahre alte Frau aus dem nahegelegenen Eschweiler Angestellte einer im Krankenhaus gelegenen Physiotherapiepraxis bedroht. Ihre Waffe stellte sich später als Schreckschusspistole heraus. Als ein Mitarbeiter ihr die Waffe aus der Hand schlug, verschanzte sie sich für mehrere Stunden in einem Zimmer.

Aachen: Polizei und Feuerwehr nach Bedrohungslage im Luisenhospital im Großeinsatz

Durch den geworfenen Gegenstand kam es zu einer starken Rauchentwicklung im Luisenhospital, das laut eigenen Angaben fast 380 Betten für Patienten besitzt. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte zuvor bereits aus Sicherheitskreisen erfahren, dass es nahe einem OP-Saal zu starker Rauchentwicklung gekommen war. Durch das Feuer wurden zwei OP-Säle zerstört, berichtet die „Aachener Zeitung“.

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Der Bereich wurde großräumig abgesperrt, es kam zu Einschränkungen im Straßenverkehr und auch am Bahnhof Aachen-Schanz, der nur wenige Hundert Meter von der Klinik entfernt liegt. Die Polizei hatte zunächst von einer „Bedrohungslage“ gesprochen, eine zunächst in mehreren Berichten kolportierte Geiselnahme bestätigte sich nach ersten Erkenntnissen nicht.

Aachen: Polizei schießt 65-Jährige bei Großeinsatz in Aachener Klinik nieder – Kölner SEK leitet Einsatz

Die Kölner Polizei hatte den Einsatz wegen seiner Größe übernommen. Nach mehreren Stunden verließ die Frau gegen 22.38 Uhr das Patientenzimmer und versuchte auf dem Gang einen Gegenstand abzubrennen. Laut Polizeiangaben trug sie dabei „dem optischen Anschein nach einen Sprengstoffgürtel“. Zudem hielt sie einen weiteren verdächtigen Gegenstand in der Hand.

Schwer bewaffnete Polizisten sind am Luisenhospital im Einsatz.

Schwer bewaffnete Polizisten sind am Luisenhospital im Einsatz.

Die Frau lief anschließend auf die im Gang postierten Einsatzkräfte zu. Da sie auf eine Ansprache nicht reagierte, schossen die Polizisten auf die Frau, die dabei schwere Verletzungen erlitt. Sie wurde noch im Krankenhaus medizinisch versorgt. Lebensgefahr bestand laut Polizeiangaben nicht.

Bei dem Sprengstoffgürtel handelte es sich nach Untersuchung durch Fachkräfte des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen um eine Attrappe.

Großeinsatz in Aachener Krankenhaus: 65-Jährige rennt mit „Sprengstoffgürtel“ auf Polizei zu

Während des Einsatzes wurde bekannt, dass die Wohnung der 65-Jährigen in Eschweiler am Tag des Großeinsatzes im Luisenhospital ausgebrannt war. Die Polizei geht davon aus, dass sie den Brand gegen 14.50 Uhr selbst gelegt hatte. Die Ermittler fanden einen entsprechenden Brief, der mutmaßlich in der Wohnung hinterlegt wurde. Sie vermuten, dass sie mit Suizidabsichten in das Krankenhaus eingedrungen war.

Das Aachener Luisenhospital war für mehrere Stunden komplett abgesperrt, Polizisten mit Maschinengewehren hatten das Gebäude umstellt. Erst in den Abendstunden lief der Betrieb im Krankenhaus wieder normal an. Gegen die 65-Jährige wird wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt.

Die Kölner Polizei hat die Zuständigkeit mittlerweile an die Aachener Staatsanwaltschaft übergeben, wie ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen bestätigte. Die Ermittlungen laufen laut der Behörde weiter, die Motivlage war auch am Dienstagnachmittag noch unklar. (mab/pst/shh)


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  6. Psychische Gesundheit – Die Neurologen und Psychiater im Netz empfehlen ebenfalls, in akuten Situationen von Selbst- oder Fremdgefährdung sofort den Rettungsdienst unter 112 anzurufen. Darüber können sich von psychischen Krisen Betroffene unter der bundesweiten Nummer 116117 an den ärztlichen/psychiatrischen Bereitschaftsdienst wenden oder mit ihrem Hausarzt Kontakt aufnehmen. Außerdem gibt es in sehr vielen deutschen Kommunen psychologische Beratungsstellen.