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„Schon etwas verunsichert“Passagier aus NRW über abgebrochene Aida-Kreuzfahrt

Lesezeit 6 Minuten

Die Aida Nova im Hafen von Lissabon 

  1. Wegen Corona-Fällen an Bord werden Schiffsreisen wie die der Aida Nova abgebrochen – die Passagiere müssen vorzeitig nach Hause.
  2. Ein Passagier aus Dortmund, der mit der Aida Nova in Lissabon gestrandet ist, berichtet von seinen Erlebnissen an Bord.

Lissabon/Dortmund – Statt die Sonne auf den Kanaren zu genießen, sitzt Frank Schuldt im Bus auf dem Weg zum Flughafen. Früher als geplant wurde seine Reise auf dem Kreuzfahrtschiff Aida Nova seitens der Reederei abgebrochen. Grund sind positive Corona-Fälle auf dem Schiff innerhalb der Besatzung. Am Sonntagabend, nach drei Tagen Zwangspause am Hafen von Lissabon, verkündete der Kapitän in einer Videobotschaft, dass die Reise nicht fortgeführt werden kann. Die knapp 3000 Passagiere müssen nach Hause fliegen. Die betroffenen Besatzungsmitglieder wurden in Hotels in Lissabon untergebracht.

Schuldt ist enttäuscht über das rasche Ende der Reise, die für ihn eigentlich noch bis zum 8. Januar gedauert hätte. Besorgt wegen der positiven Fälle auf dem Schiff ist er aber nicht. „Die haben an Bord sehr viel dafür getan, damit es nicht zu Corona-Ausbrüchen kommt“, so der 42-jährige Dortmunder, der schon zu Beginn des Jahres Kreuzfahrten unter Corona-Bedingungen gemacht hat und von den Hygiene-Konzepten überzeugt ist.

Selfie vom Schiff: Frank Schuldt ist in Lissabon gestrandet.

So habe auf dem Schiff eine FFP2-Maskenpflicht für Mitarbeiter gegolten, und auch Passagiere hätten die Masken nur an Deck oder am Tisch ausziehen dürfen. Nach Angaben der Reederei sind alle Gäste an Bord ab dem zwölften Lebensjahr und auch die Besatzung vollständig geimpft gewesen und wurden vor Reiseantritt zweifach getestet.

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Gast der Aida Nova: „Bis Lissabon war die Kreuzfahrt fantastisch“

Wer in diesen Zeiten eine Kreuzfahrt bucht, muss sich bewusst sein, dass so etwas passieren kann. Das Risiko, mich zu infizieren, gehe ich auch ein, wenn ich auf Gran Canaria ein Hotel buche oder mich zu Hause mit Freunden treffe“, berichtet der Dortmunder auf der Fahrt zum Flughafen weiter. Es sei zudem jedem selbst überlassen, ob er sich an Bord ins Publikum des Theaters oder an einen Tisch mit Fremden setze.

Silvesterfeuerwerk in Lissabon

„Bis Lissabon war die Kreuzfahrt fantastisch“, so Schuldt, der auf dem Schiff auch Weihnachten und seinen Geburtstag feierte und entspannen wollte. „An dem Tag, als wir erfuhren, dass einige Crewmitglieder positiv sind, hatten manche Passagiere abends einen roten Warnhinweis in der Corona-App. Da war man schon etwas verunsichert“, so Schuldt weiter.

Seitens der Behörden habe man in Portugal aber sowieso einen negativen Schnelltest vorzeigen müssen, um Lissabon zu erkunden. Diesen habe man an Bord machen können. Die Passagiere mussten bis zum Reiseabbruch also nicht in den Kabinen verharren. „Eigentlich war an Bord alles wie immer“, so Schuldt.

Aida Nova: Ersatzcrew sollte die Reise nach Corona-Fällen fortführen

Am 30. Dezember habe das Schiff um sieben Uhr in Lissabon ablegen wollen, um vor Madeira das Silvesterfeuerwerk anzuschauen. Zehn Minuten vor der geplanten Abfahrt sei dann die Durchsage gekommen, dass das Schiff nicht ablegen dürfe. Erst am Abend hätten die Passagiere erfahren, dass einige Crew-Mitglieder positiv getestet worden seien. Zunächst sei der Plan gewesen, die Reise durch eine Ersatzcrew fortzuführen. Doch dazu kam es nicht mehr, wie die Passagiere am Sonntag erfuhren. „Die Kommunikation lief leider von Beginn an schleppend, das war schade“, so Schuldt.

Passagiere werden per Bus zum Flughafen gebracht.

„Den betroffenen Personen geht es gut, sie haben keine beziehungsweise nur milde Symptome“, teilte die Reederei auf Anfrage weiter mit. Wie viele Personen infiziert sind, sagte sie nicht. Zuvor hatte der Lissaboner Hafendirektor Diogo Vieira Branco der staatlichen portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa gesagt, auf der Aida Nova seien 52 der 1353 Crewmitglieder positiv getestet worden. Sie alle seien in Hotels in Lissabon untergebracht worden, wo sie die vorgeschriebene Isolation absolvieren sollten. Die nächste Reise des Schiffes starte am 15. Januar ab Gran Canaria. Alle Reisen fänden mit einer angepassten Passagierkapazität statt.

Auf manchen Kreuzfahrtschiffen gilt die 1Gplus-Regel

Aufgrund dieser und weiterer Vorsichtsmaßnahmen betrachtet der internationale Branchenverband Clia, Interessenvertretung der Kreuzfahrtindustrie, Kreuzfahrten trotz des Vorfalls auf der Aida weiter als sichere Reisen. „Grund dafür sind die hohen Eingangsbarrieren“, sagte der deutsche Clia-Geschäftsführer Helge Grammerstorf der Deutschen Presse-Agentur.

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Auf den Schiffen gelte die 2G-plus- oder sogar 1G-plus-Regel. Dies bedeute, dass bei 2G plus eine Booster-Impfung Voraussetzung ist, das Schiff zu betreten, bei 1G plus, also ausschließlich geimpften Personen, reiche selbst der Genesenen-Status nicht aus. „Die Reedereien reagieren schnell und sehr konsequent.“

Auswärtiges Amt rät von Teilnahme an Kreuzfahrten ab

Das Auswärtige Amt hingegen tritt bei Kreuzfahrten auf die Bremse, sieht die Lage nicht so optimistisch wie der Branchenverband. „Von der Teilnahme an Kreuzfahrten wird abgeraten“, schreibt die Behörde auf ihrer Website. Es bestehe das Risiko, dass im Falle eines Covid-19-Ausbruchs an Bord – auch unter geimpften Reisenden – von den zuständigen Behörden im Ausland eine mehrtägige Schiffsquarantäne verhängt werde. „Ein zeitnaher Rücktransport nach Deutschland wäre ausgeschlossen.“

Weitere Corona-Fälle auf Kreuzfahrtschiffen

Wegen Corona-Infektionen an Bord hat auch die Kreuzfahrtreederei Tui Cruises den Betrieb ihres Schiffs „Mein Schiff 6“ unterbrochen. Wie das Unternehmen in Hamburg mitteilte, endete am Montag eine Reise des Schiffs durch den Persischen Golf planmäßig in Dubai, eine Anschlussfahrt sollte aber zunächst nicht starten. Grund seien „vereinzelte Fälle von Covid-19 an Bord“, erklärte Tui Cruises. An Bord befanden sich knapp 2000 Gäste sowie rund 800 Crewmitglieder.

Ein Kreuzfahrtschiff mit coronapositiven Menschen an Bord ist am Montag im Hafen der norditalienischen Stadt Genua eingelaufen. Die Fälle auf der „MSC Grandiosa“ seien bei den Kontrollen auf dem Schiff festgestellt worden, teilte MSC Cruises mit. Die Infizierten und ihre Kontaktpersonen hätten sich in den Kabinen isoliert. In Genua hätten die Behörden diejenigen mit Wohnadressen in Norditalien von Bord gebracht, erklärte die Hafenbehörde. Medienberichten zufolge seien 150 Menschen positiv getestet worden. MSC teilte auf Nachfrage mit, dass ungefähr 5000 Passagiere und Crewmitglieder an Bord seien. (dpa, afp)

Die Empfehlung des Auswärtigen Amts gilt zwar nicht für Kreuzfahrten mit einem besonderen Hygienekonzept, und ein solches gab es auf der Aida. Allerdings bezieht sich diese Ausnahme nur auf Flusskreuzfahrten innerhalb der EU oder solche, die in Deutschland beginnen und enden, ohne in einem ausländischen Hafen einzulaufen – nicht wie die Aida Nova, die die Kanaren als Ziel hatte.

Statt auf den Kanaren endete die Reise für Frank Schuldt also in Lissabon. Aida habe bereits zugesichert, den Passagieren die Hälfte des Reisepreises für die zusätzlichen Tage am Lissaboner Hafen und die Reisetage, die nun ausfallen, vollständig zu erstatten, berichtet er. In einem persönlichen Brief seien alle Passagiere über ihre neuen Flugdaten informiert worden. Schuldt nimmt es gelassen. Zwar wolle er sich zu Hause noch mal testen, seinem Chef habe er aber schon angekündigt, dass er früher wieder im Einsatz sei – im Homeoffice.