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Brandenburger TorDarum kam die Polizei zu spät bei erneuter Attacke der Letzten Generation

Lesezeit 3 Minuten

Klimaaktivisten bemalten das Brandenburger Tor zum zweiten Mal mit Farbe. Viele fragen sich, warum die Polizei nicht früher zur Stelle war.

Am Donnerstag (16. November) ist das Brandenburger Tor erneut zum Ziel der Aktivistinnen und Aktivisten von Letzte Generation geworden. Mehrere Personen zückten am Nachmittag Pinsel und Farbe und malten die unteren Teile von einigen Säulen leuchtend orange an. Anders als bei der Aktion von Mitte September rückten die Klimaaktivisten nicht mit großem Gerät wie Feuerlöscher und Hebebühnen an, so dass auch nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Säulen des Berliner Monuments beschmiert wurde.

Zeitgleich zur Aktion vom Donnerstag steht auf der anderen Seite des Brandenburger Tores weiterhin das Gerüst, mit dem sehr aufwendig und teuer noch die Farbreste aus dem September entfernt werden. Die aktuell verwendete Farbe ließ sich offenbar leichter beseitigen als die Substanz vom September.

Brandenburger Tor: Polizisten wurden vor Aktion der Letzten Generation zu Einsatz gerufen

Zwei Personen wurden am Donnerstag festgenommen. Dennoch fragen sich viele, warum die Polizei nicht schneller vor Ort war und die Aktivistinnen und Aktivisten an ihrer Tat hinderte. Zum Schutz des Brandenburger Tores sind eigentlich immer mehrere Einsatzkräfte vor Ort. Wie sich allerdings herausstelle und die Polizei auch twitterte, wurden die Beamten kurz vor der Aktion zu einem anderen – dringenden –Einsatz gerufen.

Alles zum Thema Letzte Generation

Sie erreichte der Notruf, dass im U-Bahnhof Brandenburger Tor eine Person mit einer Axt unterwegs sei. Dort konnten sie aber nichts Ungewöhnliches feststellten, sie kehrten anschließend zum Tor zurück und nahmen die beiden Klimaaktivistinnen fest. Nun wird beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) spekuliert, dass die Polizeibeamten mit diesem (Fehl)Alarm gezielt vom Tor weggelockt wurden und dass der Anrufer mit den Klimaaktivistinnen und -Aktivisten unter einer Decke steckte.

Polizei Berlin: Kein Zusammenhang zwischen Axt-Alarm und Farb-Aktion am Brandenburger Tor

Dies weist die Polizei Berlin auf Nachfrage allerdings zurück: Der Anrufer ist der Polizei bekannt. Er hatte tatsächlich eine Person bei einer verdächtigen Handlung im U-Bahnhof beobachtet und daher den Alarm ausgelöst. Die betreffende Person wurde auch später festgenommen, wie die Polizei bei X mitteilte.

Eine Sprecherin sagte am Abend, dass die festgenommene Person mit einem Stift hantiert habe und Schmierereien anbringen wollte, und der Anrufer den Stift fälschlicherweise für einen gefährlichen Gegenstand gehalten habe. Einen Zusammenhang mit der Aktion von Letzte Generation schloss die Sprecherin explizit aus, dafür gebe es keinerlei Anhaltspunkte.

Cem Özdemir verurteilt Farb-Attacke auf Brandenburger Tor

In den sozialen Medien gibt es Zuspruch für die Letzte Generation, einige User wie Sebastian Hotz alias „El Hotzo“ kommentieren das Geschehen auch scherzhaft:

Unter dem Post bei X spekulieren El Hotzos Follower, ob er eigentlich ein Beet mit Möhren zeichnen wollte oder ob man eine Cannabis-Pflanze auf dem Dach sehe.

Auch der Kölner Satiriker Jan Böhmermann äußert sich bei X mit dieser Frage:

Darunter gibt es ebenfalls zahlreiche Kommentare. Ein User meint: „Wir werden es nie herausfinden“. Andere meinen hoffnungsvoller, es käme auf einen Versuch an.

Insgesamt überwiegen jedoch eindeutig die kritischen Stimmen, die die Aktion verurteilen. Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (Grüne), findet die Farbattacke „unfassbar“. Die Letzte Generation schade dem Klimaschutz so, schreibt er bei X.

Auch User, die sich sonst explizit für mehr Klimaschutz einsetzen, kommentieren die Attacke auf das Berliner Wahrzeichen negativ. Die Symbolik sei im Gegensatz zu Straßenblockaden nicht zu verstehen.