Köln – Finanzminister Christian Lindner hat seine kirchliche Hochzeit auf Sylt gerechtfertigt. „Bekanntlich habe ich meinen Amtseid im vergangenen Jahr auf Gott geschworen“, sagte Lindner dem christlichen Magazin „chrismon“ am Dienstag. „Aus einer Kirche auszutreten bedeutet schließlich nicht, aus jeder Form der Spiritualität auszutreten.“
Es gebe „ein Mehr“, das über Lehfeldt und ihn „hinausweist“, sagte Lindner. „Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig“, so Lindner. Es sei jedoch richtig, dass er im Alter von 18 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten sei, erklärte der Finanzminister.
Christian Lindner: „Ein Gottesdienst ist eben keine Dienstleistung“
Lindner versicherte zudem, dass es auch die üblichen Vorgespräche mit der Gemeindepastorin auf Sylt gegeben habe. „Es gab mehrere“, sagte Lindner. „Wir sind eigens nur für einen besonders ausführlichen Austausch für einen Tag vor einigen Monaten nach Sylt gereist. Pfarrerin Susanne Zingel hat uns beeindruckt.“ Lehfeldt und er hätten aus den Gesprächen „auch mehr über uns selbst erfahren“, führte Lindner aus. Die Zeremonie sei zudem ein „richtiger Traugottesdienst mit Predigt“, gewesen erklärte der FDP-Politiker mit Blick auf Kritik, er hätte die Kirche lediglich als Kulisse benutzt.
„Irritierend waren für mich Hinweise, man möge bitte eine Rechnung stellen“, erklärte Lindner zudem. „Wenn zwei Seelen um Segen bitten, sollte man nicht die finanziellen Gegenleistungen thematisieren, finde ich.“ Lindner versicherte trotzdem, der Gemeinde auf Sylt sei „kein wirtschaftlicher Nachteil entstanden“. Dennoch sei ein „Gottesdienst eben keine Dienstleistung“.
Christian Lindner will nicht mehr in die Kirche eintreten
Erneut in die Kirche einzutreten, kann sich Lindner unterdessen nicht vorstellen – zumindest nicht in seine frühere Konfession. „Pastorin Zingel hat mich aber in meinem Nachdenken bestärkt“, erklärte der Finanzminister.
Mehrheit der Deutschen findet Lindners Luxus-Hochzeit auf Sylt unangemessen
Am vergangenen Wochenende hatten Lindner und die Journalistin Franca Lehfeldt sich auf Sylt das Ja-Wort gegeben. Die dreitägigen opulenten Hochzeitfeierlichkeiten des FDP-Politikers und der „Welt“-Journalistin sorgten nicht nur wegen der kirchlichen Trauung, sondern auch angesichts der politischen Lage für Kritik: Dass der Finanzminister ausgiebig feiert, während in Europa Krieg herrscht und auf die Deutschen hohe Energiepreise zukommen, sorgte nicht überall für Wohlgefallen.
Der Eindruck wird nun auch mit Zahlen belegt: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland findet es unangemessen, dass Lindner trotz aktueller Krisen seine luxuriöse Hochzeitsfeier auf Sylt veranstaltet hat. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des „Stern“ hervor. Demnach halten nur 33 Prozent der Befragten die Feierlichkeiten für angemessen oder eher angemessen. 54 Prozent sagen, sie seien eher nicht angemessen oder auf keinen Fall angemessen.
Lediglich unter der Anhängerschaft der Liberalen findet sich eine deutliche Mehrheit von 67 Prozent, die die Hochzeitsfeier in Ordnung findet.