Die Crew von Eurowings habe die Erdnüsse nicht aus dem Verkauf nehmen wollen, deshalb sah sie nur eine Möglichkeit.
Flug von Düsseldorf nach LondonPassagierin kauft wegen Allergie für kleines Vermögen alle Erdnusspackungen
Diesen Flug von Düsseldorf nach London wird eine junge Britin so schnell nicht vergessen, denn er endete durchaus kostspielig für sie. Leah Williams hat aus Sorge vor einer allergischen Reaktion auf einem Flug Medienberichten zufolge sämtliche im Flugzeug verfügbaren Packungen Erdnüsse gekauft. Nicht etwa, weil sie Heißhunger auf die kleinen Nüsschen hatte, sondern weil die starke Allergikerin um jeden Preis vermeiden wollten, dass kein anderer Passagier die Erdnüsse erwerben und im Anschluss öffnen kann.
Die Geschichte, über die unter anderem „Insider“ und „Mirror“ zuerst berichteten, habe sich bereits Mitte Juli zugetragen. Williams sei beruflich von London nach Düsseldorf und anschließend wieder zurückgeflogen. Bereits auf dem Hinflug habe sie die Crew über ihre schwere Allergie aufgeklärt und darum gebeten, aus Rücksicht auf ihre Gesundheit auf den Verkauf von Erdnüssen während des Flugs zu verrichten.
Eurowings-Passagierin kauft aus Angst alle Erdnusspackungen
Dieser Bitte kamen die Flugbegleiter auch nach, schildert Leah Williams den Berichten zufolge. Auf dem Rückflug mit Eurowings sei das allerdings nicht geschehen. Begründung: Ihr Wunsch verstoße gegen die Richtlinien der Fluggesellschaft. „Er hat mir nicht einmal in die Augen geschaut. Ich glaube, er war genervt, weil ich die Warteschlange aufhielt“, erzählte Williams dem „Insider“ zufolge.
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Kurzerhand traf Williams ihrer Gesundheit zuliebe eine kostspielige Entscheidung. Sie orderte alle verfügbaren Packungen – 48 an der Zahl. „Ich sagte: ‚Ich kaufe sie alle, damit Sie sie nicht servieren können. Es ist mir egal, wie viel es ist. Wenn ihr nicht bereit seid, mir zu helfen, ist das das Einzige, was ich tun kann.‘“
Flugzeugpassagierin bezahlt wegen Allergie 185 Dollar für Erdnüsse
Die Rechnung beläuft sich am Ende auf 185 Dollar, umgerechnet rund 168 Euro, knapp vier Dollar pro Packung. Laut dem „Mirror“ kosten die Erdnüsse die junge Frau dreimal so viel wie das Ticket für den Flug selbst. Eine allergische Reaktion war damit vom Tisch, der Ärger bei der Reisenden allerdings trotzdem groß. Den eigenen Angaben nach habe sie sich im Nachgang bei Eurowings beschwert, allerdings bislang keine Antwort erhalten.
Das Magazin hingegen hat eine Antwort auf eine entsprechende Anfrage zu dem Vorfall erhalten. „Es tut uns sehr leid, dass der Flug mit uns nicht so reibungslos wie gewünscht verlaufen ist, und wir bedauern alle Unannehmlichkeiten, die Leah Williams dadurch entstanden sind“, zitiert das Blatt einen Sprecher. Die Flugbegleiter-Crew hätte Leah Williams angeboten, die Passagiere in der Nähe von Williams über die Allergie der Frau zu informieren – das aber habe ihr nicht gereicht.
Man führe täglich mehr als 600 Flüge durch und befördere mehr als 80.000 Gäste, da es viele Ursachen für Allergien und Unverträglichkeiten gebe, könne man an Bord nichts garantieren, sagt ein Sprecher von Eurowings dem Branchenportal „Aerotelegraph“. „Grundsätzlich werden auf allen Eurowings-Flügen Mahlzeiten und Snacks serviert. Ferner ist es den Fluggästen gestattet, ihre eigenen Lebensmittel mit an Bord zu nehmen“, erklärt er laut dem Bericht. Darum sei es unmöglich, zu garantieren, dass das Flugzeug frei von Allergenen sei.
Erdnussallergie kann im schlimmsten Fall tödlich enden
Ob die Reaktion der Passagierin aus berechtigter oder übertriebener Sorge entstand, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Laut der europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) gehört die Erdnuss zu den Nahrungsmitteln, die besonders häufig schwere allergische Reaktionen hervorrufen (0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung in Europa betroffen). Dazu reichten gegebenenfalls schon geringe Mengen von einem Milligramm.
„Eine Erdnussallergie kann an verschiedenen Organen leichte, aber auch heftige allergische Reaktionen erzeugen“, heißt es im Bericht von ECARF. Die Beschwerden reichen von Kribbeln im Mundraum bis hin zu zum anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand.
Sorge von Allergikerin in Flugzeug wohl übertrieben
„Bei den Erdnüssen im Vordergrund steht die sogenannte Soforttypreaktion, das reicht von Symptomen einer Nesselsucht über Asthma, Schnupfen, Augentränen bis hin zum Allergie-Schock und kann sogar letztendlich tödlich enden. Und es ist eine ganze Reihe von Todesfällen bekannt geworden durch dieses Krankheitsbild“, so Allergologe Prof. Dr. Bernhard Przybilla im NDR.
Menschen mit einer extremen Erdnussallergie müssen demnach ein Notfallset bestehend bei sich tragen. Dass allerdings auch der Verzehr von in der Nähe befindlichen Personen schwere allergische Reaktionen auslösen kann, gilt als wenig realistisch. Untersuchungen hätten laut Spiegel mit Bezug auf das American Academy of Allergy, Asthma & Immunology (AAAAI) ergeben, dass Erdnussstaub nicht über die Luft übertragen würde und auch das Einatmen von Erdnussbutterdämpfen keine Reaktion hervorrufe.
Im Falle einer Unverträglichkeit habe das Personal laut Eurowings zudem Zugriff auf Medikamente für eine notfallmedizinische Versorgung.(pst)