In Oldenburg müssen sich viele Anwohner darauf einstellen, ihre Häuser zu verlassen. Allmählich werden in Niedersachsen die Sandsäcke knapp.
Hochwasserlage spitzt sich zuIn Oldenburg drohen Evakuierungen – Sandsäcke nur gegen Ausweis
In Teilen von Niedersachsen und auch in Bremen bleibt die Hochwasserlage äußerst angespannt. Nachdem die Flusspegel in den vergangenen Tagen eher stagniert hatten, da es weitgehend trocken blieb, droht nach den Regenfällen der vergangenen Nacht ein erneutes Anschwellen der Gewässer.
Auf einer Übersichtskarte des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ist zu sehen, dass viele Pegelstände von Flüssen bei der Meldestufe 3 liegen. Das bedeutet, dass die Gefahr von größeren Überschwemmungen besteht.
Dies ist auch in Oldenburg an der Hunte, einem Nebenfluss der Weser, der Fall. Gebiete im Süden der niedersächsischen Stadt stehen vor einer Evakuierung. Wie die Stadt Oldenburg mitteilt, könne es notwendig werden, dass Anwohner der Sandkruger Straße und angrenzender Straßen zwischen den Stadtteilen Kreyenbrück und Bümmerstede ihre Häuser verlassen müssen. Hier verlaufen neben der Hunte mit dem Bümmersteder Fleth und dem Osternburger Kanal weitere Gewässer. Am Montag wurde hier bereits ein mobiler Deich aufgebaut.
Hochwasser: In Oldenburg werden Notunterkünfte vorbereitet
Auf der gesamten Länge des Huntedeichs besteht nach Angaben der Stadt nach wie vor ein hoher Deichdruck. Auch der Bereich Achterdiek in Kreyenbrück stehe aufgrund seiner exponierten Lage unter besonderer Beobachtung, hier werde halbstündlich kontrolliert. Eine Evakuierung ist auch hier nicht ausgeschlossen. Notunterkünfte stehen im Ernstfall für die Anwohner bereit. Mehreren hundert Menschen droht die Evakuierung.
In Facebook-Beiträgen ist zu sehen, wie Wasser aus Gullis auf der Straße nach oben drückt, da der Grundwasser-Pegel extrem hoch ist. Dies führt auch dazu, dass zahlreiche Keller in Oldenburg volllaufen. Teilweise drückt das Wasser einfach durch die durchnässten Wände. Helfer organisieren sich über die sozialen Netzwerke, um beim Sandsack-Schleppen zu helfen.
Hochwasser: Niedersachsen gehen die Sandsäcke aus
In Niedersachsen gehen derweil die Sandsäcke allmählich aus. Das Bundesland greift inzwischen auch auf Reserven anderer Bundesländer zurück. Rund 1,5 Millionen Säcke habe Niedersachsen so inzwischen erhalten, so der NLWKN. Mit den Sandsäcken werden etwa Deiche verstärkt.
Zunächst einmal werden in Oldenburg aber am Mittwoch (3. Januar 2024) noch einmal Sandsäcke ausgegeben – allerdings nur an betroffene Haushalte in den besonders gefährdeten Gebieten. Bis zu 15 Sandsäcke können sich die Bewohner dann jeweils mitnehmen. Damit können Öffnungen wie Kellerzugänge und Türen abgedichtet werden. An der Ausgabestelle gibt es eine Straßenliste – die Betroffenen werden gebeten, sich mit einem Ausweisdokument zu legitimieren, teilt die Stadt mit.
Hochwasser in Niedersachsen: Überflutete Flächen werden vereisen
Zu einer besonderen Situation wird es vermutlich ab dem Wochenende in Niedersachsen kommen. Da die bisher eher milden Temperaturen von einem Kälteeinbruch abgelöst werden sollen, drohen die überfluteten Flächen zu vereisen. Das ist zumindest die Prognose von „Kachelmannwetter“.
Dann dürfte in vielen Regionen Schlittschuhlaufen angesagt sein – was ansonsten im Norden Deutschlands nicht besonders häufig möglich ist. So soll es in Oldenburg am Freitag Nachtfrost geben. Am Sonntag, Montag und Dienstag werden die Temperaturen auch tagsüber nicht über den Gefrierpunkt steigen. Das dürfte reichen, um die überfluteten Gebiete in eine Eisfläche zu verwandeln.
Hochwasser: Ricarda Lang kommt nach Lilienthal
Neben Oldenburg sind Orte an der Weser, Aller und Leine sowie teilweise auch deren Nebenflüsse von Hochwasser betroffen. Auch der Fluss Hase, ein Nebenfluss der mittleren Ems im Landkreis Osnabrück, erreichte die Meldestufe 3. Für zahlreiche Gebiete warnte die Behörde vor einem großen Hochwasser. Im Bundesland Bremen ist etwa der Bremer Ortsteil Timmersloh von Überschwemmungen betroffen.
Vielerorts stehen große Flächen unter Wasser. Mit zahlreichen Einsatzkräften kämpfen viele Orte und Städte gegen Überschwemmungen, sichern Deiche und errichten zusätzliche Schutzbarrieren. Angespannt ist die Lage in den Landkreisen Celle, Emsland, Osterholz, Heidekreis und Verden.
Auch hier sind zahlreiche Straßen gesperrt. In Lilienthal in der Nähe von Bremen werden am Mittwoch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) und die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, erwartet (cme, mit dpa)