AboAbonnieren

Kommissarin und Merkel-Darstellerin - Imogen Kogge wird 65

Lesezeit 4 Minuten

Berlin/Potsdam – Imogen Kogge hat in vielen Filmen, Theaterstücken und Hörspielen gespielt, doch neben dem „Polizeiruf 110” wurde sie vor allem mit einer Rolle bei Millionen bekannt - als Angela Merkel.

In dem Politdrama „Die Getriebenen” (ARD), einer Chronik der Flüchtlingskrise 2015, spielte sie die damalige Kanzlerin und sagt darin die historischen Worte: „Wir schaffen das!” Beliebt war sie davor schon als Potsdamer Hauptkommissarin Johanna Herz im „Polizeiruf 110”, in der sie fast zehn Jahre mit Polizeihauptmeister Horst Krause ermittelte. Am 8. Februar wird sie 65 Jahre alt.

Vom Gang is zur Raute

Auf die Rolle als Angela Merkel hat sie sich akribisch vorbereitet - ob es um den Gang oder um Handbewegungen bis zur Raute geht. „Ich hatte im Vorfeld richtig Muffe, das zu machen, da sie ja existiert, zu dem Zeitpunkt omnipräsent war und sich jeder als Merkel-Kenner fühlte”, verrät Kogge. Sie wollte Merkel nicht kopieren: „Es ging darum, glaubhafte Gedankenstützen zu bieten, um dieser Person folgen zu können. Es ging nie um eine Kopie.” Im Mittelpunkt standen Fakten. „Das war die größte Klippe für mich in diesem Film, diesen Ton zu treffen, diese Selbstverständlichkeit und Geradlinigkeit, ohne dabei eisern und unzugänglich zu wirken, sondern einfach nur klar zu sein, in dem, was man sagt.”

Ein Treffen mit der Kanzlerin hat es für die Rolle nicht gegeben, wie sie berichtet. „Ich wollte das auch gar nicht. Dann hätte ich nur gedacht: Sie ist ja ganz anders”, sagt Kogge lachend. „Diese Arbeit hat meinen Blick auf sie und auf die Leute, die an vorderster Front Politik machen, geschärft und sie haben an Respekt gewonnen.”

Imogen Kogge wurde in Berlin (West) geboren. Sie studierte an der Hochschule der Künste und begann ihre Theaterkarriere am Schauspielhaus Hamburg als festes Ensemblemitglied, später spielte sie an der Schaubühne in Berlin. Sie sprach Hörspiele ein und stand auf vielen Bühnen, ob in Zürich, Stuttgart, Bochum oder Düsseldorf.

Da überrascht es nicht, dass sich Imogen Kogge selbst vor allem als Theaterschauspielerin empfindet. „Das ist eine Art von Versenkung in eine Arbeit, das ist einfach fantastisch”, sagt sie. Fasziniert haben sie im Rückblick vor allem fast alle ihre Aufführungen mit Stücken von Anton Tschechow. Drei Regisseure nennt sie, die ihr besonders wichtig waren: Augusto Fernandes am Schauspielhaus Hamburg, Andrea Breth an der Schaubühne in Berlin und Werner Düggelin aus der Schweiz. Fernandes und Düggelin sind bereits gestorben.

Freiwilliger Abschied vom „Polizeiruf 110”

Imogen Kogge wirkte in zahlreichen Filmen mit - ob in Andreas Dresens „Nachtgestalten”, Til Schweigers „Barfuss” oder Hans-Christian Schmids „Requiem”. Eine Rolle begleitete sie neun Jahre lang: Von 2002 bis 2010 spielte sie die Potsdamer Polizeihauptkommissarin Herz, die mit Horst Krause und Assistentin Katrin Schubert (Anja Franke) Fälle aufklärte. „Sie werden mir fehlen!”, waren ihre leisen Abschiedsworte an Krause in „Fremde im Spiegel” (2010). „Wir haben uns wirklich auf Anhieb ziemlich gut verstanden”, erzählt Kogge. „Diese Arbeit hat sehr viel Freude gemacht.”

Sie hörte auf eigenen Wunsch nach neun Jahren mit der Rolle auf. Das habe ihr mehr leid getan, dem Team als Kommissarin Herz Lebewohl zu sagen, berichtet sie. „Es hat sich für mich nicht mehr befriedigend inhaltlich weiterentwickelt und bevor ich die Lust verlieren könnte, habe ich "meinen Dienst quittiert".”

Proben am Renaissance Theater

Im Renaissance Theater in Berlin probt sie derzeit das Stück „Die zwei Päpste” mit Walter Kreye als Papst Benedikt XVI. und Walter Sittler als Jorge Mario Bergoglio, später Papst Franziskus. Kogge spielt eine Schwester, die für Papst Benedikt kocht. Am 31. März gehen die Vorstellungen los. Und dann? „Was Zukunftsprojekte angeht, ist noch nichts entschieden, meistens aus organisatorischen Gründen”, sagt Kogge.

Es gibt nicht nur die Schauspielerin Kogge. „Ich bin ansonsten ganz leidenschaftliche Oma eines Enkels”, sagt die Mutter einer Tochter. „Das ist ein unglaubliches Glück, was mich auch durch diese Corona-Zeit trägt.” Außerdem geht sie nach eigenen Worten gern in Konzerte, pflegt Freundschaften und kocht sehr gern. „Jeden Tag”, wie sie sagt. Im Sommer ist Kogge oft im Garten.

Auch wenn sie viele Rollen verkörpert hat - einen Wunsch hat sie schon: „Ich würde sehr gern in einer guten Komödie sowohl im Theater als im Film vorkommen - nicht in einem Schenkelklopfer, sondern in einer fein gesponnenen Komödie. Ich glaube, dass ich das gut könnte.”

© dpa-infocom, dpa:220206-99-02106/2 (dpa)