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Mehr als „weiße Rosen“Nana Mouskouri wird 90 – die 11 schönsten Lieder zum Abschied

Lesezeit 6 Minuten
Nana Mouskouri in einer Livesendung auf der Bühne.

Nana Mouskouri verabschiedet sich zum 90. Geburtstag von ihrem Publikum. (Archivbild)

Nana Mouskouri will sich nach ihrem 90. Geburtstag zur Ruhe setzen. Diese 11 Lieder und viele andere werden bleiben.

Kurz vor ihrem 90. Geburtstag hat Nana Mouskouri ihren endgültigen Rückzug aus dem Showgeschäft angekündigt. Damit verabschiedet sich die griechische Sängerin, die auf eine der erfolgreichsten Karrieren der Musikgeschichte zurückblicken kann, von der Bühne, auf der sie mehr als sechs Jahrzehnte lang Millionen von Menschen in aller Welt begeistert hat.

Mit über 1.600 Liedern in mehr als 14 Sprachen, über 130 Alben und mehr als 300 Goldenen, Diamantenen und Platin-Schallplatten gehört sie zu den ganz Großen ihres Fachs. In diesem Artikel feiern wir ihre beeindruckende Karriere und stellen elf Songs vor, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

„Weiße Rosen aus Athen“ (1961)

„Weiße Rosen aus Athen“ war für Nana Mouskouri der große Durchbruch im Showgeschäft. Das Lied erreichte Platz 1 in Deutschland und wurde zu einem internationalen Klassiker, den sie in mehreren Sprachen aufnahm. Interessanterweise führte die französische Version „Les roses blanches de Corfou“ nicht nach Athen, sondern nach Korfu. Damit begann auch ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem bedeutenden Komponisten Manos Hadjidakis, dessen weiterer Klassiker „Ein Schiff wird kommen“ in Deutschland ebenfalls sehr bekannt ist. Mit den Titeln „Ich schau’ den weißen Wolken nach“ und „Einmal weht der Südwind wieder“ landete Mouskouri unabhängig davon hierzulande zwei weitere Nummer-1-Hits.


„Pauvre Rutebeuf“ (1970)

Mit dem Chanson „Pauvre Rutebeuf“ beschritt Nana Mouskouri einen künstlerisch anspruchsvollen Weg abseits der Lieder über weiße Rosen, ziehende Wolken oder den wehenden Südwind. Basierend auf einem Gedicht des mittelalterlichen Dichters Rutebeuf erzählt das Lied von Armut und Entbehrung, dem Mouskouri mit ihrer klaren Stimme eine tiefe Melancholie und emotionale Intensität verleiht. Ihre Interpretation verbindet die ursprüngliche Poesie von Léo Ferré mit einer modernen und sehr persönlichen Note. Eine ihrer traurigsten und schönsten Aufnahmen!


„Aber die Liebe bleibt“ (1987) / „Only Love“ (1986) / „L'amour en héritage“ (1985)

„Aber die Liebe bleibt“, die deutsche Version von „Only Love“, war in den 80er Jahren ein großer Erfolg für Nana Mouskouri und wurde durch die TV-Miniserie „Erben der Liebe“ populär, für die es als Titelsong diente. Mouskouri nahm das Lied in mehreren Sprachen auf, was der Ballade zu einem jahrelangen Siegeszug quer durch Europa verhalf. Der eindringliche deutsche Text stammt von Michael Kunze.

In Großbritannien war die englische Version ihr größter Hit, auch in Frankreich und Deutschland erreichte das Lied hohe Chartplatzierungen und wurde ihr letzter großer Singleerfolg. Inhaltlich betont das Lied mit Zeilen wie „Gehst du auch nie wieder neben mir“ oder „Was im Strom der Zeit vorübertreibt, wird Erinnerung“ die Beständigkeit der Liebe trotz Vergänglichkeit und Verlust und kann auch stark mit dem Thema Tod und Verlust in Verbindung gebracht werden. Trotz des Verlustes bleibt die emotionale Bindung bestehen, die Liebe überdauert den physischen Tod und spendet Trost.


„Milisse mou“ (1972)

Die griechische Aufnahme „Milisse mou“ spiegelt das ambivalente Verhältnis der Griechen zu Nana Mouskouri wider. Während sie international gefeiert wurde, sah man ihren Erfolg im Ausland in Griechenland oft mit gemischten Gefühlen. Auch ihre Hinwendung zu Pop, Jazz und Chanson stieß bei den Hellenen oft auf Unverständnis. Das 1972 veröffentlichte Lied handelt von unerfüllter Liebe und Sehnsucht, wobei Mouskouris klare und emotionale Stimme die tiefe Melancholie des Textes verstärkt. Mit mehr als einem Dutzend griechischer Alben in ihrer Karriere bleibt dieses Lied ein wichtiger Teil ihrer musikalischen Verbindung zu ihrem Heimatland.


„Plaisir d'amour“ (1971)

Das ursprünglich im 18. Jahrhundert von Jean-Paul-Égide Martini komponierte Lied erzählt von der bittersüßen Natur der Liebe und ihrer Vergänglichkeit. Mouskouris Version, die in Frankreich ein großer Erfolg war, verleiht dem Lied eine zarte, fast träumerische Atmosphäre, die seine melancholische Schönheit wunderbar einfängt. Es ist eines der Lieder, die Mouskouris Vielseitigkeit und ihre Fähigkeit, mit tiefen Emotionen zu arbeiten, perfekt unterstreichen.


„Johnny“ (1965)

„Johnny“ aus dem Album „Nana“ von 1965, das Nana Mouskouri mit dem großen Arrangeur und Jazzmusiker Bobby Scott aufnahm, ist ein eindrucksvolles Beispiel ihrer frühen Popmusik. Das Lied erzählt von der Sehnsucht und der unerfüllten Liebe zu Johnny und eröffnet ein exzellentes Album, das in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt wurde. Mit seinem klaren, sparsamen Arrangement unterstreicht es die lyrische Intensität und steht stellvertretend für die elegische Stimmung des gesamten Albums.


„Guten Morgen Sonnenschein“ (1977)

„Guten Morgen Sonnenschein“ aus dem Jahr 1977 gehört zu den fröhlichsten und eingängigsten Schlagern von Nana Mouskouri. Bis heute ist es eines ihrer bekanntesten Lieder in Deutschland. Mit seiner leichten Melodie und dem optimistischen Text, der einen fröhlichen Start in den Tag beschreibt, wurde das Lied zu einem beliebten Radiohit in Deutschland. Auch heute noch wird es oft und gerne gespielt. Und ja, Sie erinnern sich sicher, das Lied wurde einmal in leicht abgewandelter Form für einen Werbespot der Margarine Botterram verwendet.


„No Moon At All“ (1962)

Spätestens seit der 1999 unter dem Titel „Nana in New York“ erschienenen Neuauflage des Jazzalbums „The Girl from Greece Sings“ von 1962 wissen viele, dass Mouskouri auch eine hervorragende Jazzinterpretin ist. „No Moon at All“ ist ein klassischer Standard, der von einer romantischen Nacht ohne Mondlicht handelt, mit minimalistischer Begleitung und Mouskouris warmer Stimme, die die intime Atmosphäre des Songs perfekt zum Leben erweckt. Es ist ein Highlight auf einem ihrer anspruchsvollsten Alben und zeigt ihre Jazzqualitäten jenseits von Pop, Schlager und Chanson. Produzent des Albums war übrigens kein Geringerer als Quincy Jones, der später Michael Jacksons „Thriller“ verantwortete.


„Les parapluies de Cherbourg“ (1964)

Wir reisen zurück ins Jahr 1964 und zu einem der bekanntesten französischen Filmklassiker: „Les Parapluies de Cherbourg“ von Jacques Demy. Nana Mouskouri interpretierte die berühmte Filmmusik von Michel Legrand zwar nicht für den Kinoerfolg mit Catherine Deneuve, aber sie setzte mit ihrer Version einen hohen Maßstab für die Dutzenden von Coverversionen, die folgten. Viele kennen wahrscheinlich auch die englische Version unter dem Titel „I Will Wait for You“. Kurioserweise war das Lied eine der am häufigsten gecoverten Balladen der 60er Jahre, wurde aber nie ein wirklicher Hit.


„T'en vas pas comme ça“ (1963)

„T'en vas pas comme ça“ zeigt eine der mit Abstand ungewöhnlichsten und kraftvollsten Gesangsdarbietungen von Nana Mouskouri. Im Original als „Don't Make Me Over“ von Dionne Warwick bekannt, stammt der Soulklassiker aus der Feder von Burt Bacharach und Hal David. Mouskouri verleiht ihrer Version eine dramatische Intensität, die sich vor allem gegen Ende des Liedes entfaltet, wenn es förmlich aus ihr herausbricht. Selten hat man von ihr eine so leidenschaftliche und emotionale Darbietung gehört. Den Hit in Frankreich hatte trotzdem eine andere: Nancy Holloway.


„Adieu Angelina“ (1967)

Welches Lied könnte besser zum Abschied von Nana Mouskouri und diesem Artikel passen? Das von Bob Dylan geschriebene „Adieu Angelina“ zeigt die tiefen Folk-Einflüsse Nana Mouskouris und ihre Rolle bei der Popularisierung von Liedern bekannter Songwriter wie Dylan, Leonard Cohen oder Judy Collins. Sie war sehr einflussreich, indem sie diese zeitlosen Folksongs durch ihre mehrsprachigen Interpretationen abseits von Schlager und Chanson einem breiteren europäischen Publikum zugänglich machte. Mouskouri interpretierte auch traditionelle Volkslieder oder folkloristische Titel aus der Karibik oder Afrika, was sich in ihrer Zusammenarbeit mit Harry Belafonte widerspiegelt.

Zum 90. Geburtstag von Nana Mouskouri ist am Freitag (11. Oktober) die Werkschau „Happy Birthday, Nana“ mit ihren größten Hits erschienen. Ein besonderes Highlight sind drei neue Aufnahmen mit dem Royal Philharmonic Orchestra sowie ein brandneuer Song in griechischer Sprache („Pios échi Dakria“). Parallel dazu gibt es französische, spanische und englische Versionen des Albums, die jeweils im Titel auf ihren 90. Geburtstag hinweisen.