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Unwetter in SpanienMehr als 200 Tote – Mutter und Baby mit Hubschrauber gerettet

Lesezeit 4 Minuten
In Paiporta bei Valencia trägt ein Helfer ein Kind aus einem von der Flut zerstörten Bereich.

In Paiporta bei Valencia trägt ein Helfer ein Kind aus einem von der Flut zerstörten Bereich.

Spanien steht nach der verheerenden Flutkatastrophe unter Schock. In den vom Unwetter getroffenen Region werden vielerorts die Lebensmittel knapp. Straßen, Häuser und Geschäfte sind mit Schlamm bedeckt.

Die Zahl der Toten nach den schlimmen Unwettern in Spanien ist nach der Bergung weiterer Leichen auf 205 gestiegen. Allein 202 Opfer gebe es in der Mittelmeerregion Valencia im Osten des Landes, teilte der Notdienst der Regionalregierung auf X mit.

Es fehlt an vielen Orten an Lebensmitteln, Wasser und Strom. Spaniens Regierung kündigte an, von Freitag an weitere 500 Soldaten in die betroffene Region zu entsenden, um die Logistik und die Verteilung von Hilfsgütern sicherzustellen.

„Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen“, sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. In der Gemeinde mit 20.000 Einwohnern gebe es noch Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern lebten. Mehr als 1200 Soldaten beteiligten sich bereits an den Rettungsarbeiten.

Einwohner, freiwillige Helfer und Rettungsdienste schafften Schlamm, Schutt und weggespülte Autos von den Straßen. Die schweren Unwetter vom Dienstag hatten vor allem in der Mittelmeerregion Valencia gewütet. Allein in der gleichnamigen Provinz wurden 155 der bestätigten Todesopfer gemeldet. Auch andere bei Touristen beliebte Regionen am Mittelmeer wie Andalusien und Murcia sowie Kastilien-La Mancha im Landesinneren waren betroffen.

Diebstähle in Einkaufzentren und Häusern

Weiterhin würden Dutzende Menschen vermisst, erklärte der spanische Minister für Territorialpolitik, Ángel Víctor Torres, nach einer Sitzung des Krisenkomitees. Wegen der hohen Zahl an Todesopfern würden zusätzliche Forensiker in das Katastrophengebiet geholt und notfalls auch Hilfe aus dem Ausland angefordert.

Bei der Wiederherstellung der Infrastruktur und der Räumung blockierter Straßen habe man zwar Fortschritte gemacht. Die Situation sei allerdings weiterhin schwierig, sagte der Minister. Zehntausende Haushalte seien weiterhin ohne Strom. Nach Plünderungen in Geschäften und Häusern werde die Polizei mehr Präsenz zeigen. Medienberichten zufolge wurden in Einkaufzentren, die nach der Katastrophe unbewacht waren, unter anderem elektronische Geräte, Schmuck und Parfüm gestohlen. 39 Verdächtige sind nach Angaben der Nationalpolizei festgenommen worden.

Valencia: Mutter und Baby gerettet

Unterdessen verbreiten sich in den spanischen Medien viele Berichte und Videos, in denen es um Einzelschicksale von Betroffenen geht. So wurde bei Valencia eine junge Frau mit ihrem einjährigen Baby per Hubschrauber gerettet.

Ein Video, das aus dem Hubschrauber aufgenommen wurde, zeigt ein ländliches Gebiet, das komplett von braunem Wasser bedeckt ist. Nur Baumwipfel schauen heraus. Die Gebäude in Riola, einer Gemeinde in der Ribera Baja in der Nähe von Sueca (Valencia), sind vom Wasser eingeschlossen.

Die Frau hatte mit ihrem zwölf Monate alten Kind keine Chance, auf dem Landweg in Sicherheit zu kommen. Die Feuerwehr Alicante kam mit einem Luftrettungsteam zu Hilfe. Auf dem Video ist zu sehen, wie ein Feuerwehrmann mit dem Kind auf dem Arm an Bord des Hubschraubers gezogen wird. „El Pais“ berichtet von der Rettungsaktion.

Neben Geschichten mit positivem Ausgang häufen sich allerdings auch die Berichte über Leichenfunde. So wurden allein in einer Garage in La Torre, einem Stadtteil von Valencia, acht tote Personen gefunden, wie „El Pais“ berichtet. Bei einem der Toten soll es sich um einen Polizisten aus dem Ort handeln. In La Torre wurde eine weitere Frau tot geborgen.

Überschwemmungen in Spanien sind auf Satellitenbildern zu erkennen

Unterdessen veröffentlichte die Europäische Weltraumorganisation (ESA) Bilder des amerikanischen Satelliten Landsat-8, die das Ausmaß der Katastrophe aus dem Weltraum verdeutlichen. Auf beiden nebeneinandergestellten Fotos ist die Region um Valencia einmal am 8. und einmal 30. Oktober zu sehen.

Die Satellitenbilder zeigen die dramatischen Veränderungen der Landschaft rund um La Albufera, einem Naturschutzgebiet mit Lagune. Dort ist nach dem Unwetter alles überschwemmt.

Am Dienstag waren der Wetterbehörde Aemet zufolge in Teilen der Region Valencia in wenigen Stunden mehr als 300 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – so viel wie sonst in einem Jahr. Die heftigsten Niederschläge gab es in dem kleinen Dorf Chiva mit 491 Liter pro Quadratmeter. Sintflutartige Regenfälle und schlammige Wassermassen hatten Menschen, Autos und teilweise auch Häuser mitgerissen. (mit dpa)