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StädterankingWarum Berlin trotzdem besser ist als Hamburg

Lesezeit 4 Minuten

Berlin gegen Hamburg - wer macht das Rennen abseits von Olympia?

Bei den Kriterien öffentliche Ordnung und innere Sicherheit kann Berlin einer aktuellen Studie zufolge nicht mit Hamburg konkurrieren. Das Sicherheitsgefühl mag in Berlin vielleicht nicht so groß sein, das Lebensgefühl ist es dafür umso mehr. Unser rein subjektiver Vergleich liefert den Beweis.

1. Feiern

Egal welcher Wochentag, egal welche Uhrzeit, egal ob mit Freunden oder Fremden: Kaum eine Stadt huldigt dem Hedonismus so exzessiv wie Berlin. Erst Vorglühen im Möbel Olfe, dann zappeln im Sisyphos, dann After Hour im Club der Visionäre: Ein Ritt durch die Berliner Nacht fühlt sich in etwa so an:

Obwohl Hamburg mit der Reeperbahn, den runtergerockten Clubs um den Fischmarkt und den Sommerabenden in der Schanze einige Geschütze auffährt - für den Punkt reicht es nicht. Gegen Berlin wirken seine Partys stets nur so:

Punktestand: Berlin 1 - Hamburg 0

2. Fahrgäste befördern

Viele Berliner können sie nicht mehr sehen: Die weißen Balken, die an S-Bahnhöfen auf den Anzeigetafeln am Gleis geschaltet werden, wenn mal wieder etwas schief läuft. Die Gründe, die für die Zugverspätung zu lesen sind, reichen von "Stellwerkstörung" bis zum "Kabeldiebstahl".

Anfügen könnte man außerdem "große Kälte", "große Hitze", "Schaltjahr" oder "Mittwoch". Zwar rollt auch in Hamburg nicht jeder Zug pünktlich ein. Dafür erwartet Fahrgäste in den Wagons aber immerhin meist ein Sitzplatz, es sind weder Bierduschen noch Pöbel-Attacken von Fremden zu befürchten. Punkt für Hamburg!

Punktestand: Berlin 1 - Hamburg 1

3. Putzen

Ok, da brauchen wir nicht großartig drüber reden. Der Dreck vermehrt sich in Berlin schneller als die BSR das Wort "Besen" sagen kann. Da ist allenfalls noch Schadensbegrenzung nach diesem Vorbild möglich:

Hamburg stellt sich geschickter an. Hier können Besucher vom Boden essen, mehr noch: Was die schicken Kacheln am Jungfernstieg berührt ist wahrscheinlich sogar sauberer als vorher. Klarer Sieg!

Punktestand: Berlin 1 - Hamburg 2

4. Musizieren

Berlin hat in Punkto Popkultur in den letzten Jahren Elektro-Miezen wie MIA oder Laing hervorgebracht, auch die Rapper Sido und Bushido gehen auf das Konto der Hauptstadt. Sie mischten Anfang der 2000er die Hip-Hop-Szene mit einem Maximum an Proletengehabe auf, dem die Kids verfielen. Wer zuvor den Hamburger Hip-Hop von Dynamite Deluxe oder den Absoluten Beginnern gehört hatte, konnte darüber nur den Kopf schütteln. Zu Gute zu halten sind Berlin lediglich die Cowboys von Seeed.

Stellt man jetzt weiter fest, dass Hamburg mit der "Hamburger Schule" um Bands wie Tocotronic oder Die Sterne sogar eine eigene Musikbewegung hat, ist die Sache klar.

Punktestand: Berlin 1 - Hamburg 3

5. Cool aussehen

Egal ob Röhrenjeans und Undercut oder Nietengürtel und grüne Haare, egal ob Männer in Ballkleidern oder Nackte mit bunten Federn im Haar: Modisch gibt es in Berlin nichts, was nicht erlaubt ist. Wir finden: Vielfalt ist cool! Wenn hingegen Perlen-Paula und Steppjacken-Stefan um die Außenalter flanieren, sieht das eher so aus:

Punktestand: Berlin 2 - Hamburg 3

Im nächsten Abschnitt lesen Sie, wer das Rennen macht.

6. Flanieren

Stichwort Naherholung: An lauen Frühlingswochenenden schlendert halb Berlin das Kreuzberger Maybachufer entlang, die andere Hälfte der Einwohner trifft sich auf dem Tempelhofer Feld oder im Tiergarten. In Hamburg dagegen spazieren Ausflügler von den Landungsbrücken bis zum Elbstrand, auch die Alster-Umrundung ist beliebt.

Auf der einen Seite also riesige Freiflächen und hippe Flohmarktlandschaft am Fluss, auf der anderen Seite Wasser satt und mit den auslaufenden Container-Riesen sogar ein Hauch von Meer. Knappe Kiste. Am Ende gewinnt Berlin wegen der einmaligen Fläche des Tempelhofer Felds.

Punktestand: Berlin 3 - Hamburg 3

7. Macht ausüben

Im Berliner Regierungsviertel wird geschaltet und gewaltet, gesteuert und gefeuert. Wie einst Bösewicht Dr. No in den James-Bond-Streifen sitzt Angela Merkel in ihrem Kanzleramts-Drehstuhl und dirigiert das Land. Nur die Katze fehlt.

Hamburg hat dieser Machtfülle nur eins entgegen zu setzen: Bares. Denn was Berlin an politischem Einfluss hat, haben die Hamburger Pfeffersäcke an Geld. Aber hey, die nächste Finanzkrise kommt bestimmt, daher: Punkt für Berlin.

Punktestand: Berlin 4 - Hamburg 3

8. Freundlich sein

Die Königsdisziplin! Eine Anekdote vom Berliner Hauptbahnhof, die einmal im Neon-Magazin zu lesen war: Älterer Mann: "Du sollst beiseitejehen, Mensch!" Jüngerer Mensch: "Sorry, english?" Älterer Mann: "Aus'n Weech, Motherfucker!" Wer einmal zur Rushhour an einen Berliner Busfahrer geraten ist, weiß, dass solche Umgangsformen in Berlin noch den guten Ton darstellen.

Hamburg-Besucher werden am Bahnhof aber nicht viel freundlicher empfangen. Höflichkeitsfloskeln? Interesse an Neuem? Hallo und Tschüss? Fehlanzeige im kühlen Norden. Keine Stadt bekleckert sich also mit Ruhm, Hamburg siegt aber knapp. Wegen der netteren Busfahrer.

Punktestand: Berlin 4 - Hamburg 4

9. Inspirieren

Not macht bekanntlich erfinderisch. So siedelten sich in der Hauptstadt, der es traditionsgemäß an produzierender Industrie mangelt, all jene Kreativ-Start-ups an, deren Ideen so aberwitzig klingen, dass sie schon wieder genial sind.

In der Hansestadt hingegen geht man Projekte überlegter an, Grundlage eines jeden Schaffens ist ein durchdachter Plan. Wenn dieser aufgeht, entstehen zwar echte Kunstwerke - der Punkt geht aber dennoch an Berlin.

Punktestand: Berlin 5 - Hamburg 4

And the Winner is: Berlin!