Die Folgen des Hurrikan Milton sind verheerend. Es gibt Berichte über erste Todesopfer. Präsident Biden spricht von einem Jahrhundertereignis.
„Sturm des Jahrhunderts“Hurrikan „Milton“ trifft Florida – Zwei Millionen Menschen ohne Strom
Hurrikan „Milton“ hat die Westküste Floridas erreicht. „Die Daten deuten darauf hin, dass das Auge des Hurrikans in der Nähe von Siesta Key in Sarasota County auf Land getroffen ist“, erklärte das US-Hurrikanzentrum NHC am Mittwochabend in einer Mitteilung um 20.30 Uhr (Ortszeit; 2.30 Uhr MESZ).
Der Sturm traf mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde auf Land, wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte. Nur wenige Stunden später gab es Medienberichten zufolge erste bestätigte Todesfälle im US-Bundesstaat Florida. Ein Tornado, der bereits vor der Ankunft des Sturms im St. Lucy County an der Ostküste Floridas wütete, tötete mehrere Menschen, wie unter anderem BBC unter Berufung auf den örtlichen Sheriff Keith Pearson berichteten. Genaue Opferzahlen wurden nicht bekannt.
Hurrikan „Milton“ auf Land getroffen: Berichte über Tote
„Wir hatten mehrere Tornados, die in dieser Gemeinde niedergingen, und wir haben einige Menschenleben verloren“, sagt Sheriff Pearson laut BBC. „Es ist verheerend. Es gibt keine Worte, um es zu beschreiben.“ Der Bezirksbeauftragte fügte hinzu, dass die Tornados wie aus dem Nichts aufgetaucht seien, noch bevor der Hurrikan vollständig eingetroffen sei. Er wies darauf hin, dass Experten zwar vorhersagen können, wo ein Hurrikan landen wird, aber nicht, wo ein Tornado zuschlagen wird. „Bei einem Tornado kann man das nicht wissen. Es ist fast so, als ob eine Bombe an jedem Ort und zu jeder Zeit abgeworfen wird.“
Mehr als zwei Millionen Menschen im US-Bundesstaat Florida sind Medienberichten zufolge wegen des Hurrikans ohne Strom. CNN berichtete am Donnerstagmorgen von mehr als 2,1 Millionen Kundinnen und Kunden ohne Strom. Die Zahl der Betroffenen stieg innerhalb weniger Stunden stark an.
Hurrikan „Milton“ trifft Floridas Westküste und verursacht verheerende Folgen
Kurz bevor „Milton“ auf die Küste traf, war er von der höchsten Kategorie 5 zunächst auf die Stufe 4 und schließlich auf 3 herabgestuft worden. Angesichts der schieren Größe des Sturms blieben die Warnungen jedoch unverändert dringlich. US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas bezeichnete die Lage beim Sender CNN als eine „Frage von Leben und Tod“.
Besonders betroffen ist die Region um Tampa, die bereits vor dem Eintreffen des Hurrikans als Hochrisikogebiet eingestuft worden war. Auf der zentralen Halbinsel Floridas gebe es lebensbedrohliche Sturmfluten, extreme Winde und Sturzfluten, erklärte das NHC. Möglich sei eine Sturmflut von bis zu vier Metern Höhe, erklärte die Behörde weiter.
Hurrikan „Milton“ wütet in Tampa: Sturmfluten und Tornados
Entlang der Westküste Floridas heulte der Wind in den Städten, heftige Niederschläge prasselten herab, während verängstigte Bewohner Zuflucht suchten. Die Flughäfen von Sarasota und Tampa blieben bis auf Weiteres geschlossen.
In St. Petersburg (Florida) stürzte ein Kran auf eine Baustelle, Verletzte gab es laut Meldung der Stadt ersten Erkenntnissen zufolge nicht. Das Dach des mit einer Kuppel überdachten Baseballstadions „Tropicana Field“ in St. Petersburg wurde vom Sturm teilweise zerstört, während der Hurrikan Milton über das Gebiet fegte. Teile der Stadt Venice stehen unter Wasser. Videos in den sozialen Medien zeigten völlig überflutete Straßen, deren Wasserstand fast bis zu den Straßenschildern reicht. Auch andere Städte und Gemeinden waren von Überschwemmungen betroffen.
In Florida wurden laut Angaben der Washington Post schätzungsweise 125 Häuser zerstört (stand 4.30 Uhr). „In vielen Gebieten gibt es bereits lebensbedrohliche Sturmfluten oder lebensbedrohliche Tornados“, sagte Kevin Guthrie, Exekutivdirektor der Abteilung für Notfallmanagement.
Hurrikan „Milton“ verursacht schwere Zerstörung in Florida
Der Rettungsdienst in ganz Tampa musste vorerst eingestellt werden. Es sei für die Ersthelfer nicht sicher ist, sagte der Feuerwehrchef der Stadt. „Wir mussten alle Dienste einstellen, weil es zu gefährlich ist, Rettungskräfte auf die Straße zu schicken“, so Barbara Tripp, Leiterin der Feuerwehr von Tampa, gegenüber CNN.
„Milton“ soll nun von der Golfküste Floridas aus über den Bundesstaat hinweg in Richtung Atlantik ziehen. Es wird auch jenseits der Küsten mit schweren Zerstörungen gerechnet. Bereits vor der Ankunft des Hurrikans wüteten in Teilen Floridas Tornados. Die Wasserstände stiegen rapide an, da die heftigen Winde das Meerwasser ins Landesinnere trieben.
Millionen Menschen zur Evakuierung aufgerufen
Meteorologen sagten voraus, dass es einer der gefährlichsten Stürme in der Geschichte des Bundesstaats werden könnte. Neben extremen Windgeschwindigkeiten wird mit heftigen Regenfällen und gefährlichen Sturmfluten gerechnet, die großflächige Überschwemmungen verursachen könnten.
Die Behörden ordneten die Evakuierung mehrerer Küstengebiete an. Millionen Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Viele folgten dem Aufruf - es gab Berichte über Staus und Engpässe bei Treibstoff und Notunterkünften. Zuletzt forderten die Behörden die Menschen dann auf, sich an Ort und Stelle zu verbarrikadieren („shelter in place“), da eine sichere Evakuierung nicht mehr möglich war.
Die Vorbereitungen liefen bis zur letzten Minute auf Hochtouren. Die US-Regierung initiierte weitreichende Hilfsmaßnahmen, um die betroffenen Gebiete zu unterstützen. Das Pentagon mobilisierte Tausende Nationalgardisten, die bei Rettungsaktionen und der Verteilung von Hilfsgütern helfen sollen. Außerdem wurden Notfallzentren eingerichtet, um schnelle Hilfe während und nach dem Sturm zu gewährleisten.
Bereits vor anderthalb Wochen hatte Sturm „Helene“ schwere Schäden in Florida und mehreren anderen Bundesstaaten verursacht. Dabei kamen weit über 200 Menschen zu Tode. Vielen Betroffenen in Florida blieb angesichts der Ankunft von „Milton“ keine Zeit, sich von den Zerstörungen zu erholen.
Joe Biden verschiebt Deutschlandbesuch – und kritisiert Donald Trump
Mit Blick auf die drohende Katastrophe verschob US-Präsident Joe Biden kurzfristig seine geplante Reise nach Deutschland und Angola. Kurz vor dem Eintreffen des Hurrikans warnte er erneut vor der extremen Stärke des Sturms. „Es sieht aus wie der Sturm des Jahrhunderts“, sagte er bei einem Treffen mit Vertretern wichtiger Behörden. „Es geht buchstäblich um Leben und Tod.“
Auch Vizepräsidentin Kamala Harris nahm an der live im Fernsehen übertragenen Besprechung teil. Später wandte sich Biden erneut an die Bevölkerung, um vor den drohenden Gefahren zu warnen.
Warnung vor Falschinformationen
Der US-Präsident sprach auch die Verbreitung von Falschinformationen an. In den vergangenen Wochen seien „rücksichtslose, unverantwortliche und erbarmungslose“ Lügen in Umlauf gebracht worden, die die Menschen verunsicherten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump stehe an der Spitze dieser Desinformationskampagne, sagte Biden.
Trump hatte bei Wahlkampfauftritten unter anderem die Verschwörungstheorie verbreitet, dass Mittel der Katastrophenschutzbehörde Fema an Migranten ohne legalen Status fließen würden, um sie zur illegalen Stimmabgabe für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Harris zu bewegen. Biden wies dies entschieden zurück. Falschbehauptungen der republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene, wonach die Bundesregierung das Wetter kontrolliere, nannte der US-Präsident „mehr als lächerlich“.
Es kommt nicht oft vor, dass Biden in seinen Reden Trump oder andere Politiker namentlich nennt – dies unterstreicht, wie sehr der Hurrikan zum politischen Thema wird und im Wahlkampf eine Rolle spielt. Weniger als ein Monat vor der Präsidentschaftswahl am 5. November zeichnet sich Umfragen zufolge ein sehr knappes Rennen zwischen Harris und Trump ab. (pst mit dpa/afp)