Nasa-SchätzungVulkanausbruch vor Tonga viel stärker als Hiroshima-Atombombe
Lesezeit 3 Minuten
Nuku'alofa – Der gewaltige Ausbruch eines Untersee-Vulkans vor Tonga im Pazifik war laut Nasa mehrere Hundert mal stärker als die Sprengkraft der Atombombe über Hiroshima. „Dies ist eine vorläufige Schätzung, aber wir glauben, dass die durch den Ausbruch freigesetzte Energiemenge etwa 4 bis 18 Megatonnen TNT entsprach“, zitierte die US-Raumfahrtbehörde den Nasa-Wissenschaftler Jim Garvin. Die Explosion habe damit Hunderte Male mehr mechanische Energie freigesetzt als die nukleare Explosion, die die japanische Stadt Hiroshima 1945 weitgehend zerstörte.
Schätzungsweise 84 Prozent der rund 105.000 Bewohner auf allen Inseln Tongas sind nach Regierungsangaben von dem Ascheregen und dem Tsunami betroffen. Der Sender Radio New Zealand berichtete am Dienstag, es gebe die Sorge, dass viele Menschen in dem Südsee-Staat ein psychologisches Trauma durch das Erlebte davongetragen hätten. Ein Reporter vor Ort erklärte, zahlreiche Menschen seien noch immer sichtlich schockiert: „Manche Leute starren nur noch vor sich hin“.
Mit am schlimmsten wurde die zu Tonga gehörende Insel Mango getroffen. Unter den drei bestätigten Todesopfern ist auch ein Mann von der Insel. Weil der Tsunami alle Häuser zerstörte, wurden die 62 übrigen Bewohner auf die Hauptinsel Tongatapu gebracht. Die 81-jährige Kalisi Levani berichtete, der Vulkanausbruch habe die ganze Insel erschüttert, der Himmel sei schwarz geworden. „Wir sind alle gerannt und haben nichts mitgenommen.“
Corona-Ausbruch auf australischem Militärschiff erschwert Hilfslieferungen
Ein Corona-Ausbruch auf einem australischen Militärschiff erschwert derzeit zudem die Hilfslieferungen für den Pazifikstaat. Auf der „HMAS Adelaide“, die auf dem Weg in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa ist, wurden 23 Besatzungsmitglieder positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Regierung Canberra am Dienstag mitteilte. Tonga ist einer der wenigen Orte auf der Welt, in denen sich das Virus noch nicht ausgebreitet hat. Australiens Verteidigungsminister Peter Dutton sagte, die Hilfsmaßnahmen dürften das nicht gefährden. Das Schiff soll nun so lange auf See bleiben, bis in Gesprächen mit Tongas Behörden entschieden ist, ob die Besatzung versuchen soll, die Hilfsgüter „kontaktlos“ zu liefern.
Der unterseeische Hunga-Tonga-Hunga-Ha“apai, der nur 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku'alofa liegt, war vor zehn Tagen ausgebrochen und hatte eine gigantische Wolke aus Asche und Gas wie einen Atompilz kilometerweit in die Höhe geschleudert. Experten zufolge war es eine der weltweit schwersten Eruptionen seit Jahrzehnten. Tongas Regierung bestätigte bislang drei Tote und mehrere Verletzte.
Nasa: Insel von Eruption „ausgelöscht“
Satellitenbilder zeigen, dass eine erst 2015 bei einem monatelangen Ausbruch des Vulkans entstandene Insel gänzlich verschwunden ist. Die Insel sei von der Eruption „ausgelöscht“ worden, so die Nasa. Es seien nur noch zwei kleine, voneinander getrennte Landmassen übrig.
Der Ausbruch löste einen Tsunami aus, der sogar weit entfernte Regionen wie Alaska, Japan und Südamerika erreichte. Flutwellen werden meist durch Seebeben ausgelöst - nur selten durch unterseeische Vulkane. Laut der neuseeländischen Forscherin Emily Lane handelte sich um den ersten durch einen Vulkanausbruch ausgelösten pazifikweiten Tsunami seit der verheerenden Eruption des Krakatau in Indonesien im Jahr 1883 mit geschätzten 36.000 Toten. (dpa/afp)