Köln – Hunderte Absagen und verschobene Veranstaltungen, harte Auflagen für die Besucherzahlen – die Lanxess Arena ist von der Pandemie getroffen. Dennoch sagt Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass das Unternehmen „zumindest klarkomme“ und keine hohen Verluste mache, auch nicht im Jahr 2022 – vorausgesetzt es gebe bald wieder eine Normalisierung der Regeln für Veranstalter.
In den ersten zehn Jahren des Bestehens ab 1999 sei das anders gewesen. Da habe quasi fortwährend die Insolvenz gedroht, berichtet Löcher in „ekonomy mit K“, dem Wirtschafts-Podcast des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er arbeitet seit 22 Jahren für die Arena und ist seit 2010 alleiniger Geschäftsführer.
Seit einigen Jahren betreibt Löcher die Arena im Auftrag des Konzernveranstalters und Tickethändlers CTS Eventim. Die Muttergesellschaft hilft jetzt, die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise zu überbrücken. So stellte Eventim im vergangenen Jahr eine explizite Bescheinigung aus, für alle Verpflichtung der Arena im Jahr 2021 einzustehen. „Hätten wir diese Konzernstruktur nicht und wären noch in der alten Struktur, hätten wir mit Sicherheit schon längst Insolvenz anmelden müssen“, sagt Löcher.
Forderung an die Politik: „Mehr Selbstverantwortung“
Es gibt aber weitere Faktoren, die eine Pleite verhindert haben. So gab es Hilfszahlungen der Bundesregierung und viele der 450 Beschäftigten der Arena waren lange Zeit in Kurzarbeit, vor allem in den Lockdown-Phasen. An die Politik richtet Löcher den Appell, offener mit der Pandemie umzugehen und „wieder mehr in die Selbstverantwortung“ zu kommen. In den USA hätten trotz Omikron-Welle viele Bundesstaaten die Regeln wieder deutlich gelockert.
Die derzeit geltende Begrenzung von 750 Besuchern sei für die Halle „wie eine Betriebsschließung“. Die gezogene Grenze könne er „noch nicht mal ansatzweise nachvollziehen“ bei bis zu 20.000 Plätzen. Schließlich dürften „auch in jede kleinste Theaterhalle“ derzeit 750 Gäste kommen.
Anders als der 1. FC Köln, dem die Stadt die Stadionmiete halbiert hat, kann Löcher sich auch nicht über eine Reduktion der Pacht freuen. Für die Arena ist jedes Jahr ein satter Millionenbetrag an Junson Capital fällig. Die genaue Höhe nennt der Kölner Manager nicht. Der chinesische Eigentümer der größten deutschen Veranstaltungshalle ist bislang hart geblieben und hat die Miete nicht reduziert. „Die Pacht ist gleichgeblieben“, berichtet Löcher.
Cai Kui ist Eigentümer der Lanxess Arena
Junson Capital ist ein sogenanntes „Family Office“, das das Privatvermögen eines reichen Chinesen anlegt. Der Milliardär Cai Kui mit einem geschätzten Vermögen von zuletzt 9,1 Milliarden Dollar hatte im Jahr 2015 die Arena für schätzungsweise etwa 200 Millionen Euro gekauft.
Podcast „ekonomy mit K“
Das komplette Gespräch mit Stefan Löcher können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Rhein-Energie-Chef Dieter Steinkamp, Krankenhaus-Chefin Susanne Jost oder Biontech-Chef Uğur Şahin.
Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.
Cai Kui hatte sein Vermögen im chinesischen Baurausch ab den späten 1990er-Jahren gemacht und mit seiner Frau die Immobilienfirma Longfor Properties aufgebaut. Nach der Trennung etablierte er eine langfristige Anlagestrategie für sein Geld und kaufte unter anderem auch Hotels in Großbritannien und den USA für jeweils mehrere hundert Millionen Euro.
Der 50-jährige Löcher gehört zu den wenigen Menschen, die Cai Kui kennen gelernt haben. Der vermögende Chinese tritt kaum öffentlich auf und gibt keine Interviews. Dieser sei „ein sehr sympathischer, angenehmer und visionärer Mensch“, berichtet der Kölner Manager. Cai habe die Halle auch schon besucht, denn auch für einen Immobilieninvestor gehöre eine Arena nicht zur typischen Geldanlage.
Verhandlungen über Namensrechte beginnen
Die Partnerschaft mit Junson Capital ist sehr langfristig. Der Mietvertrag läuft derzeit bis ins Jahr 2032. Deutlich vorher endet der Vertrag mit dem Namensgeber. Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat noch bis Ende 2023 das Recht, die Halle mit seinem Namen zu versehen. Üblicherweise werden solche Abkommen lange vor einem Auslaufen neu verhandelt.
„Natürlich werden wir jetzt in die Gespräche gehen“, sagt Löcher in Bezug auf den Namenspaten. Es handele sich um „eine sehr bewährte Partnerschaft“. Dennoch sei „noch alles offen“, wie die Arena ab 2024 heißen werde.