Der kleine Parkplatz zwischen dem Deutzer Bahnhof und der Lanxess-Arena hat viel Potenzial. Wieso die Fläche trotzdem seit Jahrzehnten nicht entwickelt wird.
Casino und Hochhaus waren schon geplantStadt will Grundstück am Ottoplatz erneut vermarkten
Es ist eins der prominentesten Grundstücke der Stadt, das noch nicht bebaut ist: das Stückchen Köln zwischen dem Deutzer Bahnhof und der Lanxess-Arena. Dabei sollte hier schon Spektakuläres entstehen: Pläne für ein Hochhaus, die den Welterbe-Status des Doms ins Wanken brachten, und für das größte Casino Deutschlands lagen mal vor. Zu sehen ist davon bis heute nichts. Noch immer befindet sich hier nur ein kleiner Parkplatz, der mittlerweile ganz fehl am neugestalteten Ottoplatz wirkt.
Festpreis von 12,15 Millionen Euro
Die Stadt gibt jedoch nach den vergangenen Niederlagen nicht auf und will einen neuen Anlauf der Vermarktung starten: „Durch qualitativ hochwertige Architektur soll der Standort im Zusammenspiel mit dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude, den LVR Bauten und dem modern gestalteten Ottoplatz eine würdige städtebauliche Vollendung finden.“ So heißt es in einem neuen Exposé für das Grundstück. Näher an der Messe geht es kaum, besser angebunden erst recht nicht. Und ein Festpreis von 12,15 Millionen Euro soll für das Grundstück stehen. Doch wäre der Verkauf so einfach, zöge sich der Versuch nicht seit 20 Jahren hin.
Die „besonderen Gegebenheiten“ dieses Grundstücks, wie die Verwaltung sie in der Vorlage zum Exposé für den Rat nennt, sind zahlreich. Denn darunter liegt ein U-Bahntunnel, der nicht nur den Bau eines Fundaments erschwert, sondern auch wegen der fahrenden Bahn erhöhte Schwingungen verursacht. Und beim letzten Beinahe-Verkauf kam noch heraus, dass eine preußische Festungsmauer im Untergrund liegt, die es zu beseitigen oder gar erhalten gilt.
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Stadt will Mehrkosten bis zu einer Höhe von vier Millionen Euro übernehmen
Letzter Anwärter war Westspiel, eine Tochtergesellschaft der NRW-Bank. Sie wollte den Ottoplatz zum Standort des größten Casinos Deutschlands machen – bis sie den Plan 2018 wieder verwarf, auch wegen erheblicher Mehrkosten für das wegen U-Bahn und Festungsmauer aufwendigere Fundament. Hintergrund war, dass die Landesregierung 2013 eine damals fünfte Spielbank-Lizenz für NRW für den Standort Köln freigegeben hatte. Das Casino hätte der Kölner Stadtkasse Einnahmen von fünf Millionen pro Jahr gebracht. Doch daraus wurde nichts. Jetzt sind zumindest die Herausforderungen des Baugrunds bekannt.
Deshalb will die Stadt dieses Mal die „durch diese Bauerschwernisse verursachten Mehrkosten“ bis zu einer Höhe von vier Millionen Euro übernehmen. Im Exposé schreibt die Verwaltung selbst, die Entwicklung der Fläche sei äußerst anspruchsvoll. Dazu ist sie mit nur knapp 2300 Quadratmetern nicht gerade groß. Den Preis hatte die Stadt mit einer Bebauung von 15 Geschossen errechnet. Der Bebauungsplan soll aber ausdrücklich angepasst werden. Allerdings zeigte der Verkaufsversuch vor den Casino-Plänen bereits, dass ein Gebäude an dieser Stelle nicht zu hoch werden darf.
Unesco: Gebäude in Nähe zum Dom dürfen Höhe von 60 Metern nicht überschreiten
Anfang der 2000er Jahre sollte eins von vier in Deutz geplanten Hochhäuser auf gesagtem Grundstück entstehen: „Cologne One“ nach den Plänen von Stararchitekt Helmut Jahn. Die Lufthansa hatte vorgehabt, mit ihrer Zentrale einzuziehen. Das damalige K.-o.-Kriterium: Der zunächst 110 Meter, dann 96 Meter hoch geplante Wolkenkratzer hätte die Sichtachse auf den Dom versperrt – die Unesco schaltete sich ein. Die Lufthansa zog sich zurück, andere geeignete Mietinteressenten blieben aus und 2005 beschloss der Rat, die städtebauliche Entwicklung am Standort mit den Belangen der Weltkulturerbestätte Kölner Dom in Einklang zu bringen. Die Unesco signalisierte, dass Gebäude in derartiger Nähe zum Dom eine Höhe von 60 Metern nicht überschreiten sollen.
Im neuen Exposé steht dazu nun: „Seitens der Verwaltung ist aus städtebaulicher Sicht auch eine höhere Entwicklung bis 60 Meter vorstellbar, orientiert an den Höhen der Gebäude der MesseCity Köln nördlich des Bahndammes.“ Letztendlich aber werde die Höhe der Ausnutzbarkeit des Grundstückes vom Rat festgelegt – unter Berücksichtigung der Unesco-Pufferzone um den Dom.
In der Zwischenzeit war darüber hinaus geplant, ein Mikrodepot auf dem Grundstück einzurichten. Das heißt, an diesem prominenten Ort vor der Lanxess-Arena hätte eine Packstation oder ein Container aufgestellt werden können. Doch selbst dazu kam es nicht, die Stadt teilte im Sommer mit, die Frist zum Abruf von Fördermitteln für eine Mobilitäts- und Logistikstation sei abgelaufen. Stattdessen arbeite die Stadt nun mit der Deutschen Bahn und interessierten Paketunternehmen an einer Containerlösung. Noch hat der Rat dem neuen Konzeptverfahren zur Vermarktung nicht zugestimmt, der Liegenschaftsausschuss sprach in der Grundsache bereits seine Empfehlung aus.