Gökay Akbulut war nach eigenen Angaben in einem Zug rassistisch angegriffen und verletzt worden. Zeugenberichte werfen Fragen auf.
Wer warf zuerst die Flasche?Nach Angriff im Zug: Zweifel an Darstellung von Linken-Politikerin Akbulut
Auf einer Zugfahrt nach Stuttgart war die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut (Die Linke) nach eigenen Aussagen von Fußballfans rassistisch angegriffen, beleidigt und am Kopf verletzt worden. Den Vorfall schilderte sie am Sonntagabend (26. Januar) in den sozialen Netzwerken. Ereignet habe sich der Angriff am Samstag, schrieb Akbulut. Dazu veröffentlichte sie Fotos aus dem Zug, von denen eines eine Wunde an ihrem Kopf zeigt.
Jetzt lassen Zeugenaussagen und Berichte der Polizei Zweifel entstehen – nicht daran, dass es eine Auseinandersetzung gab, sondern an der Rolle der Politikerin dabei. Hat sie zuerst provoziert und beleidigt? Gökay Akbulut sitzt seit 2017 für den Wahlkreis Mannheim im Deutschen Bundestag. Für den Angriff auf sich hatte sie die „aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung, in der Migration als das Übel aller Dinge dargestellt wird“ mitverantwortlich gemacht.
Augenzeugen sagen, Akbulut hat Männer zuerst beleidigt
Einem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ zufolge soll die 42-Jährige jedoch zuvor ebenfalls Mitreisende beleidigt haben. Die Zeitung zitiert unter anderem zwei Augenzeugen, die beschreiben, Akbulut habe zuerst eine Flasche in Richtung einer Gruppe VfB-Fans geworfen, woraufhin ein Gegenstand zurückgeworfen worden sei.
Wie der SWR aus Sicherheitskreisen erfahren haben will, sei Gökay Akbulut angetrunken in den Zug gestiegen und habe dort weiter Wein konsumiert. Aufgrund von AfD-Gesängen habe die Linken-Politikerin die Fußballfans beschimpft. Dann habe sie die Weinflasche geworfen, aber niemanden getroffen.
Polizeigewerkschaft fordert Aufklärung im Bundestag
Vertretende mehrerer Parteien und auch der VfB hatten sich nach Bekanntwerden des Vorfalls geäußert und die Attacke verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Jetzt fordert laut „Welt“ die Polizeigewerkschaft Aufklärung im Bundestag, denn auch falsche Verdächtigung sei eine Straftat.
Gökay Akbulut bleibt indes bei ihrer Schilderung. „Ich wurde bei der Zugfahrt angegriffen und verletzt, niemand bestreitet das“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Unter ihrem Beitrag auf Instagram ist die Kommentarfunktion mittlerweile ausgeschaltet: „Als kleines Team konnten wir die Flut der Kommentare nicht mehr überblicken und moderieren“, heißt es dort. (sbo mit dpa)