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Die Welt im Panzer-FieberFünf Fragen, die Sie sich noch nie gestellt haben

Lesezeit 4 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Oktober vor einem Kampfpanzer Leopard 2 nach der Ausbildungs- und Lehrübung des Heeres im Landkreis Heidekreis in der Lüneburger Heide.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Oktober vor einem Kampfpanzer Leopard 2 nach der Ausbildungs- und Lehrübung des Heeres im Landkreis Heidekreis in der Lüneburger Heide.

Deutschland liefert Kampfpanzer an die Ukraine, und auch die USA kündigen an, einige ihrer Abrams abgeben zu wollen. Doch einige Fragen sind noch offen.

Alle Welt hat über Wochen auf Deutschland geschaut und sich verwundert gefragt, wann Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Leoparden „freilässt“. Nach viel Druck von allen Seiten hat Scholz in dieser Woche schließlich grünes Licht für die Lieferung der Kampfpanzer Leopard 2 gegeben. Man erlaube nun anderen Staaten, der Ukraine die deutschen Kampfpanzer zu liefern, und werde auch selbst der ukrainischen Armee Panzer für zwei Bataillone überlassen.

Die ersten Leopard-Panzer aus deutschen Beständen sollen bis „Ende März / Anfang April“ in der Ukraine eintreffen, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Donnerstag. Noch früher dürften die ersten Kampfpanzer aus Polen eintreffen: Bereits nach der Ausbildung der Soldaten, also nach etwa sechs Wochen, sollen der Ukraine die Leopard-Panzer übergeben werden.

Wir beantworten drängende Fragen.

1. Wenn den Russen ein deutscher Leopard-Panzer in die Hände fällt, greifen sie damit die Ukraine an?

In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass westliche Waffen in der Ukraine von russischen Soldaten erbeutet wurden. „Ob die Russen aber sofort in der Lage sind, Leopard-Panzer einzusetzen, ist fraglich“, sagt Oberst a. D. Wolfgang Richter von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Ausschließen könne man es aber nicht. „Die Ukrainer werden Maßnahmen treffen, um zu verhindern, dass die Russen deutsche Panzer einsatzfähig machen können“, sagt er dem RND. Bei leicht bedienbaren Waffensystemen, wie westlichen Panzerabwehrwaffen, hatte Russland seinen Soldaten in der Vergangenheit bereits Anleitungen mitgegeben.

Bei komplexeren Waffensystemen, wie dem Leopard, würde Russland aber eher versuchen, aus dem Kriegsgerät Erkenntnisse für die weitere Kriegsführung zu gewinnen, erklärt Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer. „Dann weiß man zum Beispiel, auf welcher Distanz der Leopard mit seiner Sensorik die russischen Panzer erkennen kann.“ Die Russen hätten bereits den Iranern erbeutetes Gerät zur Verfügung gestellt, und auch die Chinesen seien an den westlichen Waffen interessiert.

2. Es gibt viele unterschiedliche Leopard-Varianten. Sorgt das für ein Chaos bei der Ausbildung?

Nein, denn die Unterschiede zwischen den Leopard-Varianten sind gering. Der Westen liefert vor allem Leopard 2 A4, weshalb es als wahrscheinlich gilt, dass auf diesen Modellen auch die Ausbildung ukrainischer Soldaten erfolgt. Experten glauben, dass die Ukraine vorwiegend erfahrene Panzerbesatzungen zum Training schicken wird, um Ausbildungszeit zu verkürzen. Die Modelle 2 A6 und 2 A7, die der Westen ebenfalls der Ukraine abgeben möchte, bauen auf die 2-A4-Variante auf. Schwieriger wird die Situation aber für die Logistiker und Mechaniker der ukrainischen Armee, die diese verschiedenen Panzer, neben Leopard-Varianten auch Challenger 2 aus Großbritannien und Abrams M1 aus den USA, warten und reparieren müssen.

3. Kommt es in der Ukraine zum Panzerduell zwischen deutschen und russischen Panzern?

Unwahrscheinlich, meint Oberst a. D. Richter. „Es ist eher die Ausnahme, dass es Duellsituationen in einem Gefecht gibt.“ Denn Kampfpanzer werden innerhalb des Gefechts verbundener Waffen eingesetzt, also in Kombination mit beispielsweise Schützenpanzern, Artillerie und Flugabwehr. Sollte es aber tatsächlich zu einem direkten Duell, eins gegen eins, kommen, dann wäre der deutsche Leopard den Standardkampfpanzern sowjetischer Bauart deutlich überlegen.

4. Können die US-Kampfpanzer Abrams auch Diesel tanken?

In den USA fahren die Kampfpanzer Abrams M1 mit einem Kerosingemisch, das eine Gasturbine antreibt. Gasturbinenmotoren haben mehr Leistung, ohne den Panzer dadurch deutlich schwerer zu machen. Das leichte, leistungsstarke Triebwerk sorgt dafür, dass der Abrams schneller fahren und besser manövrieren kann als die meisten vergleichbaren Kampfpanzer. Außerdem sind die Motoren kleiner, sodass im Panzer mehr Platz für andere Dinge bleibt. Es gibt vom Abrams aber verschiedene Bauarten, darunter auch welche mit Dieselantrieb. Da die US-Panzer für die Ukraine bei der Industrie bestellt werden sollen, ist es möglich, dass direkt welche mit Dieselmotoren angefordert werden. Andernfalls müsste die Ukraine ihre Logistikketten ausbauen, um Kerosin für die Abrams bereitzustellen.

5. Warum schicken die USA genau 31 Panzer?

US-Präsident Joe Biden sprach von einem Panzerbataillon. Während in Deutschland ein Panzerbataillon der Bundeswehr 44 Panzer umfasst, sind die Bataillone in der Ukraine anders aufgestellt. Dort können, nach sowjetischer Tradition, drei Kompanien ein Bataillon bilden, sodass man auf 31 Panzer kommt.