Wien – Die für Mitte Juni anvisierten Grenzöffnungen in Europa beflügeln die Hoffnung, die Sommerferien wider Erwarten auch im Ausland verbringen zu können. Einige Länder bereiten sich vor - andere müssen teils noch hohe Hürden überwinden. Ein Überblick:
ÖSTERREICH: In der Alpenrepublik ist die Erleichterung groß. Viele Urlauber hatten ihren Sommeraufenthalt im Land der Berge und Seen schon vor der Corona-Krise gebucht. Vieles spricht dafür, dass sie nun anreisen dürfen. Die Deutschen sind die mit Abstand wichtigste Gästegruppe. Sie treffen auf ein Land mit aktuell äußerst niedrigen Coronazahlen. Wichtige touristische Einrichtungen wie Museen, Bergbahnen und Freizeitparks sollen im Lauf der nächsten Wochen wieder öffnen. Dazu zählt ab Freitag auch das einst von Kaiserin Sisi bewohnte Schloss Schönbrunn in Wien. Die Besucher müssen aber einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Noch in der Luft hängt die Kultur-Szene. Theater, Konzerte und Festspiele wissen noch nicht genau, ob, wann und unter welchen Bedingungen sie wieder vor Publikum spielen dürfen.
ITALIEN: Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat seinen eigenen Landsleuten zwar Hoffnung auf einen Sommerurlaub am Strand gemacht. Doch ob und wann Touristen aus dem Ausland wieder nach Italien dürfen, steht noch in den Sternen. Südtirol ist jedenfalls schon mal vorgeprescht und öffnet Ende Mai wieder Hotels - und buhlt um deutsche Touristen. Derweil verliert sich das Land in teils absurd anmutende Diskussionen über Abstandsregeln am Strand, im Meer und für Kinder beim Buddeln im Sand. Strandbadbetreiber laufen Sturm gegen Vorschläge, dass Sonnenschirmreihen bis zu fünf Meter voneinander entfernt stehen müssen oder Sonnenliegen nach jedem Wechsel desinfiziert werden sollen. Zutritt soll es nur mit Buchungen vorab geben. Derzeit ist das aber noch Zukunftsmusik: Selbst die Italiener dürfen derzeit noch nicht von einer Region in die andere verreisen.
SPANIEN: Jegliche Spanien-Pläne sind für den Sommer 2020 für internationale Feriengäste noch wackelig. Bislang sind die Grenzen zu. Selbst den Spaniern ist es weiter verboten, in andere Regionen ihres Landes zu reisen. Zudem müssen ab dem 15. Mai aus dem Ausland nach Spanien Einreisende zwei Wochen in Quarantäne. Die Maßnahme soll so lange gelten, bis der Corona-Alarmzustand endet. Jedoch gibt es schrittweise Lockerungen, auch wenn noch nicht klar ist, was das für den Tourismus heißt. So durften zumindest in Teilen des Landes die Hotels unter strengen Auflagen wieder öffnen. „Die Auswirkungen von Covid-19 auf den Tourismus sind einfach brutal”, schrieb die Zeitung „El Periódico”. Aber immerhin: Ab Juni wollen die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings wieder Urlauberjets auf die vom Virus weniger betroffene Balearen-Insel Mallorca schicken.
GRIECHENLAND: Athen will ab 18. Mai alle Bewegungen innerhalb des Landes erlauben. Der Tourismus soll ab 1. Juli wieder anlaufen. In den Urlaubsorten am Meer sollen die Liegen und die Sonnenschirme am Pool oder am Strand etwa drei bis fünf Meter voreinander entfernt stehen. Große Diskussionen gibt es darüber, ob die Mahlzeiten im Buffet-Stil oder am Tisch serviert werden sollen. Damit sich das Virus nicht ausbreitet, sollen die Betten in den Zimmern nicht täglich gemacht werden. Der Tourismus ist extrem wichtig für das Land, das seine große Wirtschaftskrise hinter sich gelassen hatte. Zuletzt kamen im Jahr 33 Millionen Touristen. Für 2020 rechnete die Branche mit mehr als 22 Milliarden Euro Umsatz. Jetzt dürften es nicht mehr als zwei Milliarden Euro werden. Rund 65 Prozent der Hoteliers befürchten, dass sie diesen Sommer gar nicht öffnen. FRANKREICH: Zwei Monate lang durften die Franzosen ihre oft wunderschönen Strände nur aus der Ferne betrachten. Mit der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen ändert sich das nun. Welche Strände am Mittelmeer, an Atlantik und Nordsee wieder öffnen, entscheiden regionale Behörden. An der Atlantikküste öffneten bereits einige Strände zum Baden und Angeln; weitere im Norden und Süden des Landes sollen folgen. Für die Mittelmeerinsel Korsika besteht noch ein Reiseverbot - dort sind vorerst keine Touristen willkommen. Cafés und Restaurants könnten ab dem 2. Juni in den Regionen wieder öffnen, in denen das Virus weniger verbreitet ist. Sommerurlaub, so hofft die Regierung, soll für die Franzosen im Land ab Juli möglich sein. Bei Sehenswürdigkeiten wie dem Eiffelturm ist unklar, wann Touristen ihn wieder besuchen können. Große Museen wie der Louvre in Paris werden ihre Türen wohl nicht vor September öffnen. Kleinere Museen dürfen schon wieder Besucher empfangen.
TÜRKEI: Die Türkei lockert schrittweise die Corona-Maßnahmen und bereitet sich auf eine Öffnung für den Tourismus vor. Inzwischen gelten nur noch Reisebeschränkungen für 15 statt wie zuvor für 31 Städte und Provinzen. Ende Mai will das Land den inländischen Reiseverkehr aufnehmen, im Juni hofft es auf internationale Urlauber. Für Hotels und Restaurants sollen strenge Corona-Auflagen gelten. Es müssen etwa Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, das Personal soll eine Pandemie-Ausbildung erhalten. Dazu hat die Türkei ein Zertifikationsprogramm entwickelt. Nach der Öffnung für internationale Flüge sollen an den Grenzübergängen, etwa am Flughafen Antalya, Corona-Tests durchgeführt werden. Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines hatte ihren Flugstopp zuletzt bis zum 28. Mai verlängert.
KROATIEN: Das stark vom Tourismus abhängige Land an der Adria mit seiner langen, buchtenreichen Küste und den vielen Inseln dringt energisch auf eine Öffnung der europäischen Grenzen. Seit dem 9. Mai gelten gelockerte Einreisebestimmungen. Demnach dürfen Ausländer mit drei Begründungen die Grenze ohne Corona-Test und ohne Quarantäne-Auflagen passieren: wenn sie eine Immobilie oder ein Boot in Kroatien besitzen, wenn sie zu einem Begräbnis reisen oder wenn sie über die Einladung eines Unternehmens verfügen und an ihrer Einreise ein wirtschaftliches Interesse besteht. Eine informelle Weisung des Innenministeriums hält fest, dass die letzte Bestimmung auch auf Urlauber anzuwenden ist, die eine Unterkunft in Kroatien gebucht haben. Die Behörden arbeiten zudem an neuen Regeln, die zu große Menschenansammlungen an den Stränden verhindern sollen.
NIEDERLANDE: Der Holland-Urlaub wird wieder möglich. Schon jetzt öffnen stufenweise Bungalowparks ihre Tore und werden auch wieder Ferienwohnungen vermietet. Ab dem 1. Juli sollen dann alle Campingplätze und Ferienparks wieder voll geöffnet werden. Bisher galt das nur eingeschränkt. So mussten etwa auf Campingplätzen Duschen und WCs geschlossen bleiben. Die sanitären Einrichtungen werden ab 1. Juli auch an Stränden und in Naturparks wieder geöffnet. Museen dürfen ab 1. Juni wieder Besucher empfangen - vorausgesetzt, sie melden sich vorher online an. Auch Restaurants, Cafés, Strandpavillons und Kneipen dürfen jeweils maximal 30 Gäste bewirten. Ab Juli sind dann bis zu 100 Gäste erlaubt.
POLEN: Das Land hält bis zum 12. Juni an Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Ländern fest. Ausländer dürfen nicht rein. Bisher gelten Ausnahmen für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Seit dem 4. Mai sind Hotels und Einkaufszentren wieder geöffnet. In einem weiteren Schritt zur Beendigung des Lockdowns dürfen Restaurants und Cafés ab kommendem Montag (18.05.) wieder öffnen. Es muss aber ein Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Tischen eingehalten werden. Auch sind Köche und Keller verpflichtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Ebenfalls ab kommendem Montag öffnen dürfen Friseursalons und Kosmetikstudios.
ÄGYPTEN: Es ist weiter unklar, wann an beliebten Ferienorten wie Hurghada und Scharm el Scheich wieder Normalität einkehrt. Hotels dürfen für einheimische Urlauber bei 25 Prozent Belegung inzwischen aber wieder öffnen und ab 1. Juni bei 50 Prozent Belegung. Die Hotels müssen unter anderem Desinfektionsmittel am Eingang bereitstellen und das Gepäck der Gäste bei Ankunft und Abreise desinfizieren. Wenn die Grenzen wieder öffnen, soll auch an Flughäfen sichergestellt werden, dass Reisende einen Mindestabstand zueinander einhalten können. Experten schätzen, dass der ägyptischen Tourismusbranche wegen der Pandemie pro Monat Einnahmen von einer Milliarde US-Dollar entgehen. (dpa)