AboAbonnieren

Faustdicke Überraschung möglichSpitzenposten bei der NRW-CDU wird neu besetzt

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Wen wünscht sich Hendrik Wüst als Generalsekretär oder -sekretärin der CDU-NRW?

Düsseldorf – Die Stelle ist seit dem 29. Juni 2022 unbesetzt. An diesem Tag wurde Josef Hovenjürgen zum Staatssekretär im NRW-Kommunalministerium ernannt. Der 59-Jährige war zuvor vier Jahr lang Chef der CDU-Zentrale in der Düsseldorfer Wasserstraße. Jetzt soll die Position des Generalssekretärs der NRW-CDU neu vergeben werden. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus gut informierten Kreisen erfuhr, will NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) noch vor den Herbstferien bekanntgeben, wer den Top-Job bekommt.

In der CDU fiebert man der Entscheidung mit Spannung entgegen. In Düsseldorf gehört die Personalie seit Wochen zu den Top-Themen im Flurfunk des Landtags. Allerdings lässt sich Ministerpräsident Wüst sich nicht in die Karten gucken. Nach der Regierungsbildung sorgten seine Personalentscheidungen auch in Führungskreisen der CDU für Verblüffung. So kürte er den bis dato nur in Fachkreisen bekannten Medienpolitiker Thorsten Schick aus Iserlohn zum neuen Chef der CDU-Landtagsfraktion. „Toto hatte niemand auf der Rechnung“, sagt ein Mitglied des Fraktionsvorstands hinter vorgehaltener Hand.

Es wird über eine Frau im Amt spekuliert

Auch bei der Benennung der Staatssekretäre rieb sich mancher die Augen. So wurde Mathias Heidmeier, Ex-Partei-Sprecher der NRW-CDU in der Regierungszeit von Jürgen Rüttgers (2005 bis 2010), mit einem Staatssekretärs-Posten im Arbeitsministerium bedacht. Auch bei der Nachfolge von Hovenjürgen hält man daher in der CDU faustdicke Überraschungen für möglich.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Fest steht, dass mit dem Ministerpräsidenten, dem Landtagspräsidenten und dem Fraktionsvorsitzenden drei Top-Positionen, die die CDU im Land zu vergeben hat, von Männern bekleidet werden. „Hendrik wäre gut beraten, jetzt eine Frau zur Generalsekretärin zu machen“, sagte ein Mitglied des Landesvorstands dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Landtagsabgeordneter hält dagegen, dass das Landeskabinett ja bereits paritätisch besetzt sei. Das hält man aber nicht nur in der Frauen-Union für ein schwaches Argument.

Raubeinigkeit ist von Vorteil

Wer auch immer die freie Spitzenposition in der NRW-CDU bekommt, muss ein Profil mitbringen, das nur wenige Politikerinnen und Politiker vorweisen können. Von zentraler Bedeutung ist ein enges Vertrauensverhältnis zu Hendrik Wüst. Hinzu kommt eine enge Verdrahtung innerhalb der Partei, eine sehr gute interne Reputation und eine gewisse Raubeinigkeit im Umgang mit den politischen Mitbewerbern.

„Es wird wohl auch darum gehen, sich im Streitfall von den Grünen abzugrenzen“, heißt es in Düsseldorf. Während Wüst sich als Regierungschef mit Attacken auf den Koalitionspartner naturgemäß zurückhalten müsse, könne die Generalsekretärin oder der Generalsekretär der Partei klar machen, welche Positionen „CDU pur“ sind. Dabei müsse Wüst eine „lange Leine“ lassen.

Neuer Inhalt

Patricia Peill ist seit 2017 für die CDU Mitglied im NRW-Landtag. Sie ist 59 Jahre alt, ist promovierte Betriebswirtschaftlerin, wohnt in Nörvenich und hat vier Kinder.

Bislang wurde der Chefsessel in der Wasserstraße oft mit Landespolitikern besetzt. In der Landtagsfraktion hält man die promovierte Umweltexpertin Patricia Peill aus Düren für eine Top-Kandidatin. Die Mutter von vier Kindern macht seit 2017 für die CDU im Landtag Politik und ist wegen ihrer freundlichen, aber politisch glasklaren Art hoch anerkannt. „Patricia würde das gut machen“, heißt es. Außenseiterchancen werden den Parlamentspolitikerinnen Angela Erwin (Düsseldorf) und Charlotte Quik (Wesel) zugeschrieben.

Wüst wird als künftiger Kanzlerkandidat gehandelt

In Düsseldorf wird aber auch ein „Berliner Modell“ als mögliche Variante genannt. Danach könnte eine Politikerin oder ein Politiker aus der NRW-Landesgruppe der CDU im Bundestag für den Posten vorgeschlagen werden. „Hendrik braucht in Düsseldorf niemanden, der neben ihm glänzt“, heißt es. Eine Generalin oder ein General könnte eine wichtige „Vorhut“ in der Bundespolitik sein. Wüst gilt als Hoffnungsträger der Bundes-CDU, wird im Falle eines Verzichts von Parteichef Friedrich Merz schon als künftiger Kanzlerkandidat gehandelt.

Neuer Inhalt

Anne König ist seit 2021 für die CDU Mitglied im Bundestag und kommt aus Münster. Sie ist 37 Jahre alt, Gesamtschulrektorin und hat zwei Kinder.

In der CDU-Landesgruppe NRW wird der Münsterländerin Anne König das Amt der Generalin zugetraut. Die Gesamtschulrektorin hat in Rhede unterrichtet – der Heimatstadt von Hendrik Wüst. Ein Umstand, der wegen des Regionalproporzes in der CDU aber ein Nachteil sein könnte. Daher werden auch andere Namen gehandelt. Über tiefe Einblicke in die Befindlichkeit der Landespartei verfüge zum Beispiel Thomas Jarzombek, heißt es. Der Düsseldorfer saß bis 2009 im NRW-Landtag.

Sollte das „Berliner Modell“ zum Tragen kommen, wäre das wohl mit einer Aufgabentrennung innerhalb der CDU-Zentrale verbunden. Der bisherige General Josef Hovenjürgen war zugleich auch Personal- und Verwaltungschef in der Wasserstraße. Im Gespräch ist, den erfolgreichen Chef-Organisator des Wüst-Wahlkampfs, Thomas Breuer, zum Landesgeschäftsführer zu machen, der der Generalin oder dem General in der Bundeshauptstadt den Rücken freihält. Diese Variante wurde bereits von 1987 bis 1999 mit Erhard Hackler, einem Vertrauten von Ex-Landeschef Norbert Blüm, erprobt.

Die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Hovenjürgen muss vorm dem nächsten CDU-Landesparteitag 2023 ins Amt gewählt werden. Wüst weiß genau, worauf es in dem Job ankommt. Von 2006 bis 2010 war er selbst Generalsekretär der NRW-CDU. Ein Kapitel, das für die Union nicht gut ausging. Wüst musste wegen der Sponsoring-Affäre „Rent a Rüttgers“ zurücktreten. Kurz darauf verlor die CDU die Landtagswahl - in der Folge übernahm Rot-Grün für sieben Jahre die Regierungsgeschäfte in Düsseldorf.