AboAbonnieren

US-Historiker warnt vor Milliardär„Donald Trump ist ein kleiner Kerl, Elon Musk ist ein großer Kerl“

Lesezeit 4 Minuten
Wer ist hier der Präsident? Tech-Milliardär Elon Musk spielt seit der US-Wahl eine große Rolle im Trump-Lager und beherrscht die Schlagzeilen – auch wenn Donald Trump ins Weiße Haus einziehen wird. (Archivbild)

Wer ist hier der Präsident? Tech-Milliardär Elon Musk spielt seit der US-Wahl eine große Rolle im Trump-Lager und beherrscht die Schlagzeilen – auch wenn Donald Trump ins Weiße Haus einziehen wird. (Archivbild)

Timothy Snyder gehört zu den Schwergewichten unter den Historikern. Nun warnt der Yale-Professor mit eindringlichen Worten vor Elon Musk.

Der Historiker und Bestsellerautor Timothy Snyder hat im Gespräch mit dem britischen „Guardian“ eindringlich von dem Einfluss des Tech-Milliardärs Elon Musk auf den designierten US-Präsidenten Donald Trump gewarnt. Musks Einfluss, so Snyder, entspringe dabei der finanziellen Abhängigkeit des Republikaners von seinem Großspender.

Musk hatte Trumps Wahlkampf mit Millionen von US-Dollar unterstützt und massiv Werbung für den Republikaner auf seiner Plattform X gemacht. Mittlerweile mischt Musk auch in Europa mit und beleidigte sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Gleichzeitig ruft der Milliardär zur Wahl der rechtspopulistischen AfD in Deutschland auf – und fordert in England die Freilassung des rechtsextremen Influencers Tommy Robinson.

US-Historiker warnt: Donald Trump ist abhängig von Elon Musk

In dieser Woche nutzte Musk schließlich einen in der rechtsextremen Szene beliebten Begriff als Username und verwendete ein Meme, das vor allem in rechtsradikalen Kreisen beliebt ist. Auch eine Großspende an die rechtspopulistische Reform UK-Partei in Großbritannien stand zuletzt im Raum. Und genau an diesem Hebel sieht US-Historiker Snyder den gefährlichen Einfluss von Musk.

Alles zum Thema Elon Musk

Laut US-Historiker Timothy Snyder hat Elon Musk erheblichen Einfluss auf den designierten US-Präsidenten Donald Trump. (Archivbild)

Laut US-Historiker Timothy Snyder hat Elon Musk erheblichen Einfluss auf den designierten US-Präsidenten Donald Trump. (Archivbild)

„Trump ist ein kleiner Kerl, und Musk ist ein großer Kerl, wenn es um Geld geht“, erklärte Snyder. „Ich glaube, wenn Sie ein Freund von Trump wären, würden Sie sich Sorgen machen.“ Das Weiße Haus könnte mit der Konstellation aus Trump als Präsident und Musk als mächtigem Geldgeber zur Bühne für dauernde Streitigkeiten verkommen, warnt Snyder.

Timothy Snyder: „Wir überschätzen Trump und unterschätzen Musk“

„Ich glaube, wir überschätzen Trump und unterschätzen Musk“, so Snyder. „Die Leute können nicht anders, als zu denken, dass Trump Geld hat, aber das hat er nicht. Er hat nie wirklich Geld gehabt. Er hat nicht einmal behauptet, Geld zu haben“, führte der Historiker aus.

Trump bediene lediglich die „Vorstellung, dass er Geld hat“, sei aber gleichzeitig nie in der Lage gewesen, „seine eigenen Schulden und Kampagnen zu finanzieren“, erklärte der Yale-Professor weiter. „Musk konnte mit einem für ihn bedeutungslosen Geldbetrag Trumps Wahlkampf finanzieren.“

Elon Musk weicht Donald Trump kaum noch von der Seite

Im Gegenzug soll der Tesla- und SpaceX-Besitzer bereits vor Trumps Wahlsieg seinen Einfluss geltend gemacht haben – bei der Ernennung des Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance soll Musks Meinung vielen Berichten zufolge eine große Rolle gespielt haben.

Nach Trumps Sieg an der Wahlurne über die Demokratin Kamala Harris weicht Musk kaum noch von der Seite des designierten US-Präsidenten. Berichten zufolge soll er eine Villa auf Trumps Grundstück in Mar-A-Lago in Florida bezogen haben. Auch die Silvesternacht verbrachte Musk an der Seite des designierten US-Präsidenten, der zuletzt darum kämpfen musste, seine Parteikollegen im US-Kongress unter Kontrolle zu bringen.

Rachefeldzug des Republikaners: „Musk wird bezahlen, nicht Trump“

Wenn Trump nun damit drohe, Leute zu verklagen, werde es Musk sein, der die juristischen Attacken finanzieren wird, ist sich Snyder sicher. „All die Drohungen, die Trump jetzt ausstoßen wird – Musk wird dafür bezahlen, nicht Trump. Wenn Trump Geld für irgendetwas braucht, wird er Musk fragen.“

Für den kommenden US-Präsidenten sei das bedrohlich, erklärt Snyder. „Wenn Trump nicht sofort Schluss macht, wird er für den Rest des Weges in dieser Art von Abhängigkeitsverhältnis bleiben“, so der Historiker. „Denn man gewöhnt sich daran, dass einem jemand Geld gibt.“ Die Unterstützer von Trump müssten sich angesichts dieses Einflusses von Musk nun „Sorgen machen“, sagte Snyder nun dem „Guardian“.

Name für Trumps zweite Amtszeit: „Trumpomuskovia klang schöner“

Für die zweite Amtszeit Trumps hat Snyder sich deshalb bereits einen Namen ausgedacht, der nicht nur die Abhängigkeit von Trump, sondern auch den russischen Einfluss auf Trump und Musk abbilden soll. „Ich wollte es Muskotrumpovia nennen, weil ich denke, dass Musk die wichtigere Person ist, aber Trumpomuskovia klang schöner.“

US-Historiker Timothy Snyder warnt vor dem Einfluss von Elon Musk. (Archivbild)

US-Historiker Timothy Snyder warnt vor dem Einfluss von Elon Musk. (Archivbild)

Zudem erinnere die Situation in den USA mittlerweile an die in Russland vor einigen Jahrzehnten, führte Snyder aus. „Ich wollte es Muskowien nennen, weil ich die Idee von Russland im Hintergrund haben wollte“, erklärte der Historiker seine Bezeichnung.

„Viele kluge Russlandkenner sagen immer wieder: Das ist wie in den 1990er Jahren in Russland. Der tattrige, reiche, aber nicht sehr reiche Präsident (Boris Jelzin, Anm. d. Red) ist umgeben von jüngeren, aktiveren, ehrgeizigeren Oligarchen. Das ist die Art von Szenario, in der sich Amerika befindet.“

„Das ist das Szenario, in dem sich Amerika befindet“

Snyder gehört unterdessen auch zu den schärfsten Kritikern von Trump. Die Methoden des Republikaners im Wahlkampf verglich Snyder mit denen faschistischer Herrscher. „Trump nimmt die Werkzeuge von Diktatoren und adaptiert sie für das Internet. Wir sollten davon ausgehen, dass er versuchen wird, sich bis zum Tod an die Macht zu klammern“, warnte der Historiker nach Trumps Wahl in einem Essay für „The New Yorker“.

Auch den russischen Faschismus im Regime von Kremlchef Wladimir Putin hat der Experte für Holocaustforschung bereits weit vor dem Angriff auf die Ukraine diagnostiziert – und davor gewarnt. Mit „Über Freiheit“ brachte Synder im Jahr 2024 sein jüngstes Buch heraus, wie frühere Bücher des Historikers wurde auch dieses Werk ein Bestseller.