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Talsperren waren zu vollGrüner Krischer attackiert Wupperverband

Lesezeit 3 Minuten
Stausee

Der Stausee in Wuppertal-Beyenburg ist nach dem Starkregen übergelaufen.

Wuppertal – Die Wuppertalsperre bei Remscheid war in den 80er Jahren erbaut worden, um die Menschen an der Wupper vor Hochwasser zu schützen. Dennoch wurden weite Teile von Wuppertal, Leichlingen und Solingen in der vergangenen Woche überflutet. Oliver Krischer, Klimaexperte der Grünen, fordert jetzt Konsequenzen: „Wir müssen die Talsperren stärker in den Hochwasserschutz einbinden. In NRW waren die Talsperren vor dem Starkregen zum Teil randvoll und konnten kaum mehr Wasser aufnehmen. Daraus müssen wir lernen - diese Fehleinschätzungen dürfen sich nicht wiederholen“, sagte der Bundestagsabgeordnete aus Düren dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Es sei zudem zu überlegen, wie man Tagebaue und Restseen in den Hochwasserschutz einbinden könne. „Die traurige Ironie ist ja, dass das unkontrollierte Einbrechen des Flüsschens Inde in den Tagebau wahrscheinlich die Überflutung der unterhalb liegenden Stadt Jülich mit verhindert hat“, sagte Krischer.

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Auch Kiesgruben und Baggerseen könnten Wasser aufnehmen, wenn sie durch Umleitungen kontrolliert geflutet werden. „Die Katastrophe in Blessem zeigt aber auch, wir müssen sehr genau hinsehen bei Kiesgruben und Ortschaften in der Nähe von Gewässern. So etwas darf nicht mehr genehmigt werden“, verlangte der Grüne.

Opfer erhielten keine Warnungen

Defizite sieht Krischer auch in der Organisation des Katastrophenschutzes. „Mir berichten ganz viele Betroffene, dass sie keine Warnung erhalten haben, wie dramatisch die Lage war. So ist wertvolle Zeit verloren gegangen, sich auf die Flut vorzubereiten.

Es scheint so, dass die Warnungen z.B. des Deutschen Wetterdienstes auf der kommunalen Ebene nicht oder zu spät verstanden oder nicht ernst genommen wurden. „Um die Kommunikation zu verbessern, brauchen wir ein Lagezentrum beim Bund, das gefährdete Regionen rechtzeitig identifiziert und gezielt anspricht, damit dort die nötigen Maßnahmen veranlasst werden können.“ Kurze Meldewege seien „überlebenswichtig“.

Schwarz-Gelb reduzierte den Hochwasserschutz

Der Grüne räumte ein, auch bei der besten Vorsorge habe man die Katastrophe wohl nicht verhindern können. „Trotzdem muss sich die schwarz-gelbe Regierungskoalition in Düsseldorf fragen lassen, ob sie genug getan hat und warum sie teilweise den Hochwasserschutz ausgehebelt hat, insbesondere wenn es um die Möglichkeit geht zusätzliche Überschwemmungsgebiete zu schaffen." In den letzten Jahren sei abseits vom Rhein nicht mehr viel beim Thema Hochwasserschutz passiert.

In der nächsten Woche wird sich der Innenausschuss des Landtags mit der Hochwasser-Katastrophe befassen. Andreas Bialas, SPD-Abgeordneter aus Wuppertal, fordert personelle Konsequenzen beim Wupperverband. „Auch als absehbar war, dass es Starkregen geben wurde, hat der Wupperverband weiter Wasser angestaut. Diese Fehlentscheidung hat Milliardenschäden verursacht. Es kann nicht sein, dass einer Altenpflegerin, die übrig gebliebene Brötchen mit nach Hause nimmt, gekündigt wird, und man sich in so einem schweren Fall um die Verantwortung drückt“, sagte Bialas dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bislang habe der Wupperverband „noch nicht einmal eine Entschuldigung über die Lippen gebracht. Das finde ich unanständig“, sagte der SPD-Innenexperte.

Betroffene erwägen Klagen

Der Vorgang müsse auch politische Folgen haben, verlangte Bialas. „Wenn es ein strukturelles Problem ist, dass die Wasserverbände den Hochwasserschutz vernachlässigen, darf die Landesregierung sie nicht länger alleine wurschteln lassen.“

Der Wupperverband sagte auf Anfrage, im Betriebsplan sei ein Hochwasserschutz im Sommer nicht vorgesehen. Ein Wuppertaler Rechtsanwalt, der mehrere Opfer vertritt, will jetzt rechtliche Schritte prüfen. Der Wupperband antwortete auf die Frage, ob schon Klagen eingegangen sind, ausweichend: „Es gehen derzeit Schadensmeldungen ein, die entsprechend geprüft werden.“