Naftali Bennett hat Angriffe der israelischen Armee auf den Gazastreifen verteidigt – das Gespräch mit „Sky News“ drohte zu eskalieren.
TV-Interview fast eskaliertIsraels Ex-Premier Bennett vergleicht Gaza-Krieg mit Dresden-Bombardierung
Der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat die Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen nach dem Großangriff der Hamas verteidigt – und ist dabei mit einem Nachrichtenmoderator aneinandergeraten. „Wir kämpfen gegen Nazis“ entfuhr es Bennett, als er von „Sky News“-Moderator Kamali Melbourne zu zivilen Opfern im Gazastreifen befragt wurde.
„Was ist mit den Palästinensern im Krankenhaus, deren lebenserhaltende Maßnahmen abgeschaltet werden müssen, weil die Israelis den Strom in Gaza abgeschaltet haben?“, hatte Melbourne gefragt – und dafür eine wütende Reaktion von Bennett geerntet. „Fragen Sie mich ernsthaft weiter nach palästinensischen Zivilisten? Haben Sie nicht gesehen, was los ist? Wir bekämpfen Nazis. Wir zielen nicht auf die“, antwortete der Politiker.
Naftali Bennett verteidigt israelische Blockade: „Ich werde meinen Feinden keinen Strom und kein Wasser geben“
Die Welt könne gerne kommen und den Palästinensern Strom liefern, fuhr Bennett fort. „Ich werde meinen Feinden keinen Strom und kein Wasser geben. Wenn jemand anderer möchte, tun Sie, was Sie wollen, wir sind nicht verantwortlich für sie.“ Daraufhin entwickelte sich ein Schlagabtausch zwischen Bennett und Melbourne, der mehrfach versuchte, den Vorgänger des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu beruhigen – zunächst ohne Erfolg.
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Bennett reagierte schließlich mit einem Weltkriegsvergleich. „Als Großbritannien im Zweiten Weltkrieg die Nazis bekämpft hat, hat auch keiner gefragt, was in Dresden los ist. Die Nazis haben London angegriffen und ihr habt Dresden angegriffen. Deshalb: Schande über Sie, wenn Sie mit diesem falschen Narrativ weitermachen“, erklärte Bennett.
Bennett zieht Weltkriegsvergleich: „Hat auch keiner gefragt, was in Dresden los ist“
Derartige Flächenbombardements seien retrospektiv durchaus kritisch betrachtet worden, entgegnete Melbourne. „Sie sind also der Saubermann, ich verstehe“, entgegnete Bennett. Schließlich gab es doch noch eine Antwort auf die Ausgangsfrage: „Wir werden die Hamas ins Visier nehmen und wir sagen der Hamas, dass es in ihrer Verantwortung liegt, wenn Sie jemanden als Ihren menschlichen Schutzschild verwenden“, erklärte Bennett.
Israel befindet sich seit sieben Tagen im Kriegszustand mit der islamistischen Terrorgruppe Hamas. Am vergangenen Samstag waren Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen nach Israel eingedrungen und hatten dort Hunderte Menschen massakriert.
Israel reagiert mit Luftangriffen auf Großangriff der Hamas
Nach israelischen Angaben kamen mehr als 1300 Menschen ums Leben, mehr als 3000 weitere wurden verletzt. Viele Zivilisten wurden zudem von den Hamas-Terroristen verschleppt, die Lage der Geiseln ist weiterhin unklar. Israel reagierte mit Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen auf den Angriff. Eine Bodenoffensive könnte folgen.
Bennett war von 2021 bis 2022 Israels Ministerpräsident. In seiner Amtszeit hatte er sich um eine Wiederannäherung an die Palästinenserführung bemüht. Sein Vorgänger – und Nachfolger – Netanyahu setzte diesen Kurs nicht fort. Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern hatte es zuletzt kaum noch gegeben. (das)