Ruinen, unzählige Leichen, darunter Babys und Kleinkinder: Reporter der BBC und der New York Times berichten erstmals vom Ort des Überfalls.
Überfall der Hamas auf Kfar Aza„Und das Ausmaß des Grauens entfaltete sich“ – Kriegsreporter berichten von „Massaker“
Journalisten der BBC und der „New York Times“ haben Zutritt zur Kollektivsiedlung (Kibbuz) Kfar Aza erhalten. Jenem Ort, in der Menschen getötet wurden, als die Hamas am Samstag die Grenze durchbrach und in die israelische Gemeinde an der Grenze zum Gazastreifen eindrang. Unter den Toten waren auch Säuglinge und Kinder, berichtet die New York Times.
Kriegsreporter der BBC berichtet aus Kfar Aza – Israelische Soldaten schildern „Massaker“
Jeremy Bowen, Internationaler Redakteur der BBC, hat das Dorf Kfar Aza besucht, wo die Hamas nahe der Grenze zum Gazastreifen ein Massaker verübt haben. Filmaufnahmen zeigen einen Ort der Verwüstung, unzählige Leichen, die abtransportiert wurden, jede Menge israelische Soldaten, die das Dorf inzwischen wieder zurückerobert haben. „Vorbei am Speisesaal des Dorfes, dem Kindergarten und dem Kulturzentrum, kamen eine Reihe einstöckiger beiger Häuser in Sicht. Und das Ausmaß des Grauens begann sich zu entfalten“, berichtet die New York Times.
Die israelische Armee habe nach der Nachricht des Angriffs zwölf Stunden benötigt, um die Gemeinde zu erreichen, berichtet Davidi Ben Zion, der stellvertretende Kommandeur einer Gruppe von Fallschirmjägern, gegenüber der BBC. Seine Einheit leitete den Angriff die Kämpfe.
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„Soldaten, die einen Großteil des Tages in den Ruinen verbrachten, um die Leichen von Zivilisten zu bergen, sagten, es habe ein Massaker gegeben. Es scheint wahrscheinlich, dass ein Großteil der Morde in den ersten Stunden des Angriffs am Samstag geschah“, berichtet die BBC.
Der Kibbutz Kfar Aza trage zu den zahlreichen Beweisen bei, die sich für Kriegsverbrechen der bewaffneten Hamas-Terroristen häufen, analysiert Kriegsreporter Jeremy Bowen, nachdem er sich ein Bild vor Ort gemacht hat und zahlreiche Opfer gesehen hat.
Israelische Soldaten berichten von Bildern des Schreckens in Kfar Aza
Die Hamas habe den Ort gestürmt, Häuser niedergebrannt und ganze Familien getötet, heißt es in dem Bericht weiter, er bezieht sich dabei auf Spuren im Dorf und Aussagen der israelischen Soldaten vor Ort. Aufgrund der zunächst anstehenden Rückeroberung und der Anzahl der Leichen, habe die israelische Armee bis Dienstag gebraucht, um alle Leichen zu bergen. Indes liegen die Leichen der Hamas-Terrorgruppe unbedeckt an den Stellen, an denen sie getötet wurden, und „verrotten in der Sonne“, schreibt der BBC-Korrespondent.
Ein israelischer Offizier sagte der BBC, einige der Toten seien enthauptet worden. Laut „New York Times“ sind auch Kinder und Babys unter den Opfern. Ben Zion bestätigt das gegenüber der BBC. Die Hamas-Terrorgruppe sei für ihn „nur eine Dschihad-Maschine, die jeden tötet, [Menschen] ohne Waffen, ohne irgendetwas, nur normale Bürger, die ihr Frühstück einnehmen wollen, und das ist alles“.
Israel feuert nach Angriff der Hamas auf Gazastreifen – „Ich hoffe wir gehen da rein“
Die israelischen Soldaten in Kfar Aza scheinen angesichts des Grauens, das sich ihnen vor Ort bietet, zu allem bereit. „Ich weiß es nicht. Ich werde tun, was immer mir aufgetragen wird“, antwortet ein israelischer Soldat auf die Frage des BBC-Kriegsreporters, was die Armee nun plane. „Ich hoffe wir gehen da rein“, sagt er und meint damit den Gazastreifen. Ob ein Vordingen nicht äußerst schwierig werden würde, will Jeremy Bowen wissen. „Ja. Aber wir sind bereit“, erwidert der Soldat.
„Wir werden sehr aggressiv vorgehen, werden dabei aber unsere Werte und Moralvorstellungen nicht vergessen. Wir sind Israelis, wir sind Juden. Krieg ist immer brutal, die Menschen auf dem Schlachtfeld leiden. Sie sehen was hier passiert ist. Aber wir kommen, um den Feind zu töten, nicht die Zivilisten“, sagt Generaloberst Itai Veruv darauf angesprochen, ob nicht die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bei einer Gegenoffensive der Leidtragende sei.
Massaker wie das von der Hamas hinterlassene soll es demnach nicht geben, doch schon jetzt leidet die Zivilbevölkerung in Gaza massiv unter der Gegenoffensive. Die Verantwortung dafür trage die Hamas, sagt Israel. Angesichts der israelischen Vergeltungsangriffe auf den Gazastreifen sind in dem Palästinensergebiet nach UN-Angaben mehr als 260.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen.
Die Armee setzt die schweren Bombardierungen des Gazastreifens fort und hat die Versorgung der Enklave mit Lebensmitteln, Wasser und Strom unterbrochen. Eine Bodenoffensive könnte schon bald folgen.
Israel hat 300.000 Reservisten mobilisiert, viele davon befinden sich noch im Ausland und treten peu à peu die Reise nach Jerusalem an.