Die Linke hat Kritik an der Rede von König Charles im Bundestag geübt. „Kleinkarierter Spießer-Sozialismus“ sei das, finden ihre Widersacher.
„Klärt erstmal euer Verhältnis zu Putin“Linke kritisiert Rede von König Charles – und bekommt Gegenwind
Die Linke hat scharfe Kritik an dem Auftritt des britischen Königs Charles III. im Bundestag am Donnerstag geübt – und ist dafür selbst in die Kritik geraten. Bei der Debatte stand jedoch nicht der Inhalt der Rede im Fokus, sondern die grundsätzliche Frage, ob ein Monarch im Parlament eine Rede halten sollte.
„Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt“, sagte Parteichef Martin Schirdewan der Deutschen Presse-Agentur. „Ich finde es auch seltsam, dass sich der Bundestag in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde“, führte der Linken-Politiker aus.
Linken-Politiker mit scharfer Kritik an Bundestagsrede von König Charles III.
Noch drastischer fiel die Kritik von Schirdewans Stellvertreter Ates Gürpinar aus. „Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns: Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta“, sagte Gürpinar der „Augsburger Allgemeinen“.
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Deutschland könne froh sein, die Monarchie vor über hundert Jahren abgeschafft zu haben, erklärte Gürpinar. „Jetzt einen Monarchen mit allen Ehren ins Herz der Demokratie zu holen, ist hochgradig geschichtsvergessen“, so der Linken-Politiker. Dass die Protokollabteilung des Londoner Hofes dabei die Regeln bestimme, sei mit der Würde des Parlamentes unvereinbar.
Linken-Politiker Ates Gürpinar: „Monarchien sind Diktaturen mit mehr historischem Lametta“
Charles ist der erste König, der eine Rede vor den Bundestagsabgeordneten gehalten hat. Sein erster Auftritt im Bundestag war der Besuch am Donnerstag derweil nicht. Bereits vor drei Jahren sprach er in seiner Eigenschaft als Thronfolger zu Ehren der Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus im deutschen Parlament. Der Monarch spricht fließend Deutsch, seine Familie hat deutsche Wurzeln.
Für die Kritik der Linken gab es von Politikerinnen und Politikern anderer Parteien am Donnerstag schnell Widerspruch. Oft wurde dabei darauf verwiesen, dass die Linke vor einigen Jahren den russischen Präsidenten Wladimir Putin noch in den Bundestag einladen wollte. Gegen den Kremlchef wurde nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mittlerweile ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs erlassen.
Kritik an der Rede von König Charles III.: „Kleinkarierter Spießer-Sozialismus“
„Klärt erstmal euer Verhältnis zu Putin, bevor ihr gegen die von allen geschätzte Royal Family blökt“, schrieb CDU-Politiker Christian Natterer auf Twitter an Gürpinar gerichtet. Es sei „eher bedenklich, die SED-Nachfolgerpartei wieder ins Herz unserer Demokratie zu lassen“, kommentierte unterdessen FDP-Politiker Phil Hackemann.
Kritik an der Position der Linken-Parteichefs äußerte auch Politikwissenschaftler Andreas Püttmann: „Kleinkarierter Spießer-Sozialismus“, sei die Kritik der Linken, schrieb er bei Twitter. Die Linken-Politiker sollten akzeptieren, „dass die Briten ihre Staatsform selbst bestimmen und ihr Monarch des 21. Jahrhunderts längst nicht mehr ins Schema absoluter Herrschaft passt“.
Linke gegen Bundestags-Auftritte von Monarchen: „Mir ist egal, wenn er hier abhängt...“
Ein weiterer stellvertretender Parteichef der Linken, Lorenz Gösta Beutin, beantwortet die Kritik Püttmanns: „Mir ist egal, wenn er hier abhängt, aber halt nicht als Monarch im Deutschen Bundestag“, schrieb er und bezeichnete Püttmann zudem als „konservativen Spießer“.
Um die Inhalte der Rede von Charles III. ging es bei den Auseinandersetzungen nicht. Der britische König hatte bei seinem Auftritt im Bundestag die umfangreiche deutsche Hilfe für die Ukraine gewürdigt. „Deutschland und das Vereinigte Königreich haben eine wichtige Führungsrolle übernommen“, sagte der Monarch, der auch emotionale Worte zu seiner Mutter, der im September 2022 gestorbenen Queen Elizabeth II., fand.
Für seine in großen Teilen auf Deutsch gehaltene Rede bekam der König Standing Ovations und viel Applaus im Bundestag. Seine Kritiker im Parlament hielten sich zurück.