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Kommentar zum „Brücken-Lockdown“Der Weg durch die Pandemie – nun aber wirklich

Lesezeit 2 Minuten
Laschet mit rotem Kreis

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet

Kaum ist das Chaos um die „Osterruhe“ überwunden, folgt die nächste Wortschöpfung, die Deutschland – nun aber wirklich – durch die Pandemie bringen soll. „Brücken-Lockdown“: Unter diesem Schlagbegriff hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Ostermontag seinen neuesten Fahrplan für die kommenden Wochen vorgestellt. Und auch bei dieser Maßnahme scheint das Wort noch vor dem Konzept zu Papier gebracht worden zu sein. Die Restriktionen sollen härter werden, soviel ist sicher. Was genau das konkret heißen soll, ist hingegen noch nicht klar. Dabei können sich Laschet und Co. vage Ankündigungen und halbherzige Umsetzungen längst nicht mehr leisten.

Der politische Blindflug der vergangenen Wochen und Monate hat den Bürgern zu schaffen gemacht. Der Plan zu stufenweisen Öffnungen ab Anfang März endete im Chaos. Corona-Regeln änderten sich plötzlich mit jedem Ortsschild, die vereinbarte Notbremse wurde nahezu willkürlich umgesetzt, während die Infektionszahlen bundesweit in die Höhe schossen. Die Hilflosigkeit der Politik gipfelte in einer Marathon-Sitzung von Bund und Ländern, in der ein zusätzlicher Ruhetag beschlossen wurde, der von der Kanzlerin persönlich direkt darauf wieder einkassiert wurde. Vertrauen in die Regierung? Das ist für viele Menschen nicht mehr als eine ferne Erinnerung aus dem Frühjahr 2020.

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An einem härteren Lockdown führt kein Weg mehr vorbei. Was Mediziner schon seit Wochen fordern, scheint nun auch der NRW-Ministerpräsident verstanden zu haben. Zumindest in Teilen, denn nach einem kompletten Lockdown klingt auch die aktuelle Ankündigung nicht. Und ein paar eingängige Schlagwörter machen noch kein Konzept. Nun muss es darum gehen, die Pandemietreiber in den Fokus zu nehmen, und das nicht nur mit Appellen. Es kann nicht sein, dass Arbeitnehmer weiterhin in der Bahn sitzen und ins Büro fahren sollen, dass Schüler ungetestet in Klassenräumen sitzen, aber Museen oder Zoos selbst mit den besten Hygienekonzepten schließen müssen. Und welcher Politiker möchte den Menschen erklären, dass sie abends nicht mehr das Haus verlassen sollen, aber tagsüber Zehntausende ohne Maske und Abstand ungehindert demonstrieren dürfen?

In der nächsten Runde von Bund und Ländern geht es nicht allein darum, Virus-Schadensbegrenzung zu betreiben und die Zeit bis zum Sommer so gut es geht zu überbrücken. Mit einer Pandemiepolitik, die sich an Wissenschaft und Lebensrealität orientiert, muss endlich auch wieder eine Brücke zu den Bürgern geschlagen werden.