- Dass die Zusage eines Impftermins einen fast schon euphorischen Moment erzeugen kann, hatte Stadt-Anzeiger-Redakteur Andreas Damm vorher nicht erwartet.
- Ein persönlicher Erfahrungsbericht vom Impfzentrum der Kölner Messe.
Köln – So ganz anders kann sich ein Lottogewinn eigentlich auch nicht anfühlen, denke ich mir am Samstagvormittag. Es ist 8.15 Uhr und das Glück hat mich soeben zu einem Impfling gemacht.
Das Glück? Na ja, sagen wir lieber, es war ein gnädiger Internet-Server der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, der mir gleich im ersten Versuch einen Termin am Ostersonntag bescherte. Die zweite Spritze wurde gleich mitgebucht, Ende Juni wird es soweit sein.
Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass die Zusage eines Impftermins einen fast schon euphorischen Moment erzeugen kann. Super Sache, die Sonderaktion mit Astrazeneca für Leute über 60.
200 Meter Schlange stehen
Sonntagnachmittag am Impfzentrum der Kölner Messe ist die gute Laune dann erst einmal futsch. Die Warteschlange vor dem Eingang zum Impfzentrum dürfte mehr als 200 Meter lang sein. Haben die etwa alle einen Termin? Ja, haben sie, und ich muss mich innerlich zur Ordnung rufen.
Man braucht eben ein bisschen Geduld bei einer Massenimpfung, Minutenzählen hilft niemandem weiter bei einer Pandemie. Es geht dann doch überraschend zügig voran. Vor Eintritt in die Messehalle muss ich meinen Ausweis und den Ausdruck der Terminbestätigung vorzeigen. Danach bewege ich mich weiter im Tross der angehenden Impflinge.
Der Ablauf erinnert mich an einen Flughafen, Beginn einer Reise zur Immunität gegen Corona. Absperrbänder leiten die Besucher zum Schalter, vorbei an zwei Helferinnen, die mit einem Infrarot-Thermometer bei jedem Einzelnen die Körpertemperatur messen. Wer Fieber hat, muss wieder gehen.
Das könnte Sie auch interessieren:
An der nächsten Station bekommt jeder die Informationsblätter zur Aufklärung über den Impfvorgang sowie einen medizinischen Fragebogen, an der übernächsten einen Kugelschreiber. „Wartebereich sechs bitte“, bescheidet mich ein Helfer.
Kurze Belehrung durch einen Bundeswehrsoldaten, Dokumente ausfüllen, dann wieder zu einem Schalter vorrücken. Die darin sitzende Dame fragt nicht nur nach dem Ausweis, sondern auch nach dem Impfpass. Erneut Schlange stehen.
Mit der Rolltreppe geht es in die erste Etage, dort befinden sich die Impfkabinen. „Kabine neun bitte und Platz nehmen“, noch einmal drei, vier Minuten gedulden, dann bin ich an der Reihe. Den Piekser mit der Spritze spüre ich kaum, der Impf-Vorgang ist eine Sache von Sekunden.
Die Ärztin rät mir, noch eine Viertelstunde in der Ruhezone vor dem Ausgang zu bleiben – falls sich spontan eine Unverträglichkeit mit dem Impfstoff herausstellen sollte. Mache ich. Alles easy gelaufen, freue ich mich, hat nicht mal anderthalb Stunden gedauert.
Und dann folgt eine Ernüchterung der ganz anderen Art. Auf dem riesigen Monitor vor mir erscheinen Tipps der „Seniorenprävention der Polizei Köln“, wie ich mich vor Telefonbetrügern schützen kann und so weiter. Bin ich wirklich schon so alt? Nichts wie weg hier.