Düsseldorf – In die Diskussion um die Maskenpflicht an Schulen scheint Bewegung zu kommen. „Sollten über die aktuellen Maßnahmen hinaus an unseren Schulen weitere präventive Maßnahmen nötig werden, werden wir diese zunächst im Kabinett am kommenden Dienstag erörtern und beraten“, sagte Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Trotz massiver Kritik hatte sie bislang strikt an ihrer Entscheidung festgehalten, die Maskenpflicht im Unterricht aufzuheben. „Das Infektionsgeschehen bundesweit und auch in Nordrhein-Westfalen nimmt spürbar zu, das registrieren wir abgeschwächt auch bei unseren Erhebungen in den Schulen“, sagt sie nun.
Opposition fordert Rückkehr zur Maskenpflicht
Diese Entwicklung sei vor allem auf das Verhalten von Erwachsenen zurückzuführen. „Es ist leider nicht gelungen, in der Altersgruppe über 18 eine ausreichende Impfquote zum Schutz der Gesellschaft zu erreichen.“ Die Opposition im Düsseldorfer Landtag erneuerte die Forderung, zum obligatorischen Tragen des Mund- und Nasenschutzes im Unterricht zurückzukehren. „Wir brauchen jetzt dringend mehr Schutz für unsere Kinder, um sichere Präsenz weiter gewährleisten zu können“, so der bildungspolitische Sprecher der SPD, Jochen Ott.
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Auch „flächendeckend Luftfilter in allen Klassenräumen“ gehörten dazu. Sigrid Beer von den Grünen verwies auf Angaben des Landesgesundheitszentrums, das für Leverkusen Inzidenzen von 1227 für die Gruppe der Zehn- bis 14Jährigen melde, und warf der Ministerin „Realitätsverlust“ vor. Auch Philologenverband und Landeselternschaft appellierten an Gebauer, zur Maskenpflicht zurückzukehren.
903 infizierte Schülerinnen und Schüler in Köln
„Wir waren schon Anfang November gegen den Wegfall der Maskenpflicht, bereits da waren die Corona-Zahlen hoch und es war absehbar, dass sie weiter steigen“, sagt Nathalie Binz, Vorsitzende der Kölner Stadtschulpflegschaft. „Nun sind die Inzidenzen gerade unter Kindern und Jugendlichen so hoch, dass immer mehr Klassen betroffen sind. Wir sehen das mit großer Sorge.“ In Köln lag die Corona-Inzidenz bei den 0- bis 19-Jährigen Anfang der Woche bei 468. Aktuell gibt es in der Stadt 903 infizierte Schülerinnen und Schüler.
Sie sei froh, dass „nach unseren Rückmeldungen eine überwältigende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler“ freiwillig weiterhin eine Maske trage, so Binz. „Die allermeisten Kinder und Jugendlichen verhalten sich sehr rücksichtsvoll. Und die Schulen sind äußerst engagiert bei der Durchführung von Tests und der Organisation von Quarantänen.“ Das Gesundheitsamt sei allerdings mit der Nachverfolgung der Kontakte überfordert. Die Schulen können Kinder zwar nach Hause schicken, aber nicht anordnen, dass Schüler das Haus nicht verlassen. „In Köln hat das schon dazu geführt, dass eine ganze Klasse acht oder neun Tage zu Hause war – die Kinder aber ihre Großeltern oder Freunde besucht haben“, sagt Binz.
Mehrere Klassen in Quarantäne
Überall in NRW gibt es Schulen mit vielen positiven Tests und Klassen in Quarantäne. So sind an der Integrierten Gesamtschule Paffrath momentan 25 Kinder infiziert, zehn davon in der 5. Klasse. „Vor allem die jüngeren Kinder der 5. und 6. Klassen stecken sich mit dem Coronavirus an“, berichtet Schulleiterin Angelika Wollny. Der Empfehlung der Schulleitung, im Unterricht freiwillig die Maske zu tragen, kämen nicht alle Schüler nach. „Das sind Kinder. Sie sind sich der Gefahr nicht bewusst und empfinden die Maske als lästig. Das kann man ja auch verstehen“, sagt Wollny.
Am Erzbischöflichen St. Angela-Gymnasium in Wipperfürth wurden am Mittwoch und Donnerstag zwei sechste Klassen in Quarantäne geschickt, nachdem sieben Kinder positiv getestet wurden. Für Schulleiter Werner Klemp nicht verwunderlich. Die Abschaffung der Maskenpflicht erweise sich „immer deutlicher als Fehler“.
Warnung vor Mutation aus Südafrika
Die FCBG-Realschule in Gummersbach hat für ihre Klassen 6 bis 9 wegen zahlreiche Corona-Fälle komplett auf Distanzunterricht umgestellt. Die Anwesenheitspflicht an Schulen steht vorläufig nicht zur Disposition. Auch eine Verlängerung der Weihnachtsferien sei nicht geplant, sagte Bildungsministerin Gebauer.
In den Kitas seien derzeit keine zusätzlichen Corona-Schutzmaßnahmen wie Gruppentrennungen oder die Reduzierung der Betreuungszeiten geplant, sagte FDP-Familienminister Joachim Stamp. Die Wissenschaft warne aber vor Virus-Mutationen aus Südafrika. „Insofern wäre es fahrlässig, irgendetwas für die Zukunft auszuschließen.“ Er werde mit Ministerin Gebauer aber darauf achten, „dass die Kinder die Letzten sind, die jetzt in Mitleidenschaft gezogen werden“, sagte Stamp, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist. „Wir werden die Bildungsrechte verteidigen.“